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Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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ihm noch einmal.
    »Ja. Ja, richtig. Hör mal, wenn die noch auftauchen, sag ihnen bitte, dass ich an Bord gegangen bin und – hör genau zu – dass Farkas heute früh die Nachricht nicht weitergegeben hat. Hast du verstanden? Dass Farkas die Nachricht nicht durchgegeben hat.«
    »Genau, Sir. Farkas hat die Nachricht nicht durchgegeben.«
    »Fein. Danke.« Carpenter suchte in seinen Taschen und fand eine der hier gebräuchlichen Münzen. Callaghanos nannten sie die. Es waren nicht eigentlich Münzen aus Metall, sondern Geldkärtchen aus Plastik. Er hatte nicht die geringste Ahnung, was das Scheibchen wert war, aber es war groß und schimmerte silbern und hatte die Ziffer 20 eingeprägt, also sollte es wohl reichen. Er gab es Kluge.
    »Letzter Aufruf für Flug 1133 …«
    Wo blieben Enron und Jolanda, verdammt? Wo Davidov. Sie waren festgenommen, daran hatte er jetzt keinen Zweifel mehr.
    Und Olmo hatte die Bomben gefunden, ja. Aber hatte er auch alle Sprengsätze gefunden? Wusste er überhaupt, wie viele da versteckt worden waren? Hatte er überhaupt daran gedacht, danach zu fragen?
    Carpenter trat in die Lounge. Er rechnete fast damit, verhaftet zu werden, sobald er seine ID-Plakette vorwies, aber nein, man sagte ihm, alles sei in Ordnung, also lag anscheinend nichts gegen ihn vor, und er wurde in keiner Weise mit der Verschwörung in Verbindung gebracht; er war wohl so völlig bedeutungslos, dass er nicht einmal bei seinem Kurzaufenthalt in Valparaiso Nuevo aufgefallen war.
    Mittag.
    Er sollte eine Störung provozieren, falls die anderen nicht rechtzeitig erschienen – eine Verzögerung, damit sie den Abflug stoppen müssten, bis die andern erschienen. Am Check-in sagte er: »Einige Freunde von mir sind noch nicht da. Ihr müsst den Abflug verschieben, bis sie da sind.«
    »Das ist leider unmöglich, Sir. Der Orbitalplan …«
    »Ich habe gestern Abend noch mit ihnen darüber gesprochen, und sie wollten unbedingt rechtzeitig hier sein.«
    »Aber dann sind sie möglicherweise ja bereits an Bord.«
    »Nein. Ein Kurier da draußen, der sie kennt, sagte mir, dass …«
    »Möchtest du mir bitte ihre Namen sagen, Sir?«
    Carpenter rasselte die Namen herunter. Er war immer noch überschnell. Der Schalterbeamte bat ihn, die Namen langsamer zu wiederholen, und er tat es. Ein Kopfschütteln.
    »Diese Personen sind nicht auf dem Flug, Sir.«
    »Sind sie nicht?«
    »Ihre Buchungen wurden storniert. Für alle drei Personen. Wir haben den Eintrag, dass sie nicht mitfliegen werden.«
    Carpenter glotzte nur stumpf.
    Sie sind verhaftet worden, dachte er. Daran besteht kein Zweifel mehr. Olmo hat sie, und wenn's schief ging, haben sie ihm von dem Komplott erzählt, außer natürlich, er hat sie zur späteren eingehenden Vernehmung weggepackt.
    Und die Bomben – hatte Olmo die alle gefunden? War er überhaupt im Bild?
    »Entschuldige, aber wenn es dir nichts ausmacht, du musst jetzt deinen Platz an Bord einnehmen …«
    »Ja. Natürlich«, sagte er mechanisch.
    Mit einem bleischweren Schädel wie ein sterbender Roboter schlurfte er ins Shuttle. Suchte nach Jolanda, Enron, Davidov. Nichts von ihnen zu sehen. Natürlich nicht.
    Ließ sich in seiner G-Schale festzurren. Wartete auf den Start des Shuttles.
    Enron. Davidov. Jolanda.
    Eine Kolossalpleite. Und er konnte nichts dagegen tun. Gar nichts. Den Start verschieben? Das wollten sie nicht und würden sie nicht. Sie würden ihn einfach rausholen und im Shuttle-Terminal in eine Arrestzelle stecken. Es wäre der reinste Selbstmord, weiter nichts.
    »Bitte legen Sie sich zurück und genießen Sie den Flug.«
    Na klar doch. Klar!
    Und dann bewegte sich das Shuttle nach außen. Viertel nach zwölf. Pünktlich. Carpenter legte die Hände über die Augen. Schon vor einer kleinen Weile hatte er gemerkt, dass er todmüde war, wie kaum jemals vorher; aber jetzt, kam ihm der Verdacht, war er da einen Schritt weitergekommen: er war so erschöpft, wie er es überhaupt werden konnte. Wenn du an bloßer Erschöpfung sterben kannst, dachte er, dann müsste ich jetzt tot sein.
    »Wie spät ist es?«, fragte er, viel später, einen Mann neben sich.
    »Valparaiso-Zeit?«
    »Ja.«
    »Genau eins-achtundzwanzig.«
    »Danke«, murmelte Carpenter. Er wandte sich zu seiner Bordluke und starrte wie gebannt hinaus. Welche Seite des Shuttles war Valparaiso Nuevo zugewandt? Und wenn es diese hier war, welcher der zahlreichen kleinen Lichtpunkte da draußen war das Habitat, das er gerade verlassen hatte?
    Er

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