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Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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morgen.
    Er schaltete den Kommunikationsstab ab und machte sich quer über die Plaza davon. Er rechnete damit, dass hinter einer der Palmen ein Mann der Guardia hervortauchen und ihm Magnetos anlegen werde, bevor er die andere Seite des Platzes erreicht hatte. Aber niemand hielt ihn auf. Er torkelte mit zuckenden verdoppelt schnellen Schritten weiter, immer noch bis zu einem gewissen Grad von dem Hyperdex beschwingt. Und er wusste, das würde noch einige Stunden lang so bleiben.
    In den Aufzug. Hinunter zur Nabe, zum Shuttle-Terminal. Dort würden sie höchstwahrscheinlich alle sein: Enron, Jolanda, Davidov und seine Leute. Und warteten dort, bis sie ins Shuttle gehen konnten, falls es Olmo nicht gelungen war, den Generalissimo vom Thron zu stürzen.
    Durch die Glaswand des Aufzugschachts erhaschte er einen Blick auf eine Uhr. Viertel vor zwölf war es jetzt. Und wenn Davidov keinen Ausweichplan vorbereitet hatte, würde die Mittags-Deadline verstreichen, ohne dass Olmo irgend etwas erfahren hatte. Aber das war nicht das wirklich ernste Problem. Wirklich ernst wurde es, wenn die neunzig Minuten Gnadenfrist verstrichen, ohne dass man von Olmo Nachricht hatte, und wenn dann die Bomben gezündet würden.
    Das Shuttle zur Erde wartete startbereit im Terminal. Carpenter sah die schimmernde Lanze des Rumpfs exakt im Ring des Dockmoduls und direkt dahinter das lange hochragende Shuttle selbst. Überall blinkten helle Lampen verwirrend. Verdammt, wo war die Abflughalle?
    Er befand sich in einer Art Warteraum. Eine Handvoll jugendlicher Einheimischer hing da herum. Er erinnerte sich, dass sie ihm bereits bei seiner Ankunft aufgefallen waren: Es waren Kuriere, scharfe Typen, die sich auf die Anreisenden stürzten. Er suchte nach dem Jungen, der ihnen bei der Ankunft geholfen hatte – Natathaniel, so hatte der Typ geheißen –, aber er sah ihn nicht. Doch dann kam ein anderer, ein untersetzter blonder Junge mit rosigem Gesicht, der wohl nicht so sanft war, wie er aussah, auf ihn zu und fragte ihn: »Kann ich dir helfen, Sir? Ich bin lizenzierter Kurier. Ich heiße Kluge.«
    »Ich habe ein Ticket für das Zwölffünfzehner zur Erde«, sagte Carpenter.
    »Dann gehst du da drüben direkt durch die Tür, Sir. Soll ich dir dein Gepäck aus dem Schließfach holen?«
    Aber das wenige, was Carpenter an Gepäck mithatte, befand sich noch in seinem Hotelzimmer. Ach, zum Teufel damit!
    »Ich habe kein Gepäck«, sagte er. »Aber ich suche Freunde von mir, die auch mit diesem Shuttle fliegen wollten.«
    »Dann sind die bestimmt schon in der Abflugs-Lounge. Oder bereits im Shuttle. Die Boardingtime ist nämlich fast vorbei, musst du wissen.«
    »Ja. Hast du sie vielleicht gesehen?« Er beschrieb ihm Enron, Davidov, Jolanda. Bei der Beschreibung Jolandas begannen seine Augen zu leuchten.
    »Die sind hier noch nicht durchgekommen«, sagte Kluge.
    »Bist du sicher?«
    »Ich kenne diese Menschen. Mister Enron aus Israel und Miss Bermudez. Und den anderen, den großen Mann mit den kurzen Haaren, der verschiedene Namen hat. Ich habe schon bei ihrem letzten Besuch für Mister Enron und Miss Bermudez gearbeitet. Ich hätte es bestimmt bemerkt, wenn sie in der letzten Stunde hier irgendwo aufgetaucht wären.«
    Carpenters Augen weiteten sich enttäuscht.
    »Du gehst jetzt besser in die Lounge, Sir«, sagte Kluge. »Gleich kommt der letzte Aufruf. Wenn ich wen von deinen Freunden kommen sehe, sage ich ihnen, dass du bereits an Bord gegangen bist. Geht das so okay, Sir?«
    Wo waren sie? Verdammt, was war passiert?
    Olmo sollte doch eigentlich ein paar der Bomben entdecken. So war jedenfalls der Plan, hatte Davidov gesagt: Er sollte ein paar von den Sprengsätzen finden; damit er begriff, dass die Drohung kein leerer Bluff war. Angenommen aber, dieser Olmo hatte eine oder mehrere der Bomben gefunden, aber auch die Leute, die sie anzubringen hatten, also Davidovs Leute, und hatte die mehr oder weniger subtilen Methoden angewandt, mit denen die Polizei hier in der Regel Informationen aus Menschen herausholte. Und dann hatte er die Übrigen festnehmen lassen, Davidov, Jolanda, Enron – und jetzt saßen sie irgendwo in Haftzellen, und Olmo beabsichtigte, sich später mal um sie zu kümmern, um sie zu vernehmen – oder vielleicht auch erst morgen …
    »Letzter Aufruf für Flug 1133«, sagte eine Stimme aus den Lautsprechern. »Passagiere nach San Francisco, Shuttle zur Erde, bitte an Bord gehen …«
    »Du gehst da jetzt besser rein, Sir«, riet Kluge

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