Der Heiratsspezialist
Da ist etwas schiefgegangen, durchfuhr es ihn. Da haben die Dinge eine Entwicklung genommen, die keiner voraussehen konnte. Oder doch? Wenn sich die menschliche Vernunft ins Bett legt, werden ihre Fähigkeiten oftmals überschätzt.
»Und Sie wollen uns scheiden, Richter de Trajano?« fragte Erika.
»Komplikationslos, in fünf Minuten«, antwortete de Trajano stolz und dumm zugleich. »Sie und Bob sagen ja, und schon sind Sie wieder frei!«
»Aber mein Ja ist Vorbedingung?«
»Natürlich! Bei einer einseitigen Willenserklärung kann es einen langen Prozeß geben.«
»Das möchte ich nicht«, sagte Erika und hakte sich bei Bob unter. »Ich glaube, Mr. de Trajano, es wird keine Akte Brook bei Ihnen geben.«
Die Fahrt vom Flughafen zum Ice-Saloon am Rande von Las Vegas verlief abenteuerlich. Jenny, die mit Bobs Wagen gekommen war, saß während der Rückfahrt am Steuer, gefolgt von McDolland, der Sheriff Brass und de Trajano mitgenommen hatte. Brass trug noch immer die Tasche mit General Wellington. Der Mops war in der Halle wie auf ein Stichwort aus seinem Tiefschlaf aufgewacht, nachdem Brass sämtliche Kontrollen durchschritten hatte. Wellington grunzte laut, reckte sich dann, hob den Kopf, erkannte den fremden Mann, glotzte ihn böse an und entschloß sich dann, ihm den Finger zu lecken, mit dem Brass vorsichtig über Wellingtons dicken Kopf strich. Anscheinend schmeckte der Sheriff ganz sympathisch, denn General Wellington biß nicht zu, sondern legte sich zufrieden wieder in die Einkaufstasche zur Ruhe.
McDolland schnaufte laut und schielte zu Brass hinüber, der neben ihm saß. Vor ihnen her jagte Jenny in halsbrecherischer Fahrt. Sie fuhr mindestens doppelt so schnell wie erlaubt und überholte so gewagt, daß der Wagen jeden Augenblick seitlich auszubrechen drohte.
»Eine müssen wir einsperren!« sagte McDolland zu Brass. »Entweder Jenny oder Erika! Die beiden schlachten sich sonst ab!«
»Wir sperren Bob ein!« sagte Brass entschlossen. »Dann ist er erst mal aus der Schußlinie heraus, und die beiden Weiber werden die Probleme untereinander ausraufen. Wenn sie sich gegenseitig umbringen, bleibt uns und Bob viel erspart.«
»Und wenn eine überlebt?«
»Auch dann!« Brass lachte trocken. »Auch die Überlebende sind wir dann los – für mindestens 15 Jahre!«
»Der Himmel verzeihe uns unsere ketzerischen Gedanken!« rief McDolland. »Aber hier kann der Himmel ja auch nicht mehr helfen.«
Im Ice-Saloon wirtschaftete der liebe Vetter Harry Sandler. Er trug eine weiße Schürze, auf der er als smarter Cowboy abgebildet war, weiße Gummischuhe und ein weißes Käppi mit einer stilisierten Eiswaffel, alles sehr hygienisch bis hinauf zu den weißpolierten Zähnen, die er bei seinem breiten Grinsen immer attraktiv entblößte. Mit dröhnender Stimme begrüßte er Bob, drückte ihn an sich und brüllte den anwesenden Gästen zu: »Das ist der Boß! Kommt aus Old Germany und hat sich eine Frau mitgebracht! Jippijeh!« Dann umarmte er Erika mit dem sicheren Griff eines Mannes, der gewohnt ist, mit Kühen umzugehen. Dabei schmatzte er sie ab, und seine Hand lag sofort auf ihrer Brust. Nun wandte er sich Jenny zu, um auch sie abzuküssen, die er ja seit über drei Stunden nicht gesehen hatte.
»Diese Herzlichkeit ist überwältigend«, sagte Erika zu Bob, als sie in die Wohnung traten. »Ist das überall so in Amerika?«
»Ja, vor allem in Las Vegas.« Bob zog seine Jacke aus, knöpfte das Hemd bis zum Gürtel auf und warf sich auf die Couch. McDolland, Brass und de Trajano waren im Saloon geblieben, ebenso Jenny, weil Brass sie am Rock festhielt. Vetter Harry hatte sich hinter die chromblitzende Theke zurückgezogen und vermied alle Diskussionen, indem er sich um die Saftmaschine kümmerte. Man mußte den jungen Eheleuten Zeit lassen für ein paar Worte unter vier Augen.
»Wieso nur hier?« fragte Erika. Sie setzte sich Bob gegenüber, zog den Rock hoch und öffnete einen weiteren Knopf an ihrem Ausschnitt. Es war heiß, die Klimaanlage summte leise und kam gegen die Hitze kaum an.
»Las Vegas lebt von den Fremden«, sagte Bob. »Da muß das Familienleben der Einwohner schon besonders stark ausgeprägt sein, damit uns das Geldverdienen nicht völlig aufreibt.«
»Wer ist der Mann an der Bar?«
»Das weißt du doch, Jennys Vetter Harry.«
»Wie der seine Cousine geküßt hat!«
»Ich finde nichts dabei.«
»Mich hat noch kein Vetter so unverschämt angefaßt.«
»Harry ist ein Cowboy mit den
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