Der Heiratsantrag - Almost a Bride
kargen Angebots erstaunlich fand.
»Der Captain wird sich freuen, wenn er Sie in einer halben Stunde an Bord begrüßen darf, Ma’am.«
»Danke.« Sie verschloss die Tür hinter ihm. Wenn sie sich nackt ausziehen wollte, musste sie sicher sein, dass niemand unversehens eintrat. Sie schüttelte ihre verdrückten Sachen aus und legte sie aufs Bett, dann rollte sie Strümpfe und Unterwäsche zusammen und steckte sie in ihre Reisetasche. Sich gegen das schwankende Deck abstützend, rieb sie sich vom Kopf bis Fuß mit dem leicht brackigen Wasser ab. Es erfrischte sie ein wenig, ihr Kopf klärte sich. Nahm sie die Einladung des Kapitäns an und ging hinauf, würde sie Jack gegenübertreten müssen. Sollte sie ihn in der Öffentlichkeit überraschen? Oder sollte sie erst seine Kabine ausfindig machen und ihn dort aufsuchen?
In der Öffentlichkeit, entschied sie, und bürstete ihr Haar energisch. Er müsste die Form wahren und bis sie wieder allein waren, hätte sich seine Wut vielleicht gelegt. Nicht dasses sie kümmerte. Sie war im Recht und Jack im Unrecht. Er konnte toben, so viel er wollte, sie würde ruhig und beharrlich ihre Überzeugung vertreten.
Aus irgendeinem Grund aber wollte das Flattern in ihrem Bauch nicht nachlassen, sosehr sie sich zur Ruhe mahnte. Sie schlüpfte in ein leichtes cremeweißes Batistkleid mit bronzefarbener Schärpe, zog frische Strümpfe und schlichte Ziegenlederslipper an, das einzige Paar Schuhe, dass sie neben ihren Reitstiefeln dabei hatte. Nun sah sie wenigstens ordentlich aus.
Einen Moment blieb sie mit der Hand auf der Klinke stehen, da sie es nicht über sich brachte zu öffnen. Sie fürchtete ihren Mann bei Gott nicht ... oder doch? Sie durfte jetzt nichts falsch machen. Ihre Zukunft ... ihre gemeiname Zukunft ... hing davon ab, dass sie die Situation beherrschte und alles ins Lot brachte.
Sie öffnete die Tür, die auf den schmalen hölzernen Korridor führte. Licht fiel vom Ende einer Treppe am Ende des Ganges ein. Der Niedergang, so hatte der Seemann die Treppe genannt. Sich an den Wänden abstützend, tastete sie sich zur Treppe und stieg in den hellen Sonnenschein des Spätnachmittags hinauf.
Möwen kreisten unter Gekreische, die Takelung ächzte, ein Segel knatterte, als das Schiff lavierte. Auf dieses Manöver nicht gefasst, griff Arabella nach der Reling und duckte sich instinktiv, als der Baum über ihren Kopf schwang und einen schwarzen Schatten warf.
Sie blickte auf und begegnete dem Blick ihres Mannes, der ein Stück weiter am Heck stand, neben einem sonnenverbrannten jungen Mann, der das Ruder führte. Das Schiff schwang herum und ging wieder auf Kurs. Arabella rührte sich nicht, von Jacks grauem und undeutbarem Blick wie gebannt.
Der Mann am Ruder führte die Hand an die Mütze und rief ihr zu: »Madam, kommen Sie zu uns. Ein schöner Nachmittag ... guter Westwind.« Beides schien ihn zu freuen, wie sein Lächeln und seine blauen Augen, in denen es tanzte und blitzte wie die Wasserfläche, verrieten.
Arabella ging zu ihnen. »Captain«, sagte sie halb fragend, halb grüßend.
»Capt’n Perry, Ma’am.« Er streckte ihr eine kräftige Hand entgegen, die andere blieb am Steuerrad. »Freut mich, Sie an Bord zu haben. Wir haben noch einen Passagier. Seine Gnaden, den Duke of St. Jules.«
»Seine Gnaden und ich kennen einander schon«, sagte Arabella ruhig und sah Jack an.
»Sehr gut sogar«, ergänzte Jack. »Captain Perry, das ist meine Frau, die Duchess of St. Jules.«
Tom Perry starrte seine Passagiere an. »Wie bitte? Ich wusste nicht ...«
»Nein, wie auch«, unterbrach Jack ihn. »Ich wusste es auch nicht.« Er fasste nach dem Ellbogen seiner Frau. »Wenn Sie uns ein paar Minuten entschuldigen wollen, Captain ... « Damit schob er Arabella zurück zum Niedergang und ließ Tom verblüfft zurück.
»Unten ist es zu stickig«, protestierte Arabella, als sie die Treppe erreichten. »Hier ist niemand.« Sie deutete auf den Bug des Schiffes.
Jack nickte zustimmend, und sie steuerten auf einen kleinen Fleck vor dem Focksegel zu, wobei sie vorsichtig über Taurollen steigen mussten. Sie blickte über die geschwungene Reling und wartete, bis er neben ihr stand.
»Nun, lässt du dich zu einer Erklärung herab?« Sein Ton war von trügerischer Beiläufigkeit. Als er seine Hände auf die Reling neben ihr stützte, traten seine Knöchel weiß hervor.
»Ich würde meinen, es sei alles klar.«
Mit einem schroffen Auflachen drehte er sich um und lehnte sich
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