Der Heiratsantrag - Almost a Bride
mitnehmen, und Medikamente, die ich zur Hand habe ... nur für den Fall, dass sie es wirklich ist«, setzte sie, instinktiv die Daumen drückend, hinzu. Sie wollte, dass die Unbekannte Charlotte war – mehr als alles auf der Welt. In der Tür blieb sie stehen. »Ich weiß gar nicht, ob ihr meine Sachen passen. Sieht sie aus wie Jack? Abgesehen von der grauen Strähne, meine ich? Ist sie ihm ähnlich?«
Sie dachte an Claude Flamand. Bei dem Gedanken an Auszehrung und Hunger, an viele Monate elenden Lebensunter unvorstellbaren Bedingungen erfasste sie eine Woge der Verzweiflung. Wie konnte eine Frau das überstehen, zumal eine, die Härten nie gekannt hatte?
Was konnte sie tun, um Fredericks Schuld an Charlottes Leiden zu tilgen? Ein Gefühl der Vergeblichkeit und Hilflosigkeit drohte sie zu übermannen.
Meg erkannte die Schwäche am Blick ihrer Freundin und sagte rasch: »Soll ich mitkommen, Bella?«
Arabella schüttelte den Kopf. Das Angebot verlieh ihr neue Kräfte. »Nein, Meg. Danke, das muss ich allein durchstehen. Außerdem musst du bleiben, um neugierige Fragen abzuwimmeln. Wenn Jack und ich ohne ein Wort der Erklärung aus London verschwinden, sind Spekulationen unvermeidlich. Bleibst du aber hier, kannst du eine harmlose Erklärung abgeben ... wir wären für ein paar Tage verreist, da ein Angehöriger uns brauche oder dergleichen. Du würdest indessen unsere Rückkehr abwarten, da wir nur kurz ausblieben und für dich keine Notwendigkeit bestünde, deinen Aufenthalt abzubrechen.«
Meg nickte. »Keine Sorge, das mache ich schon.«
Eine Stunde später half der konsternierte Tidmouth der Herzogin und ihrer Zofe in die gemietete Reisekutsche und blieb mit Miss Barratt und zwei untröstlichen roten Settern zurück.
Beckys Anwesenheit war notwendig, um der Expedition Glaubwürdigkeit und Respektabilität zu verleihen, doch sie hatte keine Ahnung, wohin sie fuhren oder warum. Das Mädchen hatte sich der Reihe von ungewöhnlich knappen Anordnungen gefügt und saß jetzt in der Ecke der Kutsche, ein kleines Ridikül auf dem Schoß, und sah die Herzogin an, die versonnen dasaß und ihr keine Erklärung lieferte.
Schließlich fiel Arabella Beckys enttäuschtes Schweigenauf, und sie sagte mit einem Lächeln, das beruhigend wirken sollte: »Wenn wir Dover erreichen, Becky, wirst du die Postkutsche zurück nach London nehmen.«
»Ja, Lady Arabella.« Becky sah alles andere als beruhigt aus. »Aber was ist mit Ihnen, Madam?«
»Ich fahre nach Frankreich. Der Herzog und ich werden sehr bald zurückkommen.«
»Nach Frankreich, M’lady!« Becky starrte die Herzogin an. »Aber dort drüben geht es doch drunter und drüber. Diese vielen Ausländer dort, und alle ermorden sie einander. Sogar Mr Tidmouth sagte ... und dieser Mr Alphonse in der Küche ... ach, Madam, ständig redet er davon.«
»Nun, es ist nicht mehr so gefährlich wie früher«, meinte Arabella darauf und fragte sich, ob etwas Wahres daran war. Paris wurde noch immer von Brot-Aufständen erschüttert. Nach allem, was man hörte, durchstreifte das Volk zu gesetzlosen Banden zusammengerottet die Straßen, die Fallbeile auf den öffentlichen Plätzen aber waren nicht mehr so oft im Einsatz.
Beckys Miene war Ausdruck ihrer Zweifel. Doch die Herzogin hatte mit einer gewissen Zuversicht gesprochen und wusste es sicher besser als ihre Zofe, deshalb machte Becky es sich in ihrer Ecke bequem, um die Fahrt zu genießen. Der Effekt des neuen Erlebnisses war jedoch verflogen, als sie ohne zu übernachten zum vierten Mal die Pferde wechselten und die Kutsche mit unwilligen, murrenden Kutschern und Eskortreitern die Fahrt fortsetzte. Allein die Aussicht auf ein ansehnliches Trinkgeld bewog die Männer, ihren Unmut nur leise zu äußern.
An der ersten Poststation erfuhr Arabella zu ihrer Erleichterung, dass ein Reiter aus London ein paar Stunden zuvor eingekehrt war und nach einer Stärkung sein Pferd gewechselt hatte. Sein Fuchs durfte sich ausruhen und würdemit einem Mietburschen in gemächlichen Etappen die Strecke nach London zurücklegen. Ihre Vermutung, dass Jack von Dover nach Calais übersetzen würde, hatte sich bestätigt. Sie war ihm dicht auf den Fersen. Es war nicht anzunehmen, dass er sich mehr als ein paar Stunden Nachtruhe gönnen würde – aber auch so konnte sein Vorsprung nicht allzu groß sein. Als die Postkutsche am nächsten Morgen kurz nach Tagesanbruch in Dover eintraf und auf dem Hof der Swallow Tavern vorfuhr, stieg sie mit
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