Der heimliche Rebell
Begriff, die junge Frau zu ergreifen.“ Sie blätterte eine Seite um. „Allerdings wird hier festgestellt, daß Mr. A. P. die junge Frau dahingehend instruiert hatte, so rasch wie möglich von der Bildfläche zu verschwinden.“
„Natürlich“, sagte Allen. „Weil ich einen Angriff auf sie befürchtete, wollte ich, daß sie sich in Sicherheit brachte. Bedenken Sie doch bitte die Umstände. Miß G. M. kommt in mein Büro, um mir ihre besten Glück…“
„Handelt es sich um dieselbe Miß G. M.“, unterbrach ihn die Stimme, „mit der Sie vier Tage und Nächte auf einem Inter-S-Schiff zubrachten? Dieselbe Miß G. M. die sich unter falschem Namen in die Passagierliste eintrug? Ist dies etwa nicht dieselbe Miß G. M. mit der Sie zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten Unzucht getrieben haben? Ist es nicht wahr, daß Sie dies alles vor Ihrer Frau verborgen haben und daß Ihre Frau in Wirklichkeit diese Frau niemals kennengelernt hat und sich somit auch keinesfalls eine Meinung über sie gebildet haben kann, außer der Meinung, die eine Ehefrau für gewöhnlich von der Geliebten ihres Mannes hat?“
Allgemeiner Tumult.
Allen wartete, bis der Lärm verklungen war. „Ich habe niemals ehebrecherische Unzucht begangen, ganz gleich mit wem. Ich habe keine intime Beziehung mit Miß G. M. Ich habe nie…“
„Sie liebkosten sie; Sie küßten sie; würden Sie das nicht intim nennen?“
„Jeder Mann“, sagte Allen, „der während seines ersten Tages in einem neuen Amt zu sexuellen Aktivitäten fähig ist, muß ein ungewöhnlicher Mann sein.“
Beifälliges Gelächter. Und hier und da Applaus.
„Ist Miß G. M. hübsch?“ Aller Wahrscheinlichkeit nach war das eine Ehefrau. Der eingeschmuggelte Befrager mit den ihm zur Verfügung stehenden Zusatzinformationen hatte sich zeitweilig zurückgezogen.
„Ich nehme es an“, sagte Allen. „Jetzt, da ich darüber nachdenke. Ja, sie war attraktiv. Einige Männer wären bestimmt dieser Ansicht.“
„Wann haben Sie sie kennengelernt?“
„Oh, ungefähr vor…“ Und dann unterbrach er sich. Fast wäre er auf diese Frage hereingefallen. ,Vor zwei Wochen’ war die falsche Antwort. Keine Freundschaft von zwei Wochen schloß eine Umarmung und einen Kuß ein – nicht in der MoRes-Welt. „Da muß ich erst einmal nachdenken“, sagte er, als handele es sich um Jahrzehnte. „Mal schauen… Als ich sie zuerst traf, arbeitete ich für…“ Er ließ seine Stimme sich verlieren, bis der Fragesteller ungeduldig wurde und fragte:
„Wie lernten Sie sie kennen?“
In einem Winkel seiner Gedanken spürte Allen, daß der Feind ihn immer mehr einkreiste. Es gab viele Fragen, die er nicht beantworten durfte, Fragen, bei denen keine Ausweichstrategie klappen würde. Dies war eine davon.
„Ich erinnere mich nicht mehr“, sagte er und sah schon vor seinem inneren Auge, wie der Boden sich öffnete, um ihn zu verschlucken. „Durch irgendwelche gemeinsamen Freunde vielleicht.“
„Wo arbeitet sie?“
„Ich weiß es nicht.“
„Warum haben Sie eine viertägige Reise mit ihr unternommen?“
„Beweisen Sie erst einmal, daß ich das getan habe.“ Wenigstens dafür wußte er einen Ausweg. „Steht das im Bericht?“
Mrs. Birmingham blätterte eifrig nach und schüttelte verneinend den Kopf.
„Mr. A. P.“, sagte die Stimme, „ich möchte Sie gerne folgendes fragen.“ Allen konnte nicht erkennen, ob das wieder derselbe Ankläger war; vorsichtshalber nahm er an, daß es der Fall war. „Vor zwei Wochen, als Sie betrunken nach Hause kamen, waren Sie da mit dieser Frau zusammen?“
„Nein“, sagte er, was die Wahrheit war.
„Sind Sie sich sicher? Sie waren allein in Ihrem Büro; Sie nahmen einen Splitter und flogen nach Hokkaido; Sie tauchten erst mehrere Stunden später wieder auf und hatten zu diesem Zeitpunkt offensichtlich mehrere…“
„Aber ich kannte sie damals doch noch gar nicht“, sagte er. Und wurde gewahr, daß er den schlimmsten möglichen Fehler begangen hatte. Den Fehler, der seinen Untergang besiegeln würde. Aber jetzt – o weh! – war es zu spät.
„Sie haben sie vor nicht einmal zwei Wochen kennengelernt?“
„Ich war ihr schon vorher manchmal begegnet.“ Seine Stimme kam zerbrechlich wie das Zirpen eines Insekts heraus, kraftlos angesichts der Niederlage. „Aber ich kannte sie bis dahin nicht näher.“
„Was ist zwischen Ihnen und ihr während der letzten beiden Wochen vorgefallen? Hat sich das Verhältnis in dieser Zeit
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