Der Heiratsantrag - Almost a Bride
sie nie Geschick darin entwickelt, sich selbst hinters Licht zu führen.
Sie näherten sich Lacey Court durch eine Baumgruppe neben der Auffahrt. Als das Haus in Sicht kam, blieb Ara- bella stehen. »Das war wohl zu erwarten«, sagte sie seufzend.
Jack sah, dass vor den Eingangsstufen eine Kutsche vorgefahren war. Eine Frau in einem vor Korsettstangen starrenden Kleid und übertrieben ausladender Krinoline stieg am Arm eines rotgesichtigen, kostbar in burgunderfarbigen Samt gekleideten Gentleman aus, der eine Perücke trug. »Ich möchte wetten, dass Lady Alsop und ihr Gatte ihre Aufwartung machen wollen«, gab Jack seiner Vermutung Ausdruck.
»Richtig.« Arabella rief die Hunde mit einem Pfiff an ihre Seite. »Wenn wir in Deckung bleiben, werden sie wieder verschwinden«, sagte sie hoffnungsvoll.
»Ich dachte, Sie wollten die Begegnung voll auskosten«, gab Jack zurück. »Sie versprachen mir beträchtliches Amüsement.«
»Das war gestern. Die Aussicht erschien mir verlockend, die Wirklichkeit ist es leider nicht.«
»Nun, ich für meinen Teil freue mich, meinen Friedensrichterkollegen und seine Gattin kennen zu lernen«, erklärte Jack. Er musterte Arabella und schüttelte leicht den Kopf. »Können Sie unbemerkt ins Haus gelangen?«
»Ja«, sagte sie erschrocken. »Aber warum sollte ich?«
»Meine Liebe, hinten werden Sie von Stroh- oder Heuhalmen verunziert, vorne von Hundehaaren. Ihre Schuhe sind kaum geeignet, um in ihnen Besucher zu empfangen. Und vielleicht wollen Sie an Ihrem Haar etwas verändern.« Er strich mit der flachen Hand über ihren Kopf, während er die Liste ihrer Mängel aufzählte.
Arabella dachte an ihren Besuch im Stall bei den Hunden. Sie streifte ein paar rötliche Hundehaare von ihrem Rock. »Welpen haaren ständig.«
»Allerdings. Während Sie sich umkleiden, begrüße ich Lady Alsop und ihren Gemahl.«
Arabella überlegte. »Wie wollen Sie Ihre Anwesenheit erklären?«
»Ich bin nicht sicher, ob ich etwas erklären muss«, erwiderte er.
Ihre Augen blitzten. »Wenn Sie Lavinia eine Abfuhr erteilen, Jack, dann möchte ich unbedingt dabei sein.«
Er lächelte träge. »Ja, schon besser.«
Sie merkte sofort, wie sie ihn genannt hatte, tat es aber mit einem Achselzucken ab. »Ich bestehe darauf, dass Sie auf mich warten, ehe Sie Lavinias Bekanntschaft machen. Sagen Sie Franklin, er solle Erfrischungen in den Salon bringen und erklären, dass wir unsere Gäste bald begrüßen werden.«
Er verbeugte sich. »Sie haben zwanzig Minuten Zeit.«
»Wir treffen uns in einer Viertelstunde in der Bibliothek.« Ohne einen Blick zurück raffte sie ihre Röcke hoch und lief zwischen den Bäumen der Auffahrt zur Rückseite des Hauses.
Jack blieb noch stehen, rückte seinen Degen zurecht, strich Staub von seinen Rockschößen und zupfte die Volants an Hals und Manschetten zurecht, ehe er die Auffahrt entlang zum Seiteneingang ging. Sein selbstsicheres Auftreten war das eines Mannes, dem alles gehört, so weit das Auge reicht.
7
Kaum hatte Jack das Haus durch den Nebeneingang betreten, wurde er von Franklin empfangen, dessen Miene Besorgnis verriet.
»Besuch, Euer Gnaden. Lord und Lady Alsop. Ich versuchte zu erklären, dass Sie nicht zu Hause wären, doch Ihre Ladyschaft ... « Er breitete beredt die Hände aus.
»... lässt sich nicht so leicht abweisen«, beendete Jack denSatz an seiner Stelle. »Ja, das weiß ich schon von Lady Ara- bella.« Er bedachte den Butler mit einem flüchtigen Lächeln. »Sobald Lady Arabella sich umgekleidet hat, werden wir die Gäste gemeinsam begrüßen. Inzwischen könnten Sie ihnen Erfrischungen anbieten und melden, dass wir eben erst nach Hause kamen und in wenigen Minuten zur Verfügung stehen.«
»Gewiss, Euer Gnaden.« Der sichtlich erleichterte Franklin entfernte sich nun mit viel sichererem Schritt, um seinen Auftrag auszuführen.
Jack ging in die Bibliothek, wo er sich aus der Karaffe auf dem Sideboard ein Glas Madeira einschenkte und auf Ara- bella wartete. Wie versprochen erschien sie in weniger als zwanzig Minuten.
Er besah sie von oben bis unten. Sie trug wieder das apfelgrüne Morgenkleid, auf ihrem Haar saß ein hübsches Spitzenhäubchen.
»Ordentlich genug, Euer Gnaden?«, fragte sie mit ironischem Knicks.
»Es reicht. Aber ich würde zu gern Ihre Garderobe auswählen. In dieser Einöde sind Sie Sinnbild vergeudeter Chancen.«
»Was soll das nun wieder heißen?«, fragte sie, unsicher, ob sie eine Beleidigung oder ein verstecktes
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