Der Heiratsantrag - Almost a Bride
ihn erreichte, doch in seinen Augen lag eine quälende Frage.
»Sie ist da«, sagte sie.
Er hatte gewollt, dass Charlotte dort war. Und er hatte es nicht gewollt. Hätte Flamand sich geirrt, dann wäre sie in La Force umgekommen, und er hätte sie nicht im Stich gelassen. Als aber die Realität zu ihm durchdrang und die quälende Wartezeit endlich vorüber war, spürte er nur freudige Erregung und tiefe, anhaltende Freude. Nun nahm er auch Arabella wahr, die neben ihm stand und ihm mit ernster Miene die Hand auf den Arm legte.
»Jack, sie ist krank. Sie hat die Auszehrung, glaube ich.« Die Schwärze erfüllte ihn von neuem.
»Wir haben nicht viel Zeit«, sagte sie und schüttelte seinen Arm. »Jede Minute, die sie in diesem Totenhaus verbringt ... «
»Meinst du, ich wüsste das nicht?« Er streifte ihre Hand ab. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und schritt rasch davon, auf den Fluss zu.
Sie stand da und sah seinem Rücken nach, der sich immer weiter entfernte. Dann fing sie an zu laufen. Dank hatte sie nicht erwartet, doch sie hätte sich eine herzlichere Reaktion gewünscht. Da sie jedoch wusste, was er durchlitt, verübelte sie es ihm nicht.
Mitten auf der Pont Neuf holte sie ihn ein, und er verlangsamte seinen Schritt, als sie sich bei ihm einhakte. Er streckte die andere Hand aus und legte sie auf ihre. »Verzeih mir.«
»Schon gut«, sagte sie. »Was geschieht jetzt?«
»Wir suchen einen Mittelsmann.« Er ging wieder schneller, und sie sagte nichts mehr, sondern wartete, bis sie das Haus an der Rue de Bievre erreicht hatten. Jack führte sie durch eine Seitenpforte, durch einen kleinen Garten mit Hühnerstall und ein paar Bohnenstangen direkt in die Küche.
Nicht alle vom Vorabend waren da, aber Therese rührte in einem Topf auf dem Herd, und einige der anderen Frauen putzten oder schälten Gemüse. Der Alte saß in seiner Ecke am Feuer und drehte eine Wildkeule am Spieß. Diese Menschen lebten gut, überlegte Arabella. Woher bezogen sie ihre Vorräte in einer von Hunger geplagten Stadt?
Ein junger Mann, den sie noch nicht gesehen hatte, platzte vom Flur in die Küche. Strahlend breitete er die Arme aus. »Jack, mon ami. «
»Michel.« Jack umarmte ihn. »Ich nehme an, dass wir dir das Wild verdanken.«
»Ja, ich brachte es unter einer Ladung Kartoffeln vom Land herein«, sagte der andere mit selbstzufriedenem Grinsen. »Die blöden Gendarmen konnten nicht mal riechen, was vor ihrer Nase lag.«
Jack wandte sich an Arabella. »Meine Liebe, darf ich direinen alten Freund, Michel de Chaumont, vorstellen. In einem früheren Leben Vicomte de Chaumont. Jetzt nur Citoyen Chaumont. Michel, meine Frau.«
Die Eleganz der Verbeugung des Neuankömmlings passte so gar nicht zu seinem groben Bauernkittel, der Hose aus Wollstoff und den schmutzigen Stiefeln. In seinem vorherigen Leben hätte er den Hof Ludwigs XVI. und Marie Antoinettes geziert, doch er schien sich in dieser ärmlichen Aufmachung nicht schlecht zu fühlen. Arabella fragte sich, wie viele der Besucher dieses Hauses Güter auf dem Land hatten ... Besitzungen, von denen das Schwein vom Vortag und das Wildbret von heute stammte.
» Enchanté, Madame la Duchesse.« Er küsste ihr die Hand, und sie lachte über diese absurde Geste. Ihre Nägel waren rissig, Schmutz war kunstvoll in jede Linie von Hand und Gelenken verrieben.
Auch er lachte wie über einen lustigen Witz und trat an den Tisch, um Therese einen herzhaften Kuss auf die schmale Wange zu drücken. »Wein, ma chère «, verlangte er. »Wir müssen auf Jack und seine Frau trinken.«
»Das taten wir schon gestern«, sagte Therese. »Aber in der Speisekammer ist ein Fass guten Burgunders.« Sie wischte sich die Hände an der Schürze ab und sah Arabella und Jack fragend an.
»Es ist Charlotte«, sagte Jack kurz und schwang seine Beine über die Bank am Tisch.
»Ihre Gefangenennummer ist 1568«, ergänzte Arabella.
Therese seufzte und hob den Blick wie in einem Dankgebet, dann drehte sie sich zum Schrank um und entnahm ihm Weinbecher. »Maître Foret wird für dich tätig werden. Jean Marc hat ihn heute Morgen gesprochen. Er wird es für ein Entgelt tun ... für ein entsprechend hohes, versteht sich. Aber er weiß, wen man in der Präfektur bestechen muss.«
»Foret, der Staatsanwalt?«
»Eben der.« Sie verteilte die Weinbecher.
»Ein durchtriebener Schuft«, sagte Jack. Er trommelte mit den Fingern auf dem Tisch. »Ich hatte mit ihm schon zu tun.« »Und ... ?«, fragte
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