Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)
Emilio Olmo.
»Ich hab ein bisschen rumgeschnüffelt«, berichtete er dem Offizier der Guardia Civil. »Ich schnappe hier und da ein leises Düftchen von einer Konspiration auf.«
»Wirklich? Ich auch.«
»Oh?«
»Sag du zuerst. Was weißt du, Victor?«
»Über diese südkalifornische Gruppe, über die du Gerede gehört hast? Es gibt sie wirklich. Oder, lass es mich genauer sagen, zumindest habe ich aus einer völlig neuen Richtung über sie gehört.«
»Zuverlässige Quelle?«
»Einigermaßen. Der Freund eines Freundes. Jemand, der sehr gute Verbindungen im Informationstransfer hat.«
»Ah«, sagte Olmo. »Also zieht die Geschichte weiter. Höchst interessant. Was kannst du mir sonst noch sagen, Victor?«
»Sonst eigentlich nichts.« Farkas sah noch keine Notwendigkeit, Olmo Einzelheiten über die Beteiligung Israels an dem Komplott gegen den Generalissimo mitzuteilen. Es wäre auch verfrüht gewesen. Ihm war klar, dass Enron einen ganz bestimmten Vorschlag zu unterbreiten hatte, und das wollte er zuerst hören, ehe er Olmo ins Bild setzte. Wenn er dies überhaupt tat. Da war immer noch die Option, den Mann von der Guardia Civil völlig draußen zu lassen, wenn sich der israelische Aspekt als vielversprechend herausstellen sollte. Es konnten sich für ihn bessere Aufstiegschancen ergeben, wenn er den Staatsstreich ungehindert erfolgen ließ, als wenn er Olmo half, ihn zu ersticken. Vielleicht ließ sich ja Olmo in ganz anderer Weise benutzen denn als Polizeichef des Generalissimo Callaghan. Der Plan von Kyocera, ihn zu Don Eduardos Nachfolger zu machen, wenn er endlich starb, würde Olmo bewegen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Aber Farkas war nicht sicher, welche Partei er sausen lassen wollte, und darum war es zum jetzigen Zeitpunkt angebracht, Olmo gegenüber nur vage Äußerungen zu machen. »Wie ich sagte, es war Infomaterial von einer Drittperson. Ich dachte mir aber, es würde dich interessieren, dass über das Projekt an verschiedenen Orten geredet wird.«
»Stimmt. Aber tatsächlich bin ich dir da einen Sprung voraus. Diese Kalifornier und ihre Pläne sind nicht nur Realität, sondern einige von ihnen statteten sogar vor kurzem hier einen Besuch ab, um die Lage zu sondieren.«
»Das weißt du mit Sicherheit?«
»Info aus dritter Hand, genau wie bei dir«, sagte Olmo. »Ich habe sie selbst nicht gesehen. Aber wir wissen, dass sie hier waren. Wir versuchen, ihnen auf die Spur zu kommen, aber da gibt es einige Schwierigkeiten. Möglich, dass sie bereits wieder auf die Erde zurückgeflogen sind. In dem Fall werden wir für sie bereit sein, wenn sie zurückkommen.«
»Ja, also«, sagte Farkas. »Du bist mir voraus, stimmt. Tut mir leid, dass ich deine Zeit in Anspruch genommen habe, Emilio.«
»Es ist mir stets eine Freude, wenn ich etwas von dir höre, Victor.«
»Ich rufe dich wieder an, wenn ich etwas Genaueres herausbekomme.«
»Ja, mach das, bitte.«
Vielleicht war es jetzt an der Zeit, New Kyoto anzurufen und die Sache auf eine höhere Ebene zu heben. Farkas überdachte das, entschied sich aber dagegen. Vorläufig. Wenn man selbst nicht das Glück hatte, Japaner zu sein, konnte man nur in höhere Ränge aufsteigen, wenn man in Situationen Initiative zeigte, die Kühnheit und Entscheidungsfähigkeit verlangten, um dann, wenn alles gut lief, die hervorragenden Ergebnisse zu präsentieren, die man erreicht hatte.
Farkas schlief darüber. Als er wieder aufwachte, lagen die Muster deutlicher vor seinem Geist. Bevor er zum Frühstück ausging, rief er das Hotel an, in dem Jolanda ein Zimmer mit Enron hatte.
Auf dem Visor erschien die dunkle glasartige Figur Meshoram Enrons.
»Jolanda ist nicht da«, sagte er etwas zu hastig, ohne sich zu bemühen, den feindseligen Ton seiner Stimme zu unterdrücken. »Sie ist drunten im Fitness Center.«
»Ausgezeichnet. Ich wollte sowieso mit dir sprechen.«
»Ja? Und?«
»Wir müssen uns noch mal kurz treffen. Gestern Abend ist einiges ungesagt geblieben. Ich möchte da noch mal anknüpfen.«
Enron schien zu überlegen. Aber seine Glasfassade blieb unverändert. Farkas gewann kein deutliches Bild von den Gedankenabläufen im Kopf des Israelis. Enron schirmte sich zu gut ab. Er konnte unmöglich nur anhand des Bildes im Visor irgendwelche Schwankungen in Enrons Bild lesen. Um diese Nuancen aufzufangen, brauchte er unbedingt den direkten Kontakt mit ihm.
Nach einer Weile sagte Enron: »Wir haben vor, heute Abend, vielleicht morgen mit dem
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