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Der heimliche Rebell

Der heimliche Rebell

Titel: Der heimliche Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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das heiße, pulsierende Verlangen ihres wunderbaren Körpers spüren. Ihre Augen waren halb geschlossen, und sie stöhnte leise. „Bitte“, keuchte sie, während sie halbherzig versuchte, ihn wegzustoßen. Ihr Kleid glitt nun endgültig beiseite…’
     
    „Lieber Himmel“, sagte Allen.
    „Klasse Buch“, bemerkte Gates. „Ist noch mehr davon da. Hier.“ Er wühlte ein anderes hervor und hielt es Allen hin. „Lesen Sie.“
     
    ICH, DER KILLER
     
    Zeit und Zerfall hatten den Namen des Autors ausgelöscht. Allen öffnete vorsichtig das zerfetzte Taschenbuch und las:
     
    …. Wieder schoß ich ihr in den Unterleib. Eingeweide und Blut spritzten heraus, durchnäßten ihren zerrissenen Rock. Der Boden unter meinen Schuhen war schlüpfrig von ihrer Blutjauche. Als ich über sie hinwegstieg, zerquetschte ich versehentlich eine ihrer entstellten Brüste unter meinem Absatz, aber zum Teufel noch mal, sie war ja sowieso mausetot…
     
    Allen beugte sich vor, zog ein fettes, schimmeliges Buch mit grauem Einband aus dem Stapel und schlug es auf.
     
    …. Steven Dedalus beobachtete durch das spinnverwebte Fenster die Finger des Steinschneiders, die eine zeitgestumpfte Kette untersuchten. Staub spann das Fenster ein und die Schaukästen. Staub verfinsterte die sich plagenden Finger mit ihren Geiernägeln…
     
    „Das is’n ganz heißes“, sagte Gates, der über Allens Schulter lugte und mitlas. „Schauen Sie’s sich nur ganz an. Besonders am Schluß.“
    „Warum liegt denn das dabei?“ fragte Allen.
    Gates schlug die Hände zusammen und wand sich. „Mann, das ist das Buch überhaupt. Das verschweinteste von allen. Wissen Sie eigentlich, wieviel ich für ein Exemplar davon kriege? Zehntausend Dollar!“ Er versuchte, das Buch zu packen, aber Allen hielt es mit eisernem Griff fest.
     
    … Staub schlief auf stumpfen Rollen aus Bronze und Silber, auf Zinnoberrhomben, auf Rubinen, leprösen und weindunklen Steinen.
     
    Allen ließ das Buch sinken. „Das ist nicht schlecht.“ Die Worte vermittelten ihm eine wunderliche Empfindung, und er las den Abschnitt sorgfältig noch einmal.
    Von den Stufen am Eingang her ertönte ein Kratzen und Scharren, und Sugermann trat ein. „Was ist gar nicht schlecht?“ Er sah das Buch und nickte. „James Joyce. Exzellenter Schriftsteller. Ulysses bringt uns derzeit eine Menge ein. Mehr, als Joyce selber jemals dafür gekriegt hat.“ Achtlos warf er seine Last hin. „Tom, da ist noch eine ganze Schiffsladung voll oben auf der Oberfläche. Erinnere mich bitte nachher dran. Wir können sie später runterholen.“ Der starkknochige Mann mit dem runden, von bläulichen Bartstoppeln verschatteten Gesicht begann sich aus dem wollenen Überzieher zu schälen.
    Allen, der sich immer noch das Exemplar des Ulysses anschaute, sagte: „Warum liegt dieses Buch bei den anderen? Es hat überhaupt nichts mit ihnen gemein.“
    „Stehen die gleichen Worte drin“, sagte Sugermann. Er zündete sich eine Zigarette an und steckte sie in eine geschnitzte, reich verzierte Spitze. „Wie geht’s Ihnen denn so, Mr. Purcell? Was macht die Agentur?“
    „Bestens“, sagte er. Das Buch beunruhigte ihn und ließ ihn nicht los. „Aber dieses…“
    „Dieses Buch ist trotz allem Pornographie“, sagte Sugermann. „Joyce, Hemingway. Degenerierter, entarteter Schund. Das erste vom Major eingesetzte Literaturkomitee hat Ulysses gleich 1988 auf den Index gesetzt. Hier.“ Schwerfällig schaufelte er eine Handvoll Bücher hoch; eins nach dem anderen warf er sie Allen in den Schoß. „Noch mehr von der gleichen Sorte. Romane aus dem zwanzigsten Jahrhundert. Kennt keiner heute mehr. Verboten. Verbrannt. Vernichtet.“
    „Aber was wollten diese Bücher bewirken? Warum liegen sie mit dem ganzen Plunder auf einem Haufen? Das war doch früher nicht so, oder?“
    Sugermann war sichtlich amüsiert, und Gates gackerte und hieb sich auf die Schenkel.
    „Was für eine Art von MoRes lehrten sie?“ begehrte Allen zu wissen.
    „Keine“, sagte Sugermann.
    „Sie haben sie gelesen?“ Allens Blick heftete sich auf den Band des Ulysses. Sein Interesse und seine Verwirrung wuchsen. „Warum? Und was haben Sie herausgefunden?“
    Sugermann dachte sorgfältig über diese Frage nach. „Im Gegensatz zu den anderen“, sagte er schließlich, „sind das hier echte Bücher.“
    „Was wollen Sie damit sagen?“
    „Schwer zu erklären. Sie handeln von etwas.“ Ein Lächeln breitete sich auf Sugermanns Gesicht aus.

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