Der heimliche Rebell
seine besondere Aufmerksamkeit richtete.
„Mr. A. P.“, sagte die Stimme. „War dies das erste Mal, daß Sie die junge Frau getroffen haben?“
„Nein“, sagte er. „Ich war ihr schon vorher begegnet.“ Es war eine Falle, routinemäßig ausgelegt: Wenn seine Entgegnung ,Ja, das war das erste Mal’ gelautet hätte, wäre er reif für eine Anklage wegen Promiskuität gewesen. Ehebruch wurde eher akzeptiert, wenn er auf einen Partner beschränkt war; dieses Faktum hatte Miß J. E. entlastet, und er hatte vor, es ebenfalls auszunutzen.
„Oft?“ fragte die Stimme hohl.
„Nicht übermäßig oft. Wir waren – und sind – gute Freunde. Ich schätze Miß G. M. sehr. Ich habe größte Hochachtung vor ihr, und meine Frau ebenfalls,“
„Ihre Frau kennt sie?“ fragte die blecherne Stimme, um sich gleich darauf ihre eigene Frage zu beantworten: „Hat er doch gerade gesagt.“
Allen sagte: „Lassen Sie mich eines mit aller Deutlichkeit klarstellen. Miß G. M. ist eine verantwortungsbewußte Frau, und ich habe absolutes Vertrauen zu ihrer moralischen Integrität. Andernfalls würde ich sie nicht in mein Büro eingelassen haben.“ Es war allgemein bekannt, welchen Posten er innehatte, also riskierte er es und setzte alles auf diese eine Karte. „In meiner Position als Direktor von Telemedia muß ich bei der Auswahl meiner Freunde größte Vorsicht walten lassen. Deshalb…“
„Wie lange sind Sie schon Direktor?“
Er zögerte. „Montag war mein erster Tag.“
„Und das war auch der Tag, an dem diese junge Frau erschien?“
„Den ganzen Tag über war ein einziges Kommen und Gehen. ,Blumensträuße’ kamen an; das übliche Glückwunschzeremoniell ist Ihnen ja vertraut. Ich wurde von Gratulanten und Freunden belagert. Miß G. M. war eine von ihnen. Sie kam auf einen Sprung herein, um mir alles Gute zu wünschen.“
Die Stimme sagte: „Eine Menge Gutes.“Mehrere Personen grinsten wissend. „Sie verschlossen die Tür, oder etwa nicht? Sie rissen die Leitungen der Gegensprechanlage heraus? Sie forderten telefonisch ein Dampfmobil an, das sie beide so schnell wie möglich abholen sollte?“
Seines Wissens standen diese Informationen nicht im offiziellen Bericht. Er fühlte sich unbehaglich. „Ich habe die Tür abgeschlossen, weil den ganzen Tag über Leute hereingestürzt kamen. Ich war nervös und gereizt. Offen gesagt hatte mich das neue Amt ein wenig überwältigt, und ich wollte erst einmal niemanden mehr sehen. Was die Gegensprechanlage angeht…“ Er log schamlos, ohne Gewissensbisse. In diesem System hatte er keine andere Wahl. „Da ich mich in meinem neuen Büro noch nicht so gut auskannte, bin ich unabsichtlich über das Kabel gestolpert. Dabei ist das Kabel gerissen. Jeder, der im Geschäftsleben steht, weiß, daß solche Dinge öfters vorkommen – und natürlich immer genau in solchen Augenblicken.“
„Ach wirklich“, sagte die Stimme.
„Miß G. M.“, fuhr Allen fort, „blieb ungefähr zehn Minuten. Als das Aufzeichnungsgerät hereinkam, war ich gerade im Begriff, mich von ihr zu verabschieden. Als sie ging, fragte sie mich, ob sie mich küssen dürfe, als Zeichen dafür, daß sie mir Glück wünsche. Bevor ich nein sagen konnte, hatte sie es auch schon getan. Nichts anderes ist passiert, und nichts anderes war es, was das Aufzeichnungsgerät sah.“
„Sie versuchten, das Aufzeichnungsgerät zu zerstören.“
„Miß G. M. schrie; sie erschrak sich, als sie plötzlich das Aufzeichnungsgerät sah. Es war durch das Fenster hereingekommen, und keiner von uns hatte es bemerkt. Ehrlich gesagt dachten wir beide im ersten Augenblick, es handele sich um irgendeine Bedrohung. Ich bin mir jetzt nicht mehr im klaren darüber, für was genau ich es hielt. Ich hörte Miß G. M. schreien; ich sah eine huschende Bewegung. Instinktiv trat ich zu, und mein Fuß traf es.“
„Und der Mann, den Sie niederschlugen?“
„Bei Miß G. M.s Schrei wurde die Tür gewaltsam aufgestemmt, und eine Anzahl hysterischer Leute stürzte herein. Eine Zeitlang ging es wie in einem Tollhaus zu, was ja auch festgehalten worden ist. Ein Mann sprang vor und ging auf Miß G. M. los. Ich dachte, es sei ein gegen Miß G. M. gerichteter Angriff, und mir blieb keine andere Wahl, als sie zu verteidigen. Als ein Gentleman war es meine Pflicht, so zu handeln.“
„Erhärtet die Aufzeichnung das?“ fragte die Stimme.
Mrs. Birmingham zog ihre Unterlagen zu Rate. „Die Person, die geschlagen wurde, war gerade im
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