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Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Aber würde sein Artikel nicht an Tiefe gewinnen, wenn darin unterschiedliche Meinungsaspekte aus Amerika über den gesamten Komplex der Human-Adapto-Arbeiten dargelegt würden?«
    »Bitte!«
    »Na schön«, sagte sie. Ziemlich kühl. Rhodes überlegte, ob sie sich am Abend tatsächlich zurückhalten würde. Isabelle war voll bester Absichten, aber sie war auch unberechenbar und eine Frau. Möglich, dass es ein Fehler gewesen war, sie zu diesem Dinner zu bitten. Und überhaupt, vielleicht war seine ganze Beziehung zu Isabelle ein Fehler, und bisher hatte er sich noch nie erlaubt, Privatbeziehungen störend auf sein Berufsleben einwirken zu lassen.
    »Ich hol dich um sieben ab«, sagte er. »Er wohnt in der City, und wir haben nichts ausgemacht, wo wir essen wollen. Vielleicht fahren wir doch noch nach Sausalito rüber.« Er blies ihr einen Kuss zu. Und dann überkam ihn ganz plötzlich die Vorstellung, wie der Abend enden könnte, wenn das ganze Geschwätz erledigt, er von Meshoram Enron erlöst sein würde, und wenn er mit Isabelle um Mitternacht allein in seinem Apartment über der Bay sein würde, sie beide allein – die Beleuchtung gedämpft, leise Musik im Hintergrund, vielleicht ein kleiner Cognac, dann die Couch, und Isabelle in seinen Armen, und wie ihr süßer Duft betörend zu ihm heraufsteigen würde, wie er dann seinen Kopf zwischen ihren Brüsten vergrub …
    Ja. Ja. Zum Teufel mit Alex Van Vliet und seinen purpurroten Schlangen, zum Teufel mit Meshoram Enron, zum Teufel mit der ganzen dem Untergang geweihten, ausgezehrten, an Giftluft würgenden Welt. Was wichtig war – eine sichere Insel für sich zurechtzuzimmern, wenn die Nacht hereinbrach.
    Christ, that my love were in my arms, and I in my Bed again!
    Und schon wieder blinkte das Kommunikationslämpchen!
    Jesus! Rhodes schaute die Maschine böse an. »Wenn es Van Vliet ist, kannst du ihm sagen …«
    »Auf Eins ruft ein Mr. Paul Carpenter an«, sagte der Android ausdruckslos.
    »Paul Carpenter?« Rhodes war verblüfft. Er drückte die Taste, und da war tatsächlich der alte Paul direkt vor ihm im Visor, unverkennbar der alte Paul, sah zwar ein bisschen älter aus, na, vielleicht sogar mehr als ein bisschen, und jetzt hatte er einen ungepflegten dunklen Bart, der die untere Gesichtspartie verdeckte, anstatt des kessen schmalen Vandykebärtchens, auf das er früher so stolz war. Auch das struppige blonde Haar war viel länger, als Rhodes es in Erinnerung hatte, und er war gebräunt und sah verwittert aus und hatte Krähenfüße im Gesicht, als hätte er sich letzthin ein bisschen zu lange im Freien aufgehalten, als gut für ihn war. Fünf Jahre waren es jetzt her, dass sie zuletzt Kontakt gehabt hatten.
    »Himmel«, sagte Rhodes, »der verlorene Sohn kehrt zurück. Von wo aus rufst du denn an, verdammt?«
    »Direkt hier von nebenan, aus San Francisco. Wie geht's bei dir, Nick? Hast du derzeit 'ne Menge interessanter Gene zu zersäbeln?«
    Rhodes sah perplex aus. »San Fran cisco? Du bist hier in der Stadt? Wieso denn? Wozu? Wieso hast du mir nicht 'ne kleine Nachricht zukommen lassen, dass du reinkommst?«
    »Ich habe mir gedacht, das wäre nicht nötig. Ich bleibe ein paar Wochen lang hier, dann verschifft mich die Firma in den beschissnen Südpazifik. Skipper auf einem Eisberg-Trawler. Nennt mich Ahab. Glaubst du, du könntest Zeit finden und mit einem alten Freund irgendwann nächste Woche mal zu Mittag essen?«
    »Nächste Woche?«, sagte Rhodes. »Wie wär's mit heute?«
    Carpenter wirkte überrascht. »Geht denn das so plötzlich? Bei 'nem bedeutenden Mann wie dir?«
    »Ich möchte es aber gern. Eine Chance, dieser Klapsmühle für ein paar Stunden zu entkommen.«
    »Also, ich könnte mir ein Pod über die Bucht nehmen und in einer halben Stunde bei dir sein. Ich könnte dann sofort zu eurem Labor raufkommen und die große Besichtigungstour über mich ergehen lassen, bevor wir zum Essen fahren – was hältst du davon?«
    »Geht nicht«, sagte Rhodes. »Alle interessanten Arbeitsbereiche sind strikt abgesichert, und der Rest besteht nur aus Büros. Außerdem, es gibt hier im Moment jemand, dem ich an diesem Vormittag nicht begegnen möchte, und ich möchte mich nicht gern vor der Mittagspause aus meiner Höhle wagen.« Er blickte auf seine Uhr. »Treffen wir uns doch um zwölf bei Antonio's, einem Lokal direkt am Kai von Berkeley. Jeder Taxifahrer wird wissen, wo das ist. Jesus, es wird großartig sein, dich wiederzusehen, Paul. Jesus! Was

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