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Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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wirkst?«, fragte Jolanda. »Wie ein Wolf. Ein kleiner magerer Wolf mit grünen Augen und sabbernden Lefzen.«
    »Möchtest du nicht von mir eine Skulptur machen? Da! Nimm doch auch bei mir die Maße ab! Er begann den Hosengurt zu lösen.«
    »Das ist lausig, Marty. Ich kann eifersüchtige Männer nicht ausstehen. Wenn du nicht wolltest, dass ich mit ihm ins Bett gehe, wieso hast du ihn mir dann dermaßen aufgedrängt?«
    »Weil ich bestimmte Informationen haben wollte. Und das schien mir der effizienteste Weg, sie zu kriegen. Und das war dir doch sicher klar?«
    »Ja. Ja, ich glaube, das habe ich.« Sie schoss ihm einen heißen Blick zu. »Jetzt, wo ich ein bisschen drüber nachdenke. Aber verstehst du, dass ich sowas nie in Betracht gezogen hätte, wenn ich ihn nicht attraktiv fände? Ich bin kein Spielzeug, das man herumreicht, Marty. Und ich bin auch kein Köder. Ich wollte mit ihm ins Bett. Und genau das habe ich getan. Und ich bin glücklich darüber. Ich habe es enorm genossen!«
    »Aber klar doch, das hast du.« Enron änderte den Ton; statt grober männlicher Großspurigkeit versuchte er es nun mit sanfteren beschwichtigerenden Tönen. »Er ist ein ungewöhnlicher Mensch. Es muss eine ungewöhnliche Erfahrung gewesen sein.« Er trat zu ihr, legte ihr die Hände auf den Nacken und begann sanft das Fleisch und die Muskeln darunter zu kneten. »Meinst du wirklich, ich bin eifersüchtig, Jolanda?«
    »Ja. Verdammt, das glaube ich. Du wolltest, dass es passiert, aber es gefällt dir gar nicht. Das merkte ich schon, als du in dem Restaurant aufgetaucht bist. Du glaubtest, du musst in unserer Nähe herumhängen, um ja nicht die Kontrolle zu verlieren, nicht einmal in dem Moment, wo du mich ihm in die Arme getrieben hast.«
    Für Enron kam diese Anschuldigung ein wenig überraschend. War es wirklich so? Er hatte gedacht, dass er sich in dem Restaurant Jolanda und Farkas nur deshalb aufgedrängt hatte, um diesem die Nachricht zu signalisieren, dass sie sich unterhalten müssten, sobald Farkas sein Geturtel mit Jolanda hinter sich gebracht hatte. Aber vielleicht steckte ja mehr dahinter. Sicher, er hätte bis zum nächsten Tag warten können, den Kontakt zu Farkas aufzunehmen. Doch es war möglich, dass er ihm zu verstehen geben musste auf Jolanda so etwas wie ein Prioritätsrecht zu besitzen, einen Eigentumsanspruch, ehe die beiden ins Bett hüpften.
    Achselzuckend sagte er: »Egal, hast du was Brauchbares von ihm erfahren?«
    »Das hängt davon ab. Was verstehst du unter brauchbar?«
    »Na, hat er zum Beispiel gesagt, weshalb er hier oben ist?«
    »Er hat mir im Restaurant gesagt, weshalb er hergekommen ist. In Urlaub, sagte er.«
    »Natürlich. Urlaub – du bist wirklich ziemlich dumm, nicht wahr?«
    »Besten Dank.«
    »Er ist hier, um für Kyocera zu spionieren. Das weißt du doch.«
    »Na und? Spioniert er eben für Kyocera. Aber wir haben über nichts geredet, was irgendwie mit Kyocera zu tun hatte. Ich habe ein paar Messungen an seinem Gesicht und seinem Schädel vorgenommen, und dann fragte er, ob ich mit ihm ins Bett gehe, und dann …«
    »Ja ja. Schon gut.«
    »Im Bett wirkt er jedenfalls nicht wie ein Blinder, Marty. Auch nicht wie einer, der eine schöne Frau anschaut, und dabei einen Stapel Fässer sieht. Er wusste recht genau, wo alles hingehört.«
    »Bestimmt«, sagte Enron und atmete langsam tief durch. »Okay, jetzt hör mir mal genau zu. Ich denke mir, Jolanda, dass die von Kyocera-Merck irgendwie die Finger in dem kleinen Komplott haben, das deine Freunde aus Los Angeles sich da ausgekocht haben, und dass der Ungar als Schlüsselmann für K-M hier ist, sich mit den Verschwörern treffen und ihnen helfen soll.«
    Jolanda rückte auf ihrem Sitz herum und blickte zu ihm hoch. »Wie kommst du darauf? Keiner hat je was von Kyocera gesagt, als sie mir von ihrem Plan erzählten.«
    »Wozu hätten sie das tun sollen? Aber ein solches Unternehmen kostet Geld. Jemand muss die Waffen kaufen und für den Transport hierher bezahlen. Die Leute müssen ausgebildet werden. Die Einreisezollgebühren, die Schmiergelder, was es eben so kostet, sich den Zugang an einen Ort wie den hier, der so gut abgeschirmt ist, für eine kleine Armee zu erkaufen. Also, was denkst du, wer finanziert deine Freunde?«
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Sie haben nie was davon gesagt.«
    »Der einzige Zweck meines Aufenthalts hier – erinnerst du dich? – ist der, deine Freunde zu treffen und ihnen zu erklären, dass mein Land

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