Der Heiratsantrag - Almost a Bride
Gegenteil bei Foret. Lächle kokett, schmeichle ihm, spiele die englische Lady bis zum Überdruss. Verrate so viel von der Wahrheit wie nötig. In London hätte dir ein Emigrant berichtet, eine gute Freundin von dir sei in Le Chatelet eingekerkert. Gib ihm die Gefangenennummer an und erfinde einen Namen. Die Vicomtesse de Samur beispielsweise ... gebürtige Engländerin, deine Jugendfreundin und...«
»Ja, ich weiß, was ich zu sagen habe«, unterbrach sie ihn. Sie drehte sich zu ihm um und legte die Arme um ihn. »Ich weiß, dass es für dich die reinste Hölle sein muss ... jemand anderem das Spiel zu überlassen, aber manchmal muss man jene Werkzeuge benutzen, die zur Hand sind.« Sie blickte lächelnd zu ihm auf und strich mit dem Daumen über seinen Mund. »Denk daran, du bist der Spieler. Derjenige der weiß, welche Strategie die geeignetste ist – wann man sich mit Anstand zurückziehen soll und wann zum Angriff übergehen.«
Er umfasste ihre Handgelenke so fest, dass es fast schmerzte. »Nie habe ich jemanden mein Blatt ausspielen lassen.«
»Das verstehe ich. Diesmal aber musst du es.«
Er wusste das. Er ließ sie los und wandte seine Aufmerksamkeit der vorliegenden Sache zu. Es verging keine halbe Stunde und sie trug das cremefarbige Kleid mit der dunklen Schärpe, ein Spitzentuch züchtig um den Hals, das Haar in einer schlichten Rolle um den Kopf gelegt. Ihr Strohhut war unter dem Kinn mit Bändern in der Farbe der Schärpe gebunden. Weiße Handschuhe und Ziegenlederslipper vervollständigten die Aufmachung. Da sie keinen Schmuck mitgebracht hatte, kam sie sich jetzt ein wenig nackt ohne Juwelen an Ohren oder Hals vor. Ein Mangel, der ihr vor einem Jahr im ländlichen Kent nicht aufgefallen wäre.
Jack musterte sie sorgfältig, ehe er sich mit knappem, beifälligen Nicken zu der Reisetasche auf dem Boden umdrehte. Er holte einen Lederbeutel hervor, den er öffnete. Ein Strom von Münzen ergoss sich auf den Strohsack.
Arabella starrte die Unmenge blitzender Livres, Sovereigns und Guineen an. Wie verschaffte man sich so viel Münzgeld? Mit der Wirkung von Gold konnte sich kein Bankscheck messen.
Jack sortierte den Haufen und suchte zunächst die Livresheraus. »Sie sind für Foret leichter zu verwerten«, sagte er und ließ sie in den Beutel fallen. Dann fügte er eine Hand voll Guineen hinzu und zog das Band des Beutels zu.
»Wohin soll ich das stecken?«, frage sie. Früher hätte sie ihn unter den Reifrock stecken oder ihn an einer Silberkette an der Taille befestigen können. Die leichten Sachen, die sie nun trug, boten kein Versteck und keine brauchbaren Stellen zum Anhängen.
Jack überlegte. »Es ist ein wenig ungeschickt«, sagte er schließlich, »doch du wirst ihn am Handgelenk wie ein Abendtäschchen tragen müssen. Du kannst ihn mit der Hand umschließen.«
Er reichte ihr den Beutel, und sie folgte seinem Vorschlag. Der Beutel war zu groß, um völlig in ihrer Hand zu verschwinden, doch er würde einer kurzen Musterung standhalten.
»Und jetzt das.« Er drehte sich zur Reisetasche um und zog einen Seidenbeutel hervor. Diesen öffnete er und ließ zwei makellos schöne Saphirohrgehänge auf seine Handfläche fallen. »Diese wirst du tragen.« Er befestigte die dünnen Fäden um ihre Ohren. »Setze sie erst ein, wenn du den Eindruck hast, es sei unvermeidlich. Es könnte sein, dass Forets Habgier mit dem Geld gestillt wird. Er wird seinen Anteil behalten und den Rest zur Bestechung verwenden.«
Seine Miene zeigte einen hässlichen Zug, und seine Augen waren wieder undurchdringlich, diesmal aber fühlte Arabella sich nicht betroffen. Es hatte nichts mit ihr zu tun. Sie nickte und wartete.
Nach einer Weile fuhr er fort: »Wenn du das vage Gefühl hast, dass er noch mehr will, gib ihm die Ohrgehänge. Lass es aussehen, als ... «
»Jack, Liebling, ich weiß, wie ich meine Karten ausspielen muss. Wenn ich diese ...«, sie berührte die blauen Flammen,die sich an ihren Hals schmiegten, »... wenn ich sie löse, wird er glauben, dass ich ihm das letzte Überbleibsel meines Vermögens überlasse.«
»Dann verstehen wir uns.« Er sprach hastig und drehte sich zur Leiter um. »Inzwischen müsste Marcel den Wagen bereit haben.«
Sie folgte ihm hinunter, bedacht, nicht auf den Volant ihres Kleides zu treten. So schlicht es war, wirkte es doch in dieser primitiven Küche höchst unpassend. Therese lächelte, als sie ihre Erscheinung in Augenschein nahm, und Jean Marc erklärte auflachend:
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