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Der Heiratsspezialist

Der Heiratsspezialist

Titel: Der Heiratsspezialist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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geschmacklich mehr. Eine Genießerin, dachte er. Überhaupt ein sympathisches Mädchen. Warum ist so etwas nicht schon längst verheiratet? »Es gibt bei Ihnen keine sonstigen Bindungen?« fragte er leichthin.
    »Keine!«
    »Bubelatz!«
    »Ach, der gute Waldemar!« Erika lachte. Ihr ganzer Körper schien sich zu freuen. »Er ist verheiratet und hat zwei Kinder! Er kennt mein Leben … dreimal war ich verlobt! Drei absolute Fehlplanungen! Männer sind eine komische Spezies: egoistisch, eitel, rechthaberisch, tyrannisch, verlogen, bequem und immer nur an einer Sache interessiert. Sie beurteilen eine Frau ausschließlich nach ihren horizontalen Qualitäten.« Sie blickte Bob geradezu dankbar an. »Was ich an Ihnen schätze, Bob, ist Ihre Neutralität.«
    »Wir machen ja auch ein Geschäft!« antwortete Bob und kam sich ungeheuer dämlich vor. »In meinem Beruf muß man Selbstdisziplin üben, das ist eine Grundvoraussetzung.«
    »Aber risikoreich.«
    »Nicht im geringsten!«
    »Und wenn Sie sich trotzdem in eine Kundin verlieben?«
    »Ausgeschlossen! Ich sehe nur den Vertrag!«
    »Und umgekehrt? Wenn sich die Kundin …?« Erika Blume schien von diesem Gedanken sehr angetan. »Schließlich sehen Sie nicht aus wie der Glöckner von Notre Dame. Was würden Sie tun, wenn …«
    »Unmöglich!« Das Gesprächsthema wurde Bob zu heiß. »Man kann einem Computer keine Liebeserklärung machen! Und mein Geschäft wird mit der Präzision eines gut programmierten Computers abgewickelt.«
    »Phantastisch!« sagte Erika Blume und blinzelte Bob zu, was er in diesem Moment sehr unpassend fand. »Was spuckt Ihr Computer also für uns aus?«
    »Wir setzen den Vertrag auf, Sie geben mir alle nötigen Papiere, und ich benachrichtige meine Botschaft in Bonn-Mehlem, daß wir heiraten wollen. Wir bekommen dann einen Termin, fliegen nach Bonn, lassen uns in der Botschaft trauen, und dann heißen Sie Mrs. Brook. Am nächsten Tag schon fliegen wir über New York nach Las Vegas und lassen uns da von Richter de Trajano scheiden. Dauert es mit dem US-Paß länger, warten wir eben in Bonn. Für Sie kein Risiko bei einer Pauschale von nur DM 1.500.«
    »Mein Gott, können Sie nicht ohne diese schrecklichen Zahlen auskommen? Denken Sie nur an Geld?«
    »Ja! Wenn man keins hat – immer!«
    »Sie besitzen doch einen gutgehenden Eissalon in Las Vegas.«
    »Gut ist maßlos übertrieben. Er wirft gerade soviel ab, daß ich mir hin und wieder einen Hamburger leisten kann.«
    »Sie haben deutsche Gehilfen?«
    Bob versuchte, sein Grinsen in den Grenzen eines charmanten Lächelns zu halten. »Ein Hamburger ist was zum Essen, Erika. Ein rundes, pappiges Brötchen mit gebratenem Hackfleisch dazwischen, garniert mit Salatblättern, Ketchup und Gurkenscheiben.«
    »Ach so!« Erika Blume griff nach ihrem Rosenstrauß. Für Bob war dies das Signal zu bezahlen. Als er sein Portemonnaie zückte, sprangen schon vier wartende Gäste herbei, umringten den Tisch, strahlten Bob in Siegerlaune an und winkten allesamt der Bedienung, schnell zu kommen.
    Auf der Straße blieb Erika stehen und drückte den Blumenstrauß an ihre Brust. »Wollen Sie General Wellington kennenlernen?« fragte sie.
    »Er ist hier?«
    »Im Auto. Im Café sieht man Tiere nicht gern.«
    Das Auto, ein Mittelklassewagen, der für Bob wie das Rettungsboot eines US-Straßenkreuzers aussah, stand in einer Nebenstraße. Auf dem Hintersitz lag General Wellington und glotzte Bob an, als er an die Scheibe trat. Er bellte nicht, er rührte sich nicht, er wackelte nicht mit den Ohren, er tat gar nichts … er glotzte nur. Sein Fell war hellgelb, fast falb, und mitten auf der Stirn hatte er einen schwarzen Fleck, der wie die Umrisse der Schweiz aussah.
    »Ist er nicht süß?« fragte Erika.
    »Er sieht so traurig aus, gleich wird er weinen …«
    »Das täuscht! Wenn Sie die Tür aufmachen, wird er seinem Namen gerecht. Die Versicherung verlangte bereits eine Erhöhung der Haftpflichtprämie wegen des zusätzlichen Risikos.«
    »Wie kann man seine Freundschaft gewinnen?« fragte Bob. »Schließlich müssen wir ja miteinander nach Amerika.«
    »Machen Sie die Tür auf und sagen Sie zu ihm: Guten Tag, Bibi …«
    »Ich denke, er heißt General Wellington?«
    »Bei Bibi wird er weich. Er hat ein romantisches Gemüt.«
    Bob öffnete die Tür. Bibi glotzte und rührte sich nicht. Bob beugte sich in den Wagen und sagte freundlich: »Guten Tag, Bibi! Ich bin Bob, Bibi. Zwei B's … da müssen wir uns doch vertragen. Na,

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