Der Heiratsantrag - Almost a Bride
dem Wasser und schüttelte Tropfen von sich wie ein gebadeter Hund, ehe er nach dem nassen Handtuch griff. Vom Bett aus beobachtete Arabella ihn mit laszivem Blick, genoss das Muskelspiel unter seiner Haut, als er sich abtrocknete, die harte Schlankheit seiner Gestalt, die straffen Hinterbacken, den flachen Bauch. Sein Geschlecht in Ruhestellung kam ihr vor wie eine schlafende Maus in einem Nest aus dunklem gelockten Haar – kaum vorstellbar, dass es ihnen im Zustand der Erregung so viel Lust bereiten konnte. Der Vergleich entlockte ihr unwillkürlich ein Auflachen, und Jack drehte sich um, Misstrauen im Blick.
»Worüber lachst du?«
»Ach, nichts«, sagte sie mit unschuldigem Lächeln. »Garnichts.« Aber irgendwie vermochte sie ihren Blick nicht vom Objekt ihrer Belustigung abzuwenden.
Jack blickte an sich hinunter. »Ach«, sagte er mit der Andeutung eines Schmunzelns und wickelte das Handtuch um seine Lenden. »Nun ja, kaltes Wasser hat diese Wirkung.«
»Befriedigung auch, wie mir auffiel«, sagte sie mit unverändert unschuldigem Lächeln. »Ebenso fiel mir auf, dass Euer Gnaden sich sehr rasch wieder regenerieren.« Sie griff nach dem Frisierumhang mit den winzigen Perlenknöpfchen, als Jack in sein Schlafzimmer ging, um seinen Morgenmantel zu holen.
Gemeinsam betraten sie das warme, von Kerzen erhellte Boudoir. Auf dem Klapptisch vor dem Feuer wartete eine Platte mit frisch geöffneten Austern. Eine Suppenterrine wurde auf einem Dreifuß im Kamin warmgehalten. Auf dem Sideboard dampfte eine gebratene Ente, daneben stand eine Schüssel mit Madeira-Soße und ein Teller mit Bratkartoffeln und Pastinak.
Jack schenkte Wein ein und schob seiner Frau den Stuhl zurecht, als sie sich zu den Austern setzte. »Sollen die nicht als Aphrodisiakum wirken?«, fragte sie und spießte eines der perlgrauen Geschöpfe aus seiner undurchsichtigen, rauen Schale.
»Eine unter den gegebenen Umständen diskussionswürdige Eigenschaft«, erwiderte Jack und kippte den Inhalt einer Schale mit einem Schluck hinunter.
Arabella kicherte und steckte ihre bloßen Zehen mit zufriedenem Seufzer dem Feuer entgegen. Vergessen war der Augenblick des Unbehagens von vorhin.
Eine Woche später ergoss sich ein nicht endenwollender Strom von Kartons und Hutschachteln in das Haus am Cavendish Square, gefolgt von Mesdames Celeste und Elizabethin Begleitung einer Schar von Näherinnen, beladen mit Musselin, Crepe, Taft, Organdy, handbemalten chinesischen Seiden sowie Seiden aus Indien.
Arabella empfing die Leute in ihrem Boudoir und betrachtete staunend die unzähligen Kleider, Negligees und Roben, die ihr präsentiert wurden. Es schien für jede Tageszeit ein passendes Kleid zu geben.
»Wenn Euer Gnaden so gut wären, in ein Negligee zu schlüpfen ... «, schlug Madame Celeste die Hände über dem ausladenden Busen verschränkt vor. »Es werden vielleicht kleine Änderungen an den Sachen nötig sein.«
»Ich muss alles anprobieren?« Arabella war entsetzt. Das würde mindestens einen Tag in Anspruch nehmen.
»Euer Gnaden, für den perfekten Sitz sind Änderungen nötig«, erklärte Madame Elizabeth mit einem gewissen Nachdruck. »Da zu jedem Kleid ein eigenes Unterkleid gehört, benötigen Sie zur Anprobe nur ein Hemd.«
Mit einer resignierten Handbewegung ergab sich Arabella in ihr Schicksal und ging in ihr Schlafzimmer, um Becky zu holen, die gespannt ihre nur teilweise bekleidete Herrin zurück in den Probierraum begleitete.
»Ach, sehr gut, Sie haben noch gar nicht angefangen.« Der Herzog trat just in dem Moment ein, als seine Frau das Negligee ablegte, um das erste Kleid anzuprobieren.
»Euer Gnaden.« Madame Celeste glückte eine Andeutung von Ungläubigkeit im Ton. »Wir müssen jedes Kleid korrekt anpassen.«
»Ja, allerdings«, gab er ihr Recht und setzte sich, ein elegant bekleidetes Bein über das andere schlagend, ehe er der Tasche seiner mit Goldspitze gezierten Weste eine Schnupftabaksdose entnahm. »Deswegen bin ich ja hier. Fahren Sie bitte fort.«
In der Erwartung, ein vertrauliches Blinzeln zu sehen,warf Arabella ihm einen Blick zu, doch sie merkte mit einem kleinen Schock, dass es ihrem Mann völlig ernst war. Sie stand also in ihrem dünnen Hemd da, das wenig der Phantasie überließ, während die aufgeregt flüsternden Modeschöpferinnen ihr ein Kleid nach dem anderen über den Kopf zogen und einer Gruppe von Näherinnen Anweisungen gaben, wo sie abzustecken und zu nähen hatten.
Ein Abendkleid aus
Weitere Kostenlose Bücher