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Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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bereit ist, ihnen jegliche nötige finanzielle Unterstützung zu bieten, die sie brauchen. Aber jetzt zeigt sich die Möglichkeit, dass sie bei ihrem Vorhaben bereits einen sehr potenten Partner haben.«
    »Du meinst Kyocera-Merck?«
    »Es hat allmählich ganz den Anschein.«
    »Aber weshalb sollten die von Kyocera-Merck den Diktator von Valparaiso Nuevo stürzen wollen?«
    »Vielleicht aus purem Imperialismus. Man sagt, Kyocera steckt derzeit in einer stark expansiven Phase, vielleicht wollen sie einfach noch ein paar L-5-Welten mehr in ihrer Sammlung haben. Oder aber es leben hier ein paar Leute, die sie gern in die Finger kriegen wollen. Ich weiß es nicht, Jolanda. Aber dass Farkas hier ist, wenn ein Staatsstreich geplant ist, dann sagt mir das, dass er für K-M dabei irgendwie mitmischt.«
    »Und wenn?«
    »Dann muss ich mich in den Deal einschalten. Ein Partner-Venture, geteilte Kosten, geteilter Profit. Kyocera kann das Habitat haben, wenn sie es wollen. Aber ein paar Leute, die sich hier verborgen halten, die wollen wir haben – und wir kriegen sie – so oder so.«
     
    Enron gönnte sich gerade genüsslich eine ausgiebige üppige Dusche vor dem Essen, als Jolanda die Kabinentür aufschob, den Kopf hereinsteckte und sagte: »Der Kurier ist am Apparat. Er glaubt, er hat Davidov ausfindig gemacht. Willst du ihn sprechen?«
    »Sag ihm, er soll warten.«
    Enron trat wieder unter die Brause, ließ sich das Wasser genüsslich über den dichten seifigen Haarpelz auf der Brust strömen. In Israel gab es selbstverständlich immer ausreichend Wasser für luxuriöses Duschen. Doch er war kurz zuvor noch in Kalifornien gewesen und hatte die spartanischen Zwänge zum Wassersparen erlebt, die durch die endlosen Dürreperioden an der Westküste verordnet werden mussten, und so genoss er es, hier in Valparaiso Nuevo unbegrenzt Wasser vergeuden zu können, wo alle Ressourcen mit höchster Effizienz in Recyclingprozesse eingebunden waren und wo es für nichts Rationierungen gab.
    Eine ganze Weile später erst tauchte er auf und rubbelte sich trocken. Dann ging er ins Schlafzimmer. Aus dem Visor sah ihm Kluges ernstes dickliches Gesicht entgegen. Enron wickelte sich nachlässig das Badetuch um die Hüften und trat auf Sichtnähe heran.
    »Also?«
    »Speiche C«, sagte Kluge. »Hotel Santa Eulalia in der Ortschaft Remedios. Vier Mann mit kalifornischen Pässen stiegen da letzte Woche ab. Das war einer von ihnen. Er geht unter dem Namen Dudley Reynolds, aber ich denke, er ist der, den du suchst. Ich pumpe dir sein Bild rüber.«
    Das Visorbild verschwamm kurz durch Download-Interferenz. Kluge stöpselte sein Flexterminal in den Output. Dann war das Bild wieder klar, und Enron sah vor sich das Solido-Bild eines Mannes mit quadratischem Kopf, kurzem Hals, nüchternen blauen Augen und fast farblos blonden, sehr kurz geschnittenen Haaren. Die Haut, die wohl ursprünglich von slawischer Blässe gewesen war, wies eine schwarzpurpurne Tönung von zu hohen Screendosen auf und war fleckig und gedunsen. Ein erschreckendes Gesicht mit breitem Kinn, fast lippenlos, eine viehische Visage.
    Enron fragte Jolanda: »Was meinst du?«
    »Das ist Davidov, ja. Genau.«
    »Er sieht aus wie ein Tier.«
    »Aber er ist wirklich ganz sanft«, sagte sie.
    »Bestimmt.« Er befahl Kluge wieder vor die Kamera. »Gut. Du hast ihn gefunden. Gute Arbeit. Wo sind sie jetzt?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Was?«
    »Sie sind vor zwölf Stunden ausgezogen. Vielleicht sind sie auf die Erde zurück.«
    »Sauerei«, knurrte Enron. »Sie sind uns entwischt.«
    »Da bin ich nicht ganz sicher. Meine Kontaktleute bei der Emigration haben mir bisher noch keine Information geliefert, dass sie abgereist wären. Aber Tatsache bleibt, sie haben ihr bisheriges Hotel verlassen. Ich suche weiter.«
    »Ja, mach das.«
    »Ich könnte einen Vorschuss auf mein Honorar brauchen«, sagte Kluge. »Meine Ausgaben für die Sache bisher sind ziemlich hoch gewesen.«
    »Wie viel brauchst du?«, fragte Enron.
    »Tausend Callaghanos?«
    »Ich gebe dir zweitausend. Das erspart mir den Ärger, dass du in ein, zwei Tage wieder mit ausgestreckter Hand ankommst.«
    Kluge wirkte tatsächlich sehr überrascht. Auch Jolanda schaute Enron verwirrt an.
    Enron nahm sein Terminal von der Kommode, tippte Kluges Kontonummer und transferierte die Summe. Kluge stammelte dankbar, dann verschwand er vom Bildschirm.
    Jolanda fragte: »Weshalb gibst du ihm so viel Geld?«
    »Was spielt das für eine Rolle?

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