Der Heiratsantrag - Almost a Bride
die Kerzen hell brannten und das Feuer genug Nahrung hatte, dann knickste sie und zog sich zurück.
Jack entging die plötzlich eintretende Stille im Schlafgemach seiner Frau nicht. Er schloss daraus, dass sie nun allein war. Louis war mit der Rasur fertig und legte geradezu andächtig einen seidenen türkisfarbenen Morgenmantel auf dem Bett zurecht, wobei er sich sehr viel Mühe mit der Anordnung des Faltenwurfs und der Gürtelfransen gab.
»Jetzt komme ich allein zurecht, Louis«, sagte der Herzog ungeduldig ob dieses übertriebenen Eifers.
Der Kammerdiener verbeugte sich und verließ rücklings den Raum, nicht ohne die Tür hinter sich betont leise zu schließen.
Jack ging in Strümpfen zur Verbindungstür und öffnete. Sein erster Eindruck war Lavendel- und Rosmarinduft, dann sah er seine Frau in ihrem Bad. Ihre Haut war rosig vom warmen Wasser, ihr Haar ein feuchter und wirrer Knoten auf dem Hinterkopf. Sie drehte den Kopf gleichmütig zur Seite und sah ihn an. Er trug nur Breeches und Hemd, Letzteres am Hals achtlos geöffnet. Sein Haar war wie immer mit einem schwarzen Samtband zusammengefasst, die Haut an Hals und Nacken nach den sommerlichen Wochen auf dem Land sonnengebräunt. Langsam und anerkennend sagte sie: »Ich wünsche einen guten Abend, Euer Gnaden.«
Jack trat an die Wanne und blickte unter gesenkten Lidern auf sie hinunter. »Ein höchst reizvoller Anblick«, murmelte er. »Ganz nass, rosa und zart ... wie eine Rosenblüte vor dem Öffnen ... oder dem Geöffnetwerden.« Ein träges Lächeln umspielte seinen feinen Mund.
Er kniete neben der Wanne nieder, rollte die Hemdsärmel bis zu den Ellbogen hoch und machte jede Drehung zu einer sinnlichen, trägen Bewegung voller Verheißung, die ihr Blut in Wallung geraten ließ und bewirkte, dass freudige Erwartung ihre Lenden heiß durchzuckte.
Ähnlich träge griff er zu einem Lavendelzweiglein und berühte damit ihre Stirnmitte, zog eine imaginäre Linie über Nase und Lippen zum Kinngrübchen, sodann weiter über die Kehle, um in der Höhlung zu verweilen, in der nun ihr Puls unruhig und rasch schlug. Langsam setzte er die Linie fort, zwischen ihren Brüsten, die sich von dunklen, aufgerichteten Spitzen gekrönt über das Wasser erhoben.
Schmetterlinge der Lust tanzten in ihrem Bauch, als er den Lavendelzweig in ihren Nabel tauchte, eine Brustwarze zwischen Zeigefinger und Daumen rollte und mit der freien Hand ihr Kinn unterfasste, als er sie küsste – erst hart, dannsanft, dass seine Lippen an ihrem Mund dahinschmolzen und seine Zunge mit der ihren in quälenden Wettstreit trat. Langsam hob er den Kopf und blickte in ihr erhitztes Gesicht mit den von seinem Kuss vollen und roten Lippen und den Augen, in denen goldenes Feuer glühte.
Lillys Bild huschte vor seinem geistigen Auge vorüber, ihre leicht rosig getönte Porzellanhaut, die himmelblauen Augen, der willige rote Mund, doch die Perfektion ihres Teints und die warme Röte ihres Mundes waren Puder und Rouge zu verdanken. Ihre gezupften Brauen bildeten vollkommene Bögen, während Arabellas dunkle, gerade Brauen von natürlicher Dichte und Stärke waren. Er benetzte seinen Daumen und strich ihre Brauen vorsichtig glatt, ehe er sich bückte und sie auf die Nasenspitze küsste.
Arabella spürte, dass sich die Stimmung leicht verändert hatte. Plötzlich fragte sie sich, ob er direkt aus dem Bett seiner Geliebten gekommen war. Sie setzte sich in der Wanne auf, zog die Knie unters Kinn und blickte ihn forschend an.
»Was ist, Liebes?« Er lächelte ihr fragend zu.
»Plötzlich spürte ich, dass du nicht mich ansiehst, sondern eine andere«, sagte sie nicht ganz aufrichtig. »Ein merkwürdig ungutes Gefühl ... «
Lange sah er sie schweigend an. Er sah auch zwei andere Bilder, die sich ihm aufdrängten, wenn er mit seiner Frau zusammen war. Immer Charlotte und sehr oft Frederick. Ihre Schatten lasteten auf Arabella, wie sie auf ihm lasteten.
Arabella nagte an ihrer Unterlippe, ehe sie sagte: »Jack, ich kenne dich gar nicht.«
Nein, dachte er. Gar nicht. Doch sie war unschuldig unter die Schatten geraten. Irgendwie musste er lernen, sie nur als das zu sehen, was sie selbst war.
Mit sinkendem Herzen erkannte Arabella den verschlossenen Blick, der ihr immer das Gefühl verlieh, dass er weitentfernt war, an einem Ort, an den sie ihm nicht folgen konnte.
Dann war diese Stimmung plötzlich verflogen, und seine Augen waren wieder warm, sein Mund weich und sinnlich gewölbt. Er stützte die
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