Der Heiratsantrag - Almost a Bride
schlenderte davon. Er machte die Runde im Raum, begrüßte Bekannte und ließ das Gerede von seiner Heirat im Klub kursieren. Bis zum Abend würde ganz London davon erfahren haben, und es wäre in den nächsten Tagen das Hauptthema aller Tischgespräche, bis die Duchess of St. Jules persönlich auf der Szene erschien und allen Spekulationen ein Ende bereitete.
Nach einer angemessenen Zeit und ein paar lässigen Würfelpartienverließ er den Klub und ging den Piccadilly entlang, wobei er unterwegs bei gewissen Etablissements Halt machte, ehe er seine Schritte in Richtung Fortescu House am Cavendish Square lenkte. Er und Arabella waren erst am Tag zuvor in London eingetroffen, da Jack hier aber ständig Personal hielt und das Haus immer so geführt wurde wie während seiner Anwesenheit, hatte die überraschende Ankunft von Herzog und Herzogin den Haushalt nicht in Turbulenzen gestürzt.
»Euer Gnaden.« Sein Butler verneigte sich und nahm von seinem Herrn den hohen Hut und den Stock mit dem Silberknauf in Empfang.
»Wo ist die Herzogin, Tidmouth?«
»Ihre Gnaden beaufsichtigt das Entladen einiger Blumen«, teilte ihm der Butler mit hölzernem Unterton mit, der jedoch erkennen ließ, für wie unpassend er diese Tätigkeit für eine Herzogin erachtete. Was auf dem Land ganz in Ordnung sein mochte, war in der Stadt ungehörig. »Im neuen Gewächshaus. Ihre Gnaden fand einige Aspekte der Anlage für diese Blumen ungeeignet, deshalb wurde nach Marsh geschickt.«
»Ach, ich verstehe.« Jack streifte seine mit Manschetten versehenen Rehlederhandschuhe ab. »Sicher konnte Marsh die Befürchtungen Ihrer Gnaden ausräumen?«
Tidmouth verbeugte sich und nahm die Handschuhe in Empfang. »Das entzieht sich meiner Kenntnis. Ihre Gnaden haben das Gewächshaus noch nicht verlassen, und Marsh ebenso wenig, wie ich glaube.«
Jack nickte und schürzte leicht die Lippen. Marsh, Architekt und Baumeister, hatte Ende September den Auftrag erhalten, neben dem Stadthaus ein Gewächshaus für Arabellas Orchideen zu entwerfen und zu bauen. Die Blumen hatten sie nach London begleitet, mit einer Sorgfalt verpackt, wieman sie Kindern angedeihen lässt. Es sah nun aus, als hätte der Anbau Arabellas hohen Ansprüchen nicht entsprochen.
Er begab sich ins Gewächshaus, wo ihn Boris und Oscar, die sich hier bereits ganz zu Hause fühlten, ekstatisch begrüßten und mit freudigem Gebell umsprangen. Als er zerstreut ihre Ohren kraulte, reagierten sie mit Schwanzwedeln, richteten sich auf und tapsten mit den Pfoten auf seine Jacke aus dunkelgrauem feinen Tuch.
»Platz«, befahl er scharf. »So schlecht erzogene Hunde sind mir noch nie untergekommen. Arabella, du hättest ihnen Manieren beibringen müssen.«
Arabella, die sich mit besorgtem Stirnrunzeln über eine Kiste beugte, richtete sich auf. »Sie sind aufgeregt, weil alles neu ist«, sagte sie. »Zu Hause benehmen sie sich artig.«
»Du vergisst, dass ich sie dort erlebte«, bemerkte er ein wenig boshaft. »Ich hörte, dass es Probleme gibt.«
»Ja, es ist sehr ärgerlich«, sagte sie und strich mit ihren Händen, an denen Pflanzenerde haftete, über ihre schon staubigen Röcke. »Die Gitter, die Marsh entwarf, bekommen keine Morgensonne. Sie stehen in der prallen Sonne, die die Orchideen nicht vertragen. Sie brauchen Schatten. Ich bin sicher, dass ich darauf hinwies, als du Marsh die Anweisungen schicktest.«
»Verzeihung, Euer Gnaden.« Der gehetzt wirkende Marsh, der seinem Stand gemäß Rock und Breeches aus schwarzem Tuch trug, drehte seinen Dreispitz verlegen zwischen den Händen. »Das wurde mir nicht verdeutlicht.«
»Mea culpa, Marsh«, sagte Jack mit beschwichtigendem Lächeln. »Sicher lässt sich die Situation bereinigen.«
»Aber ja, Euer Gnaden. Sehr leicht sogar. Aber Ihre Gnaden muss die Blumen sofort unterbringen, und es wird ein paar Stunden dauern, um die Gitter an der richtigen Stelle anzubringen.«
»Dann müssen die Blumen eben warten«, stellte Jack fest. »Aber Jack ... «, setzte Arabella an.
Jack unterbrach sie. Wenn es um ihre Orchideen ging, konnte Arabella sehr unvernünftig sein. »Meine Liebe, das Unmögliche lässt sich nicht bewerkstelligen. Wenn die Orchideen ein Weilchen länger in ihrer Verpackung bleiben müssen, dann müssen sie es eben. Ich schlage vor, wir überlassen es Marsh und seinen Leuten, ihre Arbeit ungestört zu tun.«
Arabella runzelte die Stirn. Sie hatte sich vorgenommen, die Umpflanzung der kostbaren Exemplare bis zum Abend zu
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