Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der heimliche Rebell

Der heimliche Rebell

Titel: Der heimliche Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
Vom Netzwerk:
entarteter Schund. Das erste vom Major eingesetzte Literaturkomitee hat Ulysses gleich 1988 auf den Index gesetzt. Hier.“ Schwerfällig schaufelte er eine Handvoll Bücher hoch; eins nach dem anderen warf er sie Allen in den Schoß. „Noch mehr von der gleichen Sorte. Romane aus dem zwanzigsten Jahrhundert. Kennt keiner heute mehr. Verboten. Verbrannt. Vernichtet.“
    „Aber was wollten diese Bücher bewirken? Warum liegen sie mit dem ganzen Plunder auf einem Haufen? Das war doch früher nicht so, oder?“
    Sugermann war sichtlich amüsiert, und Gates gackerte und hieb sich auf die Schenkel.
    „Was für eine Art von MoRes lehrten sie?“ begehrte A l len zu wissen.
    „Keine“, sagte Sugermann.
    „Sie haben sie gelesen?“ Allens Blick heftete sich auf den Band des Ulysses. Sein Interesse und seine Verwirrung wuchsen. „Warum? Und was haben Sie herausgefunden?“
    Sugermann dachte sorgfältig über diese Frage nach. „Im Gegensatz zu den anderen“, sagte er schließlich, „sind das hier echte Bücher.“
    „Was wollen Sie damit sagen?“
    „Schwer zu erklären. Sie handeln von etwas.“ Ein Lächeln breitete sich auf Sugermanns Gesicht aus. „Ich bin ein Eie r kopf, Purcell. Ich würde Ihnen bloß sagen, diese Bücher seien Literatur. Darum fragen Sie mich besser erst gar nicht.“
    „Diese Burschen“, erläuterte Gates, wobei er Allen ins Gesicht atmete, „haben alles hingeschrieben, genauso, wie’s im Zeitalter der Großen Verschwendung war.“ Er hämmerte mit seiner Faust auf einem Buch herum. „Das legt Zeugnis ab. Steht alles genau drin.“
    „Aber dann sollte man sie aufbewahren“, sagte Allen. „Man sollte sie nicht mit dem Müll zusammenwerfen. Wir benötigen sie als historische Aufzeichnungen!“
    „Sicher“, sagte Sugermann. „Damit wir erfahren, wie das Leben damals war, ja?“
    „Sie sind wertvoll.“
    „Sehr wertvoll.“
    Wutentbrannt sagte Allen: „Sie berichten die Wahrheit!“
    Sugermann brüllte vor Lachen. Er holte ein Taschentüc h lein hervor und wischte sich die Augen. „So ist es, Purcell. Sie berichten die Wahrheit, die eine und einzige unverbrüc h liche Wahrheit.“ Plötzlich hörte er auf zu lachen. „Tom, gib ihm den Joyce. Als kleines Präsent von dir und mir.“
    Gates war entsetzt. „Aber der Ulysses ist glatt seine hu n dert Scheine wert!“
    „Gib’s ihm schon!“ Sugermann kehrte seinen knurrigen, groben Altmännerstarrsinn heraus. „Wenn einer es haben soll, dann er.“
    Allen sagte: „Das kann ich nicht annehmen; es ist viel zu wertvoll.“ Und, so begriff er, er konnte es gar nicht beza h len. Er hatte keine zehntausend Dollar. Aber er erkannte auch, daß er das Buch haben wollte.
    Sugermann starrte Allen so lange unverwandt an, daß dieser ganz unruhig wurde. „MoRes“, grummelte er endlich. „Keine Geschenke machen, keine Geschenke annehmen. Okay, Allen. Tut mir leid.“ Er raffte sich hoch und ging in den angrenze n den Raum hinüber. „Wie wär’s mit einem Glas Sherry?“
    „Echt Spitze, das Zeug“, sagte Gates. „Aus Spanien. Der Echte.“
    Sugermann, der mit einer halbleeren Flasche wieder au f tauchte, schnappte sich drei Gläser und goß sie bis zum Rand voll. „Zum Wohl, Purcell. Auf die Tugend, die Wahrheit und – “ Er überlegte einen Augenblick lang. „Die Moral.“
    Malparto machte sich eine abschließende Notiz und gab dann den Technikern ein Handzeichen. Die Bürobeleuc h tung ging wieder an, während das Gitterwerk weggerollt wurde.
    Der Patient auf dem Tisch blinzelte, zuckte, bewegte sich schwach.
    „Und dann kamen Sie zurück?“ fragte Malparto.
    „Ja“, sagte Mr. Coates. „Ich trank drei Gläser Sherry und flog dann zurück nach Newer York.“
    „Und weiter passierte nichts?“
    Mit einer sichtlichen Anstrengung setzte Mr. Coates sich auf. „Ich kam zurück, stellte den Splitter ab, holte die Wer k zeuge und den Eimer mit der roten Farbe und schändete die Statue. Ich ließ den leeren Farbeimer auf einer Bank stehen und ging heim.“
    Die erste Sitzung war vorbei, und Malparto hatte absolut nichts herausgefunden. Seinem Patienten war rein gar nichts widerfahren, weder auf Hokkaido noch vorher; er war ein paar Jungen begegnet, hatte versucht, eine Flasche Scotch zu kaufen, hatte ein Buch gesehen. Das war alles. Und es gab keinen Sinn.
    „Sind Sie jemals psi-getestet worden?“ erkundigte sich Malparto.
    „Nein.“ Sein Patient kniff die Augen vor Schmerz zusa m men. „Ihre ganzen Drogen haben mir

Weitere Kostenlose Bücher