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Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Glück, dass du die kriegst. Ein Terminationsberater wird dich über deine Rechte informieren. Alles klar, Carpenter? Hast du begriffen?«
    »Damit hatte ich nicht gerechnet, dass …«
    »Nein. Vermutlich nicht. Es tut mir leid, Carpenter.«
    Betäubt, mit schwerem stockenden Atem stierte Carpenter den Visor an, noch lange, nachdem der erloschen war. In seinem Kopf wirbelte es. Nie zuvor hatte er sich dermaßen öde und verloren gefühlt. Auf einmal klaffte da mitten in seinem Planeten ein Loch, und er stürzte da hinein – und er fiel und fiel …
    Nach und nach beruhigte er sich ein wenig.
    Er saß eine Weile still da, atmete tief durch, versuchte an gar nichts zu denken. Dann begann er automatisch, einen Ruf an Nick Rhodes zu platzieren.
    Aber nein.
    Nein, nicht jetzt. Nick würde verständnisvoll sein, gewiss, aber er hatte doch bereits ziemlich deutlich gesagt, dass Carpenter sich das Ganze selber zuzuschreiben hätte. Und das wollte er gerade jetzt nicht noch einmal hören.
    Mit einem Freund reden. Einem Freund, der nicht Nick Rhodes heißt.
    Er dachte an Jolanda. Die nette, dicke, unkritische Schwabbel-Jolanda. Ruf sie an und geh mit ihr zum Essen aus, und danach gehst du mit zu ihr in ihr Haus, irgendwo in Berkeley, bleibst über die Nacht und fickst sie, bis ihr Hören und Sehen vergeht. Das kam ihm enorm gut vor, bis ihm einfiel, dass Jolanda ja droben in den L-5-Satelliten mit diesem israelischen Enron war.
    Dann eben jemand anderes.
    Es muss ja nicht unbedingt hier in der Bay sein. Jemand weit weg. Ja, dachte er, Geh! Hau ab! Weit weg von hier! Lauf! Mach 'nen kleinen Ausflug!
    Ein Besuch bei Jeanne zum Beispiel. Ja, die liebe Jeanne Gabel drüben in Paris. Die war immer ein guter Kamerad gewesen, hatte immer ein sympathisches Ohr und eine freundliche Schulter für ihn gehabt.
    Und sie hatte ihm ja überhaupt diese Stellung als Seekapitän verschafft. Sie würde ihn nicht zu hart hernehmen wegen des Mists, den er da gebaut hatte. Und weshalb sollte er in den dreißig Tagen, während derer er noch Anspruch auf die Privilegien eines Elfers hatte, die Firma nicht für ein Flugticket nach Paris und für ein paar anständige Dinners in den Restaurants an der Seine bluten lassen?
    Er wählte die Sammelnummer von Samurai und verlangte eine Firmenverbindung mit Paris. Rasch rechnete er aus, wie spät es in Paris sein musste: bereits nach Mitternacht, aber das machte nichts. Es ging ihm schlecht, Jeanne würde das verstehen.
    Das Dumme war nur, dass Jeanne nicht mehr für die Pariser Filiale arbeitete. In guter alter Samurai-Manier war sie nach Chicago versetzt worden, erklärte man ihm.
    Er verlangte die Umlegung dorthin. Es dauerte nur einen Augenblick, sie zu finden.
    »Gabel«, sagte eine Stimme am anderen Ende, und dann war sie auf dem Visor: ihr fröhliches, gutes, warmes, breites Gesicht, das massige Kinn, die dunklen ehrlichen Augen. »Ja, Mann! Wie geht's dem Seemann im Hafen?«
    »Jeannie, ich steck in der Scheiße! Kann ich zu dir kommen und mit dir reden?«
    »Was ist …? Wie denn …?« Sie streifte rasch ihre Überraschung ab. »Natürlich, Paul.«
    »Ich schwing mich in die nächste Maschine nach Chicago, okay?«
    »Sicher, klar, komm, so schnell du kannst. Was für dich am besten ist.«
    Aber seine Firmenkreditkarte schien Flugtickets nicht mehr zu decken. Nach mehrfachem Versuch gab er auf und versuchte es mit einem Leihwagen. Das hatten sie offenbar noch nicht storniert, denn beim ersten Versuch erhielt er die Reservation. Die Fahrt nach Chicago würde bestimmt kein Vergnügen werden, aber wenn er draufdrückte, würde er es vielleicht in zwei, höchstens drei Tagen schaffen. Er rief Jeanne zurück und sagte, sie solle ihn Mitte der Woche erwarten. Sie blies ihm einen Kuss zu.
    Der Wagen stellte sich vierzig Minuten später vor dem Dunsmuir ein. Carpenter wartete draußen mit seinem Koffer. »Wir fahren nach Osten«, befahl er dem Wagen. »Richtung Walnut Creek und dann weiter.« Er schaltete auf Vollautomatik, und als sie auf die Berge zufuhren, lehnte er sich zurück und schloss die Augen. Es gab sowieso nichts zu sehen, außer dem schwarzen, unerbittlichen Regen.

Kapitel 21
     
    Als Farkas nach dem Dinner mit Meshoram Enron und Jolanda Bermudez allein in seinem Hotelzimmer war, wanderte er eine Viertelstunde lang von Ecke zu Ecke und arrangierte im Geist die Puzzlestücke, warf sie wieder auseinander und arrangierte sie immer wieder neu. Dann platzierte er mit Scrambler eine Verbindung zu

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