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Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Perspexkuppeln, die sich an die Kante der Kaimauer schmiegten, durch die das tieferliegende Gebiet von Berkeley gegen die fortschreitende Ausweitung der Bucht abgeschottet war. Die Lokale sahen aus wie Büschel von phosphoreszierenden Pilzen.
    Vor so etwa vierzig, fünfzig Jahren waren die tiefer gelegenen Teile Berkeleys im Verlauf der ersten großen Fluten verschlungen worden, und bei Ebbe, so hatte man Carpenter erzählt, konnte man noch die Spitzen der alten abgesoffenen Häuser aus dem glitschigen Glitzerüberzug von Mikroorganismen auf dem Wasser der Bucht sehen. Doch seit der Errichtung der Mole hatte es hier keine gravierenden neuen Fluten mehr gegeben. Die Westküste war alles in allem bei der großen Überflutung der Küsten relativ gut weggekommen, die auf der Erde stark unterschiedlich schwer aufgetreten war: Als Katastrophen in China, Japan, Bangladesh, aber auch den östlichen Küstenstaaten der USA, besonders in Florida, Georgia, der Carolinaküste; im westlichen Europa dagegen gab es nur geringere Schäden – außer in Holland, Dänemark und den Ostseeanrainern, die so ziemlich verschwunden waren –, auch an den Pazifikküsten der beiden Amerikas war der Schaden nicht so schlimm. Und nun sagte man, dass das Abschmelzen der Polareiskappen im wesentlichen beendet sei und dass die restlichen Massen gefroren bleiben würden, zumindest für die unmittelbare Zukunft, so dass die Gefahr einer weiteren Zunahme der planetaren Wassermassen gebannt schien. Es ist immer erfreulich, dachte Carpenter, wenn man gesagt bekommt, dass alles wieder gefahrlos und in Ordnung sei, egal in welchem Zusammenhang. Auch wenn es nicht die Wahrheit ist.
    Die Mittagssonne knallte hart und heiß herab, und die Luft war wie gewöhnlich, wie dicke Suppe. Rhodes verspätete sich, nichts Ungewöhnliches bei ihm. Carpenter trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen in der klebrigen Hitze, dann ging er die Rampe zur Mole hinauf und fächelte sich mit dem Hemd Kühlung zu und zupfte an seiner Atemmaske, die feucht und warm an der Wange klebte.
    Er starrte auf die eleganten alten Brücken und die weite Bucht, die grün, blau und violett schimmernde Haut, wie auf einer schaumigen tropischen Pfütze, und auf die blitzende Eleganz San Franciscos auf der anderen Seite, und auf die schwere dunkle Masse des Mount Tamalpais im Norden. Dann blickte er in die andere Richtung, auf die Berge von Berkeley-Oakland, die dicht bebaut waren, aber immer noch weite Strecken Grasflächen aufwiesen.
    Das Gras war jetzt überall braun und verdorrt und sah tot aus, aber Carpenter wusste aus seiner Kindheit, dass es innerhalb von einer oder zwei Wochen wieder zu frischem grünen Leben erwachen würde, sobald die Winterregen kamen. Ärgerlich war nur, dass die Winterregen sich hier nicht mehr sehr oft einstellten. Jahrein, jahraus herrschte die ganze Küste entlang ein endloser Sommer. Statt dessen wurden jetzt ehemalige Wüstenregionen wie etwa im Nahen Osten und Nordafrika von angenehmen Niederschlägen wie nie zuvor gesegnet, und die gesamte Zone im Südwesten der USA, von Osttexas bis Florida, hatte sich in einen einzigen gewaltigen Regenwald verwandelt und stöhnte unter der Last albtraumhafter gigantischer pelziger Schlinggewächse, riesiger Orchideenwucherungen und Kriechpflanzen mit glänzenden Blättern.
    »Da bist du ja«, sagte eine tiefe heisere Stimme hinter ihm. »Ich suche dich schon überall.«
    Nick Rhodes grinste ihm vom Fuß der Rampe her entgegen. Er war wie aus dem Nichts aufgetaucht, schien es Carpenter. Rhodes trug keine Atemmaske, dafür aber eine luftige weiße Baumwolldschellaba mit auffälligen ägyptischen Motiven. Die dichten lockigen braunen Haare hatten einen Anflug von Grau und waren an den Schläfen merklich schütterer geworden, seit Carpenter ihn zuletzt gesehen hatte, und er wirkte müde und ausgelaugt. Das runde Gesicht war fleischiger, fast feist geworden. Sein überschwängliches Grinsen wirkt irgendwie gezwungen, dachte Carpenter. Da stimmte etwas nicht. Ganz eindeutig.
    »Der Herr Doktor«, sagte Carpenter. »Na endlich. Die Pünktlichkeit in Person, wie üblich.« Er stieg zu Rhodes hinunter und streckte ihm die Hand entgegen. Dieser ergriff sie, zog Carpenter zu sich und umarmte ihn heftig, Brust an Brust und Wange an Wange. Carpenter war groß, doch Rhodes war noch ein Stückchen größer und viel breiter und massiger, und so fiel die Umarmung ziemlich heftig aus.
    Dann lösten sie sich und betrachteten einander.

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