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Der Heiratsspezialist

Der Heiratsspezialist

Titel: Der Heiratsspezialist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wohnte nicht im ›Bellevue‹ in Rhöndorf, sondern im ›Rheinhotel Dreesen‹, einem der berühmten deutschen Hotels, die Geschichte gemacht haben wie das ›Adlon‹ in Berlin, das Hotel ›Petersberg‹ in Königswinter am Rhein oder das Kurhotel in Bad Ems. Er saß auf der verglasten Terrasse, blickte über den Rhein zu den sagenhaften Sieben Bergen und leerte die Flasche mit großem Genuß. Dann ging er leicht schwankend auf sein Zimmer, stellte sich dort vor den großen Spiegel und machte vor seinem Spiegelbild eine tiefe Verbeugung.
    »240.000 Mark«, sagte er zu sich. »Bob Brook, die Welt wird es nie erfahren – aber du hast so etwas wie den Stein der Weisen entdeckt! Wovon andere in einem ganzen Leben nur träumen, kassierst du mit einem einzigen Wort: ›JA!‹ Genialität ist Beschränkung auf das Wesentliche. Schon Einstein wurde durch eine einzige Formel unsterblich! Gute Nacht, Bob! Bist ein toller Bursche!«
    In dieser Nacht träumte er von Jenny. Im Evakostüm rannte sie durch pulverfeinen, goldenen Sand und er hinter ihr her. Bevor er sie jedoch erreichen konnte, stolperte er über ein Stück Treibholz und fiel hin.
    Mit einem Seufzen erwachte Bob und merkte, daß er aus dem Bett gefallen war.
    Der Heiratstermin war, nachdem Bob alle Papiere nach Bad Godesberg geschickt hatte, von Konsul Nesswick auf einen Freitag festgelegt worden. Fünfzehn Tage waren vergangen, davon zehn Tage in der Gesellschaft von Juliane Hatzle.
    Sie hatte nach Bobs Rückkehr vom Rhein sofort begonnen, ihren Haushalt aufzulösen, meldete sich bei der Post krank und reichte gleichzeitig ihr Entlassungsgesuch ein. Damit löste sie ungeahnte Komplikationen aus, denn sie war Beamtin auf Lebenszeit, hatte Anspruch auf eine gute Pension und unterlag einem fast lückenlosen Beamtengesetz. Daß jemand freiwillig auf seine Pension verzichtete, war so selten, daß der Personalreferent der Oberpostdirektion von Hamburg etwas verwirrt auf das Schreiben starrte und im voraus nur eins wußte: Es war unmöglich, daß ein deutscher Beamter auf Geld verzichtete, das ihm laut Gesetz zustand. Auch wenn er nicht mehr Beamter sein wollte, blieb ihm der Anspruch auf das Geld, das er sich als Beamter verdient hatte.
    Mit ihrem Satz: »Machen Sie mit meiner Pension, was Sie wollen …«, veranlaßte Juliane Hatzle die Erstellung zahlreicher Gutachten. Man konnte sich in der Hamburger Oberpostdirektion nicht erinnern, jemals einen solchen Fall gehabt zu haben. Bisher war so etwas undenkbar gewesen. Schließlich wird man ja Beamter, um einmal pensioniert zu werden!
    Juliane Hatzle kümmerte das wenig. Sie war vollauf damit beschäftigt, Bob Hamburg und Umgebung zu zeigen. Abgesehen von den Naturschönheiten an der Unterelbe und der Nordsee interessierte Bob das ihm bisher unbekannte Hamburg, jenes Hamburg, über das er in seinem Buch informiert worden war. Juliane Hatzle, in tiefster Seelentiefe anscheinend von der Hoffnung getragen, ein Blick in die einschlägigen Lokale von St. Pauli könne Bob Brook vom strengen Vertragstext ein wenig abweichen lassen, war sofort begeistert, holte ihn um 10 Uhr abends vom Hotel ab und fuhr mit ihm zur Reeperbahn.
    Bob war in keiner Weise beeindruckt. Für einen Mann aus Las Vegas sind die zuckenden Lichtreklamen St. Paulis nichts Besonderes. Schon seine bunte Eiswaffel auf dem Dach des Saloons übertraf alles, was er hier sah. Die Szenenfotos in den Schaukästen der Sextheater hatten ihm auch nichts Neues zu bieten.
    In einer Show, irgendwo in der Nähe der Großen Freiheit, saß er dann an einem kleinen runden Tisch, starrte auf die winzige Bühne, wo eine üppige Blondine mit einer brennenden Tischlampe allerhand anstellte, schielte ab und zu auf Juliane, die mit roten Backen dasaß und mehrmals nach seiner Hand tastete, und sagte einmal, als sie den Kopf gegen seine Schulter lehnte:
    »Juliane, wenn die Darbietung Sie anstrengt, sollten wir gehen …«
    Es war zweifellos ein Fehler, Bob über die Reeperbahn und durch die anschließenden Straßen zu führen. Das stellte sich schlagartig heraus, als Bob in einem anderen Lokal zwischen zwei Auftritten einen bestimmten Ort aufsuchen wollte. Der Gang war rötlich beleuchtet, und der Weg zur Tür mit dem Symbol für Männer führte an einem Mädchen vorbei, das an der Wand lehnte, Jenny verdammt ähnlich sah und zu Bob sagte: »Ha! Da kommt genau mein Typ! Ich wette, wir passen gut aufeinander.«
    Bob verstand nur die Hälfte, blieb aber dummerweise stehen und hob

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