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Der heimliche Rebell

Der heimliche Rebell

Titel: Der heimliche Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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weit weg vom Zentrum“, sagte Allen. „Seid mal realistisch – eure Familien haben Jahrzehnte gebraucht, bis sie sich so in der Nähe einmieten konnten!“
    „…“, sagte einer der Jungen bitter, und dann waren sie auch schon wieder mit den Schatten verschmolzen. Allen blieb allein mit seinen Gedanken zurück, die um eine ganz offensichtliche Tatsache kreisten.
    MoRes war nichts Natürliches. Wie jeder Lebensstil mußte auch sie erst erlernt werden. Eigentlich eine simple Wahrheit, aber er hatte erst diesen unglücklichen Jungen begegnen müssen, um sich an sie zu erinnern.
    Die Ausgabestelle, zu der die Autofac-Empfangsstation gehörte, war noch geöffnet. Er trat durch die Pforte und zückte dabei seine Brieftasche.
    „Sicher“, sagte der unsichtbare Verkäufer, als die Kaufkarte gelocht wurde. „Aber nur das 3,2-Zeug. Sie wollen das wirklich trinken?“ In der Warenwand leuchteten die Schaufenster mit den Bierflaschen auf. „Es wird aus Heu gemacht.“
    Einmal – es mußte tausend Jahre her sein – hatte er die Taste am Auswurfschacht für 3,2-Bier betätigt und eine Flasche Scotch gekriegt. Gott allein mochte wissen, woher der Scotch gekommen war. Vielleicht hatte er den Krieg überstanden, war von einem robotischen Lagerverwalter entdeckt worden und automatisch in den einzigen genehmigten Verkaufsautomaten für Alkohol gewandert. Es war nie wieder vorgekommen, aber trotzdem hatte Allen nicht damit aufhören können, die Taste zu drücken, weil er die schwache, gleichsam kindliche Hoffnung hegte, das Wunder würde sich wiederholen. Aber offenbar war der Vorfall nur eine jener unerklärlichen Pannen gewesen, die selbst in der vollkommensten Gesellschaft auftraten.
    „Rückvergütung“, verlangte er und stellte die ungeöffnete Flasche auf die Verkaufstheke.
    „Ich hab’s mir anders überlegt.“
    „Sie hätten ja gleich auf mich hören können“, sagte der Verkäufer und buchte das Geld zurück auf Allens Kaufkarte. Allen stand noch einen Augenblick einfach so da, mit leeren Händen und einem seinen Geist betäubenden Gefühl der Sinnlosigkeit, dann ging er wieder nach draußen.
    Einen Moment später war er schon dabei, die Rampe zum winzigen Dachlandefeld hinaufzusteigen, das die Agentur für eilige Botenflüge benutzte. Dort war der Splitter abgestellt, eingeschlossen in seiner kleinen Flugzeughalle.
     
    „Und das ist alles?“ fragte Malparto. Abrupt schaltete er das dräuende Gewirr aus Drähten und Linsen aus, das er vor Beginn der Tiefenerkundung sorgfältig auf seinen Patienten fokussiert hatte. „Sonst ist zwischen dem Zeitpunkt, da Sie Ihr Büro verließen, und dem Start nach Hokkaido nichts passiert?“
    „Sonst nichts.“ Mr. Coates lag lang ausgestreckt auf dem Tisch, die Arme rechts und links vom Körper. Hoch über ihm überprüften die beiden Techniker ihre Meßgeräte.
    „Das war der Vorfall, an den Sie sich nicht mehr erinnern konnten?“
    „Ja, die Jungen an der Autofac-Station.“
    „Und das machte Sie niedergeschlagen?“
    „Ja“, bestätigte Mr. Coates. Seine Stimme war bar jeder Gefühlsregung; unter der dicken Decke aus Drogen hatte sich seine Persönlichkeit in einen Zustand der Auflösung zurückgezogen.
    „Warum?“
    „Weil es unfair war.“
    Malparto sah den Punkt dabei einfach nicht; der Vorfall bedeutete ihm nichts. Er hatte eine sensationelle Enthüllung erwartet, etwas mit Mord oder Kopulation oder emotionaler Erregung. Oder alles drei zusammen.
    „Dann wollen wir mal weitermachen“, sagte er unwillig. „Die Hokkaido-Episode selbst.“ Er zögerte unwillkürlich. „Der Zwischenfall mit den Jungen. Haben Sie wirklich das Gefühl, daß er von entscheidender Bedeutung ist?“
    „Ja“, sagte Mr. Coates.
    Malparto zuckte hilflos die Achseln und gab den Technikern ein Zeichen, das Drahtgewirr mit seinem ganzen Drum und Dran wieder in Gang zu bringen.
     
    Ringsum war Dunkelheit. Selbstlenkend und in mechanische Zwiesprache mit sich selbst vertieft sackte der Splitter der Insel unter ihm entgegen. Allen lehnte den Kopf gegen den Sitz und schloß die Augen. Das Heulen der verdrängten Luft ließ nach, und auf dem Armaturenbrett blinkte ein blaues Licht.
    Es gab kein besonderes Landefeld, auf dem man hätte niedergehen müssen; ganz Hokkaido war ein großes Feld. Er schaltete die Landeautomatik ein, und das Schiff strich suchend über die Aschenfläche. Schließlich registrierten die Empfänger das Muster von Sugermanns Signalgeber, und das Schiff änderte

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