Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
Vom Netzwerk:
brauchte nicht lang zu warten, um die Antwort zu erhalten.
    Als die Explosion kam, war das wie das Aufblühen einer fernen scharlachroten Blüte im Himmel. Plötzlich. Und dann ein zweites rotes Flammen. Ein drittes …

Kapitel 28
     
    Rhodes war damit beschäftigt, seinen Schreibtisch auszuräumen, als das Signallämpchen an der Sprechanlage aufleuchtete und der Vorzimmerandroid sagte: »Mr. Paul Carpenter ist hier und möchte dich sprechen, Dr. Rhodes.«
    Es war sein letzter Tag in den Santachiara Technologies, und er hatte noch anderthalbmillionen Dinge zu erledigen. Aber er konnte Paul schlecht sagen, er sei zu beschäftigt, ihn zu empfangen.
    »Er soll reinkommen«, sagte Rhodes.
    Auf das veränderte Aussehen seines Freundes war er nicht vorbereitet. Carpenter sah aus, als hätte er in zwei Wochen zwanzig Pfund Gewicht verloren und sei zehn Jahre älter geworden. Das Gesicht war eingefallen, die Augen rotgerändert und leer, und die langen blonden Haare hatten fast allen Glanz verloren. Zum ersten Mal, soweit Rhodes sich erinnern konnte, hatte er sich den Bart abrasiert, und auch das hagere, hart vorstrebende Kinn war ihm ganz unvertraut.
    »Paul!« Er ging auf ihn zu und nahm ihn in die Arme. »He, alter Junge! He, Mann!«
    Es fühlte sich an, als umarmte er einen Sack voller Knochen.
    Carpenter lächelte verkniffen, es war ein geisterhaftes Aschelächeln. »Eine irre Zeit«, sagte er leise.
    »Ich wette, das war es. Magst du was trinken?«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht«, sagte Rhodes.
    Wieder warf ihm Carpenter dieses leere, fast ausdruckslose, flüchtige Gespensterlächeln zu. »Du hast es doch nicht etwa aufgegeben?«
    »Ich? Kommt nicht in Frage. Ich nehme meine Laster ernst, Genosse. Aber ich kann auch ohne, im Moment. Setz dich doch. Mach es dir gemütlich.«
    »Gemütlich, sagt der Mann.« Carpenter kicherte hohl. Dann zeigte er auf die Packkisten, die Stapel von Würfeln und Virtuals. »Ziehst du um?«
    »Heute ist mein letzter Tag hier. Ich fange am Montag bei Kyocera an.«
    »Wie fein für dich.«
    »Ich nehme die meisten meiner Leute mit. Hubbard, Van Vliet, Richter, Schiaparelli, Cohen – die ganzen Mitarbeiter in Schlüsselfunktionen. Samurai ist natürlich außer sich. Sie reden von einem gigantischen Prozess. Aber das ist nicht mein Problem.«
    »Nein?«
    »Kyocera wollen Schadensersatz anbieten.«
    »Wie nett von denen«, sagte Carpenter. »Freut mich für dich, Nick. Ja, wechsle rüber zu denen und genmanipuliere alles verdammt höllisch gut. Und dreh alles so hin, wie es nötig ist. Baut eine neue menschliche Rasse, die Methan atmen und Chlorwasserstoff saufen kann … Macht es, Nick. Du und Dr. Wu.«
    »Mit dem habe ich noch nicht gesprochen. Der ist noch droben in Cornucopia und arbeitet an den Retrofits der Besatzung für den Interstellarflug.«
    »Cornucopia?«
    »Der Forschungssatellit von Kyocera. Liegt praktisch gleich neben dem, der …«
    »Ach ja«, sagte Carpenter. »Ja.«
    Sie schwiegen beide eine ganze Weile.
    »Was für eine Scheiße. Das mit Valparaiso Nuevo.«
    »Ja.«
    »Isabelle kann sich noch immer nicht fassen. Jolanda war doch ihre engste Freundin.«
    »Ich weiß«, sagte Carpenter. »Was für eine Vitalität die Frau hatte! Ich kann's einfach nicht glauben, dass …«
    »Ich auch nicht.«
    »Ich habe gesehen, wie das hochging. Ich saß da in dem Shuttle und habe zugesehen und gedacht: Jolanda, Enron, Davidov. Und die Tausende andrer Menschen … Aber hauptsächlich dachte nur: Jolanda-Jolanda-Jolanda …«
    »Sprich nicht darüber, Paul. Denk einfach nicht mehr daran.«
    »Ja, klar.«
    »Willst du bestimmt keinen Drink?«
    »Also hör mal, wenn du gern was trinken möchtest …«
    »Nicht für mich. Für dich.«
    »Ich möchte es nicht riskieren, Alkohol zu trinken. Ich hab eine Überdosis Hyperdex genommen, als ich dort oben war. Die einzige Möglichkeit, da lebend rauszukommen, aber mein Nervensystem ist davon für lange Zeit gestört.«
    »Von Hyperdex? Das hat dir das Leben gerettet?«
    »Das ist eine lange Geschichte«, sagte Carpenter. »Farkas war zu dem Schluss gekommen, dass er mich umbringen müsste, und Jolanda hat mich gewarnt und mir ein paar von ihren Tabletten gegeben, und … ach, Scheiße … Scheiße, Nick! Ich mag nicht darüber reden.«
    »Dann tu es auch nicht«, sagte Rhodes.
    Unerträglich, dachte Rhodes, Paul in diesem Zustand zu sehen, dieses leere Wrack von einem verwirrten orientierungslosen Menschen! Aber Carpenter hatte so eine Menge

Weitere Kostenlose Bücher