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Der heimliche Rebell

Der heimliche Rebell

Titel: Der heimliche Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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entwickelt?“
    Allen ließ sich Zeit mit der Antwort. Ganz gleich, was er jetzt sagte, die Lage war hoffnungslos. Aber es hatte ja sowieso nie anders enden können. „Ich bin mir nicht bewußt“, sagte er schließlich ohne große Überzeugungskraft, „daß sich ein Verhältnis entwickelt hätte, weder dann noch sonstwann.“
    „Für Sie ist also die Beziehung zu einer jungen Frau, bei der es sich nicht um Ihre Gattin handelt, die Petting und den Austausch von Zärtlichkeiten und das Aneinanderschmiegen von Körpern einschließt…“
    „Einem kranken Geist ist jede Beziehung unrein“, sagte Allen. Er stand auf und blickte die Leute unter ihm herausfordernd an.
    „Ich möchte zu gerne sehen, mit wem ich eigentlich spreche. Kommen Sie doch heraus aus Ihrem Versteck; zeigen Sie mir, wie Sie aussehen.“
    Die unpersönliche Stimme schwadronierte weiter: „Haben Sie es sich schon zur Gewohnheit werden lassen, Ihre Hände auf den Körpern junger Frauen ruhen zu lassen, denen Sie zufällig im Laufe des Tages begegnen? Benutzen Sie Ihr Amt als ein Mittel, durch welches…“
    „Ich werd’ Ihnen mal was sagen“, sagte Allen. „Wenn Sie sich zu erkennen geben, werd’ ich Ihnen ein paar tafeln, daß Sie die Engel singen hören. Ich hab’ die Schnauze gestrichen voll von diesen gesichtslosen Anklagen. Obszöne, sadistische Gehirne benutzen diese Versammlungen dazu, alle schmutzigen Details auszuschnüffeln, und besudeln jeden noch so harmlosen Akt, indem sie ihn mit ihren Schmierfingern begrabschen und Schmutz und Schuld in jede normale zwischenmenschliche Beziehung hineininterpretieren. Bevor ich von diesem Podest heruntersteige, habe ich noch ein allgemeines, theoretisches Statement abzugeben. Die Welt wäre ein sehr viel besserer und schönerer Ort, wenn es keine morbide Inquisition wie diese hier gäbe. In jeder dieser Versammlungen wird mehr Schaden angerichtet als in allen geschlechtlichen Vereinigungen zwischen Mann und Frau seit der Erschaffung der Welt.“
    Er setzte sich wieder hin. Nirgendwo war ein Laut zu hören. Im Raum herrschte völlige Stille, bis Mrs. Birmingham rasch sagte: „Wenn sich sonst niemand mehr zur Sache äußern möchte, wird der Rat der Blockwarte jetzt mit der Urteilsfindung beginnen.“
    Von der unpersönlichen Stimme der Gerechtigkeit kam keine Reaktion. Allen, der in sich zusammengesunken auf dem Arme-Sünder-Schemel hockte, begriff plötzlich, daß sie nicht ein einziges Wort zu seiner Verteidigung gesagt hatte. Janet saß immer noch da wie ein hölzerner Stock. Vielleicht stimmte sie den Vorwürfen gegen ihn zu. Im Augenblick hätte nicht einmal das ihm noch etwas ausgemacht.
    Der Rat der Damen beriet sich eine ganze Weile. Unnötig lange, wie es ihm schien. Schließlich stand die Entscheidung doch von vornherein fest. Er zupfte an einem Faden an seinem Ärmel, hüstelte, rutschte ruhelos auf dem Schemel hin und her. Endlich erhob sich Mrs. Birmingham.
    „Die Blocknachbarn von Mr. A. P.“, verkündete sie, „sehen sich leider gezwungen, Mr. A. P. zum unerwünschten Mitmieter zu erklären. Dies ist um so bedauerlicher, als Mr. A. P. während langer Jahre ein mustergültiger Mieter dieser Wohneinheit gewesen ist, wie vor ihm schon seine Familie. Ja, Mr. A. P. ist sogar in jenem Apartment geboren worden, welches er jetzt bewohnt. Obwohl es uns daher eigentlich zutiefst widerstrebt, kommen wir trotzdem nicht umhin, im Namen aller Blocknachbarn Mr. A. P.s seinen Mietkontrakt für null und nichtig zu erklären, beginnend am sechsten Tag des November im Jahre des Herrn 2114, und mit noch größerem Widerstreben Mr. A. P. zu ersuchen, sich selbst, seine Familie und seine Besitztümer bis zu genanntem Zeitpunkt aus obenerwähnten Räumlichkeiten zu entfernen.“ Mrs. Birmingham schwieg einen Augenblick und schloß dann: „Wir möchten jedoch der Hoffnung Ausdruck geben, daß Mr. A. P. Verständnis dafür zeigen wird, daß angesichts der Umstände dem Rat und seinen Blocknachbarn, die ihm für seine persönliche Zukunft sicherlich nur das Beste wünschen, in dieser Angelegenheit keine andere Wahl blieb. Fernerhin möchte der Rat seine feste Überzeugung bekunden, daß Mr. A. P. als ein Mann von großer seelischer Kraft und großem Durchhaltevermögen diese zeitweiligen Schwierigkeiten sicher überwinden wird.“
    Allen lachte lauthals los.
    Mrs. Birmingham warf ihm einen seltsamen Blick zu, faltete dann ihre Erklärung zusammen und trat zurück. Allen ging von der Bühne, die Stufen

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