Der Heiratsantrag - Almost a Bride
steifen Beinen und schmerzendem Rücken aus und erkundigte sich beiläufig bei einem der Stallburschen, ob noch andere Besucher zu so früher Stunde eingekehrt wären.
Der Mann schob seine Mütze zurück und kratzte sich am Kopf. »Komisch, dass Sie das fragen, Ma’am. Vor zwei Stunden etwa kam ein Gentleman geritten ... es war noch finster. Wollte ein Bett, glaube ich. Sein armer Gaul konnte sich kaum auf den Beinen halten.«
»Das müssen aber dringende Geschäfte sein, die einen solchen Ritt durch die Nacht erfordern«, bemerkte Arabella nebenbei, als sei das Thema für sie abgetan.
Sie ging ins Wirtshaus und bat um ein Extrazimmer, ein Frühstück und eine Schlafkammer mit einem Klappbett für ihre Zofe. Anders als Arabella hatte Becky auf der Fahrt geschlafen und war guter Dinge. Jugend und Ausdauer gehen wohl Hand in Hand, dachte Arabella, die ihren Rücken schmerzhaft spürte, wehmütig.
»Sicher wird dies Euer Ladyschaft zusagen.« Der Wirt öffnete die Tür zu einem einladenden Raum, der von der Diele abzweigte. »Ich lasse sofort ein gutes Frühstück bringen.«
»Danke ... und ... « Sie hielt ihn auf, als er davoneilen wollte. »Wissen Sie, ob heute ein Postschiff nach Calais ausläuft?«
»Aber ja«, sagte der Mann freundlich. »Vor einer Weilekam ein Gentleman ... so früh kommen selten Leute ... und holte mich aus dem Bett. Er wollte dasselbe wissen. Ich sagte ihm, dass Tom Perrys Sea Horse mit der Nachmittagsflut segelt. Gestern lud die Postkutsche eine ganze Postladung auf dem Kai aus. Tom schafft das Zeug über den Kanal.«
»Danke.« Arabella entließ ihn lächelnd, ehe sie sich Becky zuwandte. »Becky, meine Liebe, lauf hinunter zum Dock und besorge mir eine Passage auf dieser Sea Horse «, wies sie das Mädchen an und reichte ihr ein Bündel Banknoten. »Ich möchte eine Einzelkabine ... und vergewissere dich, ob das Schiff wirklich nach Calais geht. Nicht nach Le Havre oder Boulogne. Es muss Calais sein.« Sie schloss Beckys Finger über den Banknoten.
Becky nickte und furchte konzentriert die Stirn. »Ja, Mylady. Calais. Eine Kabine. Wo finde ich das Schiff?«
»Am Kai ... wo das Meer ist«, erklärte Arabella, um Geduld bemüht. »Frag nach einem Captain Perry ... Tom Perry.«
»Das Meer«, sagte Becky verwundert. »Ich hab’ das Meer noch nie gesehen.«
»Na, dann hast du jetzt die Gelegenheit. Wenn du zurückkommst, wird das Frühstück bereit sein. Danach nimmst du den Postwagen zurück nach London.«
»Ich würde lieber zurück nach Kent gehen, Mylady.«
»Wenn du das wirklich möchtest, dann darfst du ... sobald ich wieder da bin. Aber jetzt musst du das für mich tun, Becky.«
Becky sah schon fröhlicher drein. »Wenn Sie zurückkommen, Mylady, bleibe ich gern.«
»Natürlich komme ich zurück«, sagte Arabella mit einer Zuversicht, die sie nicht empfand. Sie würde zwar nach England zurückkehren, ob sie dann aber noch Gemahlin des Duke of St. Jules wäre, stand in den Sternen.
Becky ging, und ein Schankbursche trat ein, um den Frühstückstisch zu decken. Arabella sah die Vorbereitungen mit wenig Begeisterung. Sie hatte die ganze Nacht über kein Auge zugetan, und die Nacht davor, eine Nacht, die einer anderen Person in einer anderen Welt widerfahren war, hatte ihr wenig Schlaf gebracht. Sie verspürte bis in die Knochen Müdigkeit, die ihr hyperaktives Gehirn nicht wahrhaben wollte. Dankbar trank sie den Kaffee und wartete auf Becky.
»Ich hab’s, M’lady.« Becky trat ein, triumphierend einen Zettel schwenkend. »Ach, und das Meer habe ich auch gesehen ... es ist so groß, dass es bis zum Himmel reicht.« Ihre Worte waren von einem verwunderten Kopfschütteln begleitet.
Arabella lächelte zerstreut und nahm den Zettel. »Setz dich zu deinem Frühstück, Becky.«
Das Mädchen setzte sich und machte sich über das saftige Lendenstück her. »Es ist eine Kabine mit einem Bullauge, sagte der Matrose. Und er sagte auch, dass es bis Calais zwölf Stunden wären, wenn Wind und Gezeiten günstig sind, und dass sie um vier auslaufen.«
»Großartig«, sagte Arabella voller Wärme. »Ich weiß gar nicht, was ich ohne dich täte, Becky. Ich habe oben eine Schlafkammer gemietet. Du kannst so lange schlafen, wie du möchtest, morgen wird dich der Mietwagen zurück nach London bringen. Hier im Wirtshaus kannst du dir bestellen, was du willst.«
»Alles?« Becky machte große Augen.
Arabella lächelte. »Alles. Essen, Getränke, ein Mädchen, das deine Sachen bügelt
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