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Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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deren Namen du sicher kennst. Bei diesen Arbeiten geht es um Raumfahrtexperimente, um den ersten Interstellarflug mit Überlichtgeschwindigkeit. Den Schätzungen nach könnte das Programm in drei Jahren einen Flug starten. Vielleicht in vier.«
    Die Frau stand auf. »So ein irrsinniges Zeug – es geht mich überhaupt nichts an.«
    »Das Überlichtgeschwindigkeit-Feld verzerrt das Sehvermögen«, sprach Farkas weiter. Er schien nicht zu bemerken, dass die Frau aufgestanden war und sich nach einem Fluchtweg umsah. »Tatsächlich wird dabei das Sehvermögen überhaupt völlig gestört. Die Wahrnehmung wird total abnorm. Und eine Schiffsbesatzung mit normalem Sehvermögen würde einfach völlig außerstande sein, normal zu funktionieren. Aber es zeigt sich, dass jemand mit Blindsichtvermögen sich relativ problemlos an die eigentümlichen Veränderungen adaptieren kann, die das Feld auslöst. Wie du siehst, wäre ich geradezu ideal ausgerüstet für den Flug in solch einem Raumfahrzeug, und man hat mich auch tatsächlich bereits aufgefordert, am ersten Experimentalflug teilzunehmen.«
    »Ich habe keinerlei Interesse daran, mir das anzuhören …«
    »Der Spacedrive wurde aber bereits tatsächlich in Tests erprobt. In Bodentests, strikte Vorläufe, ohne Weitstreckentests, aber die theoretischen Ergebnisse sind höchst ermutigend. Ich war die Testperson. Deshalb sind wir recht zuversichtlich, dass das Projekt erfolgreich sein wird. Aber ich kann nicht allein fliegen. Wir haben ein Team von fünf Leuten gefunden, und die sind alle bereit, sich tektogenetischen Retrofits zu unterziehen, um ihnen das zu geben, was ich bereits habe. Und wir wissen von keinem anderen Menschen, der über eine so große Erfahrung auf diesem Sektor verfügt wie du. Wir möchten, dass du aus dem Ruhestand zurückkehrst und wieder aktiv wirst, Dr. Wu.«
    Das war ganz und gar nicht so, wie Juanito sich den Verlauf des Treffs vorgestellt hatte. Er war völlig durcheinander.
    Farkas sprach weiter: »Wir haben in einem Habitat in der Nähe ein Laboratorium für dich eingerichtet, mit allem, was du an Einrichtungen benötigen könntest, aber du brauchtest es nur zu sagen, wenn du etwas anderes oder mehr brauchst. Natürlich werden wir deine Mitarbeit sehr gut honorieren. Und auch für deine persönliche Sicherheit sorgen, solange du außerhalb von Valparaiso Nuevo bist. Also, was sagst du dazu? Kommen wir ins Geschäft?«
    Die rothaarige Frauensperson bebte am ganzen Leib und wich langsam zurück. Farkas schien ihre Bewegungen nicht zu bemerken.
    »Nein«, sagte die Frau. »Es ist so unendlich lange her. Und was ich einmal gekonnt habe, habe ich vergessen und begraben.«
    Also hatte Farkas die ganze Zeit recht gehabt, dachte Juanito. Es gab keinen Zweifel mehr: Die Frau war sein Dr. Wu.
    »Du könntest einen Auffrischungskurs machen«, sagte Farkas. »Ich glaube einfach nicht, dass man eine große Begabung, wie es die deine war, wirklich verlieren kann, was meinst du?«
    »Nein … Bitte! Lasst mich in Ruhe!«
    Juanito war bestürzt, wie schief er die ganze Sache von Anfang an gesehen hatte. Er hatte alles falsch interpretiert: diesen angeblichen Racheplan. Selten in seinem Leben hatte er sich bisher dermaßen geirrt. Farkas war nicht hergekommen, um seine Rechnung mit Wu zu begleichen. Das begriff er nun. Sondern nur wegen eines Geschäfts, anscheinend im Auftrag von Kyocera-Merck. Farkas scherte sich einen Furz um seine Rache. Und er war auch überhaupt nicht mehr böse auf den Genchirurgen wegen dem, was dieser ihm vor langer Zeit angetan hatte. Nein.
    Der Mann war sonderbarer, als Juanito bisher geglaubt hatte.
    »Was sagst du dazu?«, wiederholte Farkas.
    Statt zu antworten, machte die Frau – Dr. Wu – noch ein paar Schritte rückwärts. Sie/er schien in der nächsten Sekunde fluchtartig davonstürzen zu wollen.
    »Wohin geht er?«, fragte Farkas hastig. »Lass ihn nicht entkommen, Juanito!«
    Wu wich immer noch zurück, rascher jetzt, ohne direkt zu laufen, aber zielsicher dem geschlossenen Teil des Cafés zustrebend. Farkas machte eine scharfe Handbewegung, und Juanito nahm die Verfolgung auf. Mit dem Spike konnte er auf fünfzehn Schritt einen Betäubungsschlag verabreichen. Doch in diesem Menschengedränge konnte er Wu nicht einfach umlegen, jedenfalls nicht wenn sie Asylschutz hatte, und schon gar nicht an einem Ort wie El Mirador. Eine Minute später würden sich fünfzig Sanctuarios auf ihn stürzen. Die Asylanten würden sich ihn packen

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