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Der Heiratsspezialist

Der Heiratsspezialist

Titel: Der Heiratsspezialist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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seinem Kinn hinge ein Sack. »In Amerika wäre das eine Sensation: Der blonde Bomber gegen den schwarzen Bomber. Allein von den Wetten könnte man gut leben.«
    »Was soll der Quatsch?« Der Blonde, den sie Fred nannten, steckte sein Feuerzeug ein. »Sie sollten an was anderes denken – gerade jetzt!«
    »Ich bin Geschäftsmann, Fred! Wenn ein Amerikaner Geschäfte riecht, gleicht er einem Löwen, der eine Antilope wittert: Er rennt los! Dagegen sind Armenier, Zigeuner, Türken, Inder, Chinesen, Malaien mühsame Hüpfer! Und mit Ihnen ist Geld zu verdienen. Stellen Sie sich vor, Sie werden aufgebaut als ›Thor, der Wikingerhammer‹. Amerika wird Kopf stehen! Der Madison Square Garden wird Ihnen seine Tore öffnen!«
    »Knall ihm noch einen vor die Birne, damit er wieder klar wird!« sagte die blonde Maid ziemlich ungezogen. »Oder hat der vielleicht wirklich 'ne Macke! Na, dann Prost!«
    »Sie heißen Robert Brook und wohnen in diesem stinkfeinen Kasten an der Alster.« Der Blonde nahm von einem Tischchen, das Bob erst jetzt wahrnahm, den amerikanischen Paß und blätterte darin herum. Auf dem Tisch lag korrekt aufgereiht Bobs Tascheninhalt. Deutsche Ordnung, dachte Bob. »Sie sind fünfunddreißig Jahre – ein bißchen jung, um schon zu sterben.«
    »Ich habe dies auch nicht in Erwägung gezogen, Fred.«
    »Es wird Ihnen kaum was anderes übrigbleiben. Wenn wir hier auch wie die Bekloppten sprechen, es ist ernst, Bob! Sie haben 236,67 Mark bei sich. Mehr nicht?«
    »Nein. Sie wissen doch, was ich in der Tasche hatte.«
    »Man kann Geld auch woanders tragen.«
    »Ich besitze keinen Brustbeutel. Und sonst … Überzeugen Sie sich, Fred. Ich bin kein schüchterner College-Boy!« Er streckte sich, löste den Gürtel und begann, seine Hose aufzuknöpfen. Das blonde Mädchen starrte auf seine Finger. Die Hand, die gerade wieder die Zigarette an die Lippen führen wollte, hielt inne.
    »Die Sau holt'n tatsächlich 'raus!« schrie sie. »Der nimmt uns auf'n Arm!«
    »Ich will Ihnen nur erleichtern, meinen Körper nach Geld zu untersuchen.« Bob beschränkte sich darauf, nur seinen Hosengürtel offen zu lassen. »Ich habe wirklich nicht mehr bei mir.«
    »Und damit wollten Sie auf St. Pauli einen draufmachen?«
    »Nein.«
    »Mann, Sie waren doch in der Sex-Show! Wenn die nachher kassiert hätten … Mannomann!«
    »Ich war eingeladen …« Bob zog die Beine an, drückte sich hoch und setzte sich auf. Es war tatsächlich ein Keller mit gekalkten Wänden. Von der Decke hing eine Glühlampe, die Tür war aus Eisen, der Fußboden glattgestrichener Zement. Bis auf die Liege, auf der er saß, war der Raum nur noch mit zwei Stühlen, einem Tischchen und einem verbeulten Blecheimer möbliert. An die hintere Schmalwand war ein Plakat mit Klebestreifen an die Mauer geheftet: Ein dicker, lächelnder Koch, der einladend mit einem Kochlöffel winkte. Darunter die dicke Unterschrift: Eßt Scheiße! Millionen Fliegen können nicht irren!
    Bob lächelte verträumt. Diese Wirklichkeit übertraf sogar amerikanische Drehbuchautoren …
    »Um so besser!« sagte der Blonde.
    Bob schrak zusammen. »Was soll das heißen?«
    »Man wird Sie vermissen!«
    »Gewiß.« Bob dachte an Juliane Hatzle und konnte sich vorstellen, mit welchem Elan sie sein Verschwinden reklamierte. Er sah, wie sie das ganze Lokal mit ihrer gewaltigen Stimme zusammenbrüllte und der Sex-Show keine Chancen mehr ließ. Die Polizei rückte heran, der Tatort Toilette wurde abgeriegelt, Juliane gab sich als Post-Inspektorin zu erkennen, und da Beamte einer Beamtin helfen mußten, blieb dem Geschäftsführer des Lokals nichts anderes übrig, als klein beizugeben.
    Fred, der Hüne, schien in Bobs Gesicht etwas anderes zu lesen. Er fuchtelte mit seinen großen Händen durch die Luft.
    »Keine falschen Hoffnungen, Bob! Das hier ist nicht der Keller von dem Schuppen! Hier findet uns keiner!« Er nahm eine von Bobs Zigaretten, zündete sie an und rauchte sie sehr nervös. Seine Sicherheit war nur Maske; dahinter vibrierten die Nerven. »Was halten Sie von 100.000 Dollar?«
    »Viel! Man kann allerhand damit anfangen.«
    »Umgerechnet sind das 175.000 Mark. Runden wir auf: 200.000 Mark! Klar?«
    »Aber ja. Ganz klar. Schön, so mit Zahlen zu spielen.«
    »Das sind Sie uns wert, Bob! Wenn wir die 200.000 Mark haben, lassen wir Sie garantiert frei.«
    »O, das ist nett!« Bob ließ die Beine zu Boden gleiten. Er saß jetzt auf der Liege, betrachtete den Mann, den er Eule getauft hatte

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