Der heimliche Rebell
erinnerte ihn Allen. Er mußte daran denken, wie sehr ihm Luddy den Hinauswurf verübelt hatte. „Sie können uns erheblichen Ä r ger machen. Und nun, da Luddy dort ist, werden sie das vie l leicht auch. Und zwar auf die ganz linke Tour, weil diesmal persönlicher Groll mit im Spiel ist. Damit haben wir uns noch nie auseinandersetzen müssen. Das gibt bestimmt einen ganz erbitterten Kampf auf Leben und Tod.“
Nachdem Priar wieder gegangen war, stand Allen auf und schritt ruhelos in seinem Büro auf und ab. Morgen war Freitag, der letzte volle Tag, der ihm noch für die Entsche i dung blieb, ob er den Direktorenposten bei T-M annehmen sollte oder nicht. Das Problem mit der Statue würde er für den Rest der Woche noch mit sich herumschleppen; wie Malparto gesagt hatte, konnte sich die Therapie endlos hi n ziehen.
Entweder ging er also so zu T-M, wie er jetzt war, oder er lehnte den Job höflich ab. Am Samstag würde er immer noch dieselbe schwer faßbare Persönlichkeit sein, mit de n selben Schaltern, die von etwas tief in seinem Innern betätigt wurden.
Der Gedanke, wie wenig praktische Hilfe ihm der Ps y chologische Dienst gegeben hatte, deprimierte ihn zutiefst. Doktor Malparto schwebte irgendwo in den Wolken, weil er sein ganzes Leben lang nie anders als in den Kategorien seiner Tests und Reaktionsmessungen gedacht hatte. Und derweil kam die Lösung der praktischen Probleme nicht voran. Er mußte eine Entscheidung treffen, und zwar ohne Malpartos Hilfe. Ja, sogar ohne jegliche Hilfe. Er war wi e der an dem Punkt angelangt, wo er auch schon gewesen war, als Gretchen ihm den zusammengefalteten Zettel g e geben hatte.
Er griff nach dem Telefonhörer und wählte die Nummer seines Apartments.
„Ja, bitte?“ ertönte Janets angstvolle Stimme.
„Hier spricht die Leichenhallen-Liga“, sagte Allen. „Ich bedauere, Ihnen mitteilen zu müssen, daß Ihr Gatte auf Nimmerwiedersehen in den Verteiler eines Autofac-Schiffes gesaugt worden ist.“ Er blickte auf seine Uhr. „Um genau fünf Uhr fünfzehn.“
Entsetzliche, atemlose Stille. Dann sagte Janet: „Aber das ist jetzt.“
„Falls Sie genau hinhören“, sagte Allen, „können Sie ihn noch röcheln hören. Er ist noch nicht ganz hinüber, aber viel fehlt jedenfalls nicht mehr.“
Janet sagte: „Du unmenschliches Monster.“
„Was ich eigentlich herausfinden wollte“, meinte Allen, „ist, was wir heute abend vorhaben.“
„Ich gehe mit Lenas Kindern ins Geschichtsmuseum.“ Lena war die verheiratete Schwester seiner Frau. „Und du hast bisher noch nichts vor.“
„Ich werde wohl mal mitzotteln“, entschied er. „Ich möchte etwas mit dir besprechen.“
„Was besprechen?“ fragte sie sofort.
„Denselben Scheiß noch mal.“ Das Geschichtsmuseum würde dafür so gut geeignet sein wie kaum ein anderer Ort; es wurden immer so viele Besucher hindurchgeschleust, daß kaum die Gefahr bestand, von einem Pimpf entdeckt und aus der Menge herausgepickt zu werden. „Ich bin so gegen sechs daheim. Was gibt’s zum Abendessen?“
„Wie wär’s mit ,Steak’?“
„Fein“, sagte er und legte auf.
Nach dem Abendessen gingen sie hinüber zu Lena und ho l ten die beiden Kinder ab. Ned war acht und Pat sieben, und sie wuselten aufgeregt die dämmrige Allee entlang und die Stufen zum Museum hoch. Allen und seine Frau kamen langsamer nach, Hand in Hand. Sie sprachen nicht viel. Ausnahmsweise war der Abend angenehm. Der Himmel war mit Wolken gesprenkelt, aber freundlich, und viele Leute waren draußen unterwegs, um den wenigen Vergnügungen nachzugehen, die ihnen zugestanden wurden.
„Museen“, sagte Allen. „Und Kunstausstellungen. Und Konzerte. Und Vorträge. Und Podiumsdiskussionen über öffentliche Belange.“ Er dachte daran, wie Gates’ Gramm o phon I can’t get started spielte, an das Aroma von Sherry und vor allen Dingen an die sperrigen Überreste des zwa n zigsten Jahrhunderts, die sich auf wundersame Weise in dem wasserdurchtränkten Exemplar des Ulysses konzentriert ha t ten. „Und immer spielen wir Jonglieren… “
Versonnen hängte Janet sich bei ihm ein. „Manchmal“, meinte sie, „wünsche ich mir, ich wäre wieder ein Kind. Schau nur, wie sie laufen.“ Die Geschwister waren im M u seum verschwunden. Auf sie übten die Ausstellungen noch einen Reiz aus; sie waren der ausgeklügelten Arrangements noch nicht müde.
„Eines Tages“, sagte Allen, „würde ich gerne mit dir i r gendwo hinfahren, wo man sich entspannen
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