Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)
ersten Shuttle zur Erde zurückzufliegen.«
»Aber dann bleibt uns ja noch genügend Zeit, uns zu treffen, oder?«
»Es ist was Wichtiges?«
»Sehr.«
»Hängt es irgendwie mit Jolanda zusammen?«
»Nicht im geringsten. Sie ist eine prachtvolle Frau, aber wir zwei haben wesentlichere Dinge zu besprechen, als wer mit wem ins Bett steigt, oder nicht?«
Und diesmal bemerkte Farkas eine deutliche Aufhellung des Enronbildes, ein unübersehbares stärkeres Leuchten.
»Wo treffen wir uns?«, fragte Enron.
»Einem Ort namens Mirador, Speiche D.« Farkas wählte den Platz auf gut Glück. »Im Café La Paloma, direkt an der Plaza in der Mitte, in fünfundvierzig Minuten.«
»Geht's nicht früher?«
»Gut, also in einer halben Stunde.«
Als er ankam, wartete Enron bereits auf ihn. Es war fünf Minuten vor der vereinbarten Zeit. Um diese Stunde war es ruhig auf der Plaza, bei weitem stiller als an dem Tag, an dem er dort mit Juanito Dr. Wu Fang-shui gesucht hatte. Enron saß an einem der vorderen Tische, reglos wie eine Statue, und zeigte keinerlei Anzeichen von Unruhe. Doch er war angespannt wie eine aufgezogene Sprungfeder. Farkas sah das auf dreißig Schritt Entfernung schon.
Er setzte sich ihm gegenüber und sagte sofort: »Dieses kalifornische Projekt, hier die Regierung zu stürzen. Du hast das gestern Abend erwähnt.«
Enron antwortete nichts.
»Eine gemeinsame Aktion wäre die beste Lösung bei so etwas, sagtest du. Eine Megafirma und ein reiches Land, die die nötigen Mittel je zur Hälfte aufbringen.«
»Komm zum Punkt«, sagte Enron. »Du brauchst mich nicht an das zu erinnern, was ich gesagt habe.«
»Also schön. Der Punkt ist der: Hast du damit ein Angebot gemacht? Seid ihr bereit, die Sache in einem Joined Venture zu machen?«
Und nun beugte Enron sich hellwach und gespannt vor. Sein Atemrhythmus hatte sich verändert. Farkas wusste, er hatte ins Schwarze getroffen.
»Möglicherweise«, sagte Farkas. »Und ihr?«
»Sehr wahrscheinlich.«
»Welchen Rang hast du, Farkas?«
»Neun.«
»Das ist nicht hoch genug, eine so große Sache zu autorisieren.«
»Aber hoch genug, um sie in die Wege zu leiten.«
»Ja. Ja, vermutlich. Und du hast selbstverständlich die Befugnis, so weit zu gehen, wie du es bereits getan hast.«
»Selbstverständlich«, sagte Farkas ohne Zögern.
»Ich muss zurück auf die Erde und dort mit einigen Leuten sprechen«, sagte Enron. »Es geht nicht um Autorisation, es geht um Informationen. Ich muss da noch mehr wissen. Danach können wir uns wieder zusammensetzen und vielleicht ein Geschäft abschließen. Aber ich sage dir eines, Farkas, aus genau dem Grund bin ich hierher gekommen.«
»Ausgezeichnet«, sagte Farkas. »Wir operieren auf konvergenten Linien. Das gefällt mir. Wir werden uns bald weiter unterhalten.«
»Sehr bald, ja.«
Die Unterredung war zu Ende, doch beide rührten sich nicht vom Tisch. Enron wirkte noch immer sehr angespannt, eigentlich vielleicht sogar noch mehr als zuvor. Die Pause währte gerade lang genug, um das Thema zu wechseln.
Schließlich sagte Enron: »Jolanda ist ehrlich von dir fasziniert, weißt du. Passiert dir das häufig, dass die Frauen so auf dich abfahren?«
»Oft genug.«
»Ich dachte, bei deinen Augen und überhaupt …«
»Ganz im Gegenteil. Viele finden das attraktiv. Du bist doch nicht verärgert?«
»Ein bisschen schon, gebe ich zu. Verdammt, ich bin ein normaler konkurrenzfähiger Mann. Aber nein, nein eigentlich stört es mich nicht wirklich. Schließlich ist sie ja nicht mein Besitz. Außerdem habe ich sie ursprünglich ja gebeten, sich an dich ranzumachen. Deine Aufmerksamkeit zu erregen, damit ich mit dir in Kontakt kommen konnte.«
»Dann bin ich dir zu Dank verpflichtet. Ich habe gar nichts dagegen, geangelt zu werden, wenn es solch ein prächtiger Köder ist.«
»Ich habe nur einfach nicht gedacht, dass sie dermaßen begeistert an die Sache rangehen würde, weiter nichts.«
»Mir kommt sie wie eine Frau vor, die sehr schnell in Begeisterung gerät«, sagte Farkas. Die Gesprächsrichtung wurde ihm unangenehm. Aber vielleicht lag das ja in der Absicht des Israeli. Er stand auf. »Ich warte begierig darauf, bald wieder von dir zu hören«, sagte er.
Jolanda war im Hotelzimmer, als er eintrat. Er hatte ihr eine Nachricht hinterlassen, dass er einen unerwarteten Anruf von Farkas erhalten habe und sich mit ihm in einer anderen Speiche treffen wolle.
»Was wollte er denn?«, fragte sie Enron. »Oder ist das
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