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Der Heiratsantrag - Almost a Bride

Titel: Der Heiratsantrag - Almost a Bride Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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sie das Knirschen des Schlüssels im Schloss hörte, war sie einer Ohnmacht nahe. Wie würde sie wieder hinausgelangen? Das hatte ihr niemand gesagt. Was, wenn alle fortgingen und sie hier drinnen vergessen wurde? Warum sollte es die Leute kümmern? Eine Gefangene mehr oder weniger, die hier verrottete – was machte das schon aus? Dann sagte sie sich, dass sie für die Gendarmen eine der ihren war. Eine schwer arbeitende, derben Späßen nicht abgeneigte citoyenne.
    Sie blieb stehen und nahm abermals eine Bestandsaufnahme vor. Es war düster, heiß und stickig, aber allmählich konnte sie Formen unterscheiden, kauernde Gestalten entlang der Wände und auf dem Boden. Leises Gemurmel, ähnlich dem gedämpften Summen eines Bienenstockes, lag in der Luft. Einzige Lichtquelle waren zwei Pechfackeln an der Wand gegenüber, und als sie einen Schritt machte, blieben die hölzernen Sohlen ihrer Pantinen in dem unbeschreiblichen Schmutz stecken, der den Boden bedeckte. Ein Baby brüllte, ein Kind schrie.
    Einige Gestalten bewegten sich auf sie zu. Frauen. Zerlumpte, ausgemergelte Frauen mit wirrem Haar, einige mit kleinen Kindern, alle mit gehetzten, hungrigen Augen.
    »Ich habe Brot«, sagte sie. Hände streckten sich ihr entgegen, das Gesumm wurde zu lautem Lärm, als Frauen über den Boden stolperten. Sie blickte hilflos in ihren Korb. Es war kaum genug da, um eine kleine Familie zu sättigen, nicht zu reden von diesen vielen verhungerten, verzweifelten Frauen und Kindern.
    Sie stellte ihren Korb auf den Boden, da ihr die Vorstellung unerträglich war, das Brot auszuteilen und die Empfängerinnen auszuwählen. Ihre Augen hatten sich an das Halbdunkel gewöhnt, und sie konnte die Züge der Frauen ausmachen, als sie über den Korb herfielen. Sie trat ein wenig zurück und blickte suchend um sich. Gefangene lagen auf Strohsäcken auf dem Boden oder kauerten an den Wänden, offenbar zu schwach, um sich um ein Stück Brot zu bemühen. Sie schob sich langsam die Wände entlang, blieb bei jedem Lumpenbündel stehen und bückte sich, um dieselbe leise Frage zu stellen. »Charlotte?« Sie erntete nur verständnislose Blicke aus bleichen oder vom Fieber geröteteten Gesichtern.
    Sie schritt eine Seite ab und ging dann zu der Wand unterhalb der Fackeln. Dort hielt sie jäh inne. Ihr Atem stockte. Eine weibliche Gestalt lag schlafend auf einem Strohsack. Eine Frau mit einer silberweißen Haarsträhne, die von der Stirn aus durch das ergrauende Haar verlief.
    Arabella kniete neben ihr nieder und legte die Hand auf die abgewandte Schulter. Der Knochen fühlte sich hart an, die Haut war heiß. Zwei rote Flecken auf den Wangen verrieten, dass die Frau fieberte. Sie atmete schwer.
    »Charlotte?«, murmelte Arabella und berührte die Wange der Frau. »Charlotte, bist du es?«
    Hauchdünne Lider hoben sich langsam und enthüllten tief eingesunkene Augen von dem gleichen durchdringenden Grau wie Jacks Augen. Bläuliche Schatten füllten die Höhlen darunter. »Wer braucht mich?«, fragte sie mit einer Stimme, die mehr Kraft verriet, als man ihr der Erscheinung nach zugetraut hätte. »Wer sind Sie?« Argwohn lauerte in ihren Augen, eine aufmerksame Wachsamkeit, als sie zu der Frau aufblickte, die sich über sie beugte.
    »Jacks Frau«, flüsterte Arabella. »Du bist doch Charlotte ?«
    »Jack?« Sie kämpfte sich hoch, und Arabella stützte ihre Schultern. »Jack ist hier?«
    »Draußen. Er dachte, du wärest tot.«
    Die Frau lehnte sich an Arabellas Arm. »Eigentlich war ich es. Ich hätte tot sein sollen, aber irgendwie überlebte ich.« Von Erschöpfung übermannt, schloss sie die Augen.
    »Du musst deine Kraft sparen«, sagte Arabella eindringlich. »Bitte ... lehne dich an die Wand.«
    Charlotte tat es, dann sah sie Arabella mit klarem, durchdringendem Blick an. »Jacks Frau?«
    Arabella setzte sich auf den schmutzigen Boden und umfasste die klauenartige Hand mit ihren Händen. »Ich heiße Arabella. Jetzt hör gut zu, Charlotte.«
    Charlotte lauschte reglos und stumm, ohne den Blick von Arabellas Gesicht zu wenden. Als diese verstummte, ließ Charlotte den Kopf gegen die Mauer sinken und schloss erneut die Augen. »Ich habe merkwürdige Träume«, murmelte sie. »Aber das ist keiner.«
    »Nein, ich bin wirklich da.« Arabella führte Charlottes Hand an ihre Wange. »Fühl doch. Ich bin kein Trugbild, keine Einbildung. Ich bin Jacks Frau, wir werden dich sehr bald hier herausschaffen.«
    Charlotte streichelte Arabellas Wange, dann ließ

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