Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)
aus, als sei Isabelles Ausbruch ihm vollkommen unbegreiflich. Er blinzelte ein paar Mal und starrte sie an, als hätte sie nach der Weinflasche gegriffen und sie über dem Tisch ausgeleert.
Schließlich sagte Rhodes mit sanftem Ton in die angespannte Stille hinein: »Ms. Martine und ich sind uns in politischen Fragen nicht immer einig, Mr. Enron.«
»Aha. Ja. Ja, das sehe ich.« Der Journalist wirkte immer noch verblüfft. Eine derart heftige öffentliche Demonstration von Illoyalität gegenüber einem Partner überstieg anscheinend sogar bei einem diskussionslüsternen Israeli schmerzhaft die Grenzen des Erlaubten. »Aber die Rettung der menschlichen Spezies, das ist doch sicherlich kein parteipolitisches Thema«, sagte er. »Dabei geht es doch einfach nur darum, zu tun, was getan werden muss.«
»Es gibt da aber solche und solche Methoden«, sagte Isabelle scharf, ohne auf die flehenden Blicke von Rhodes zu achten.
»Ja, natürlich.« Enron wirkte nun gelangweilt, ja durch ihre Streitlust geradezu verärgert. Er bedachte sie erneut mit einem seiner abschätzigen Blicke. Carpenter sah die mühsam unterdrückte Wut in seinen Augen blitzen. Zweifellos fürchtete er, sie würde ihn zu hindern versuchen, die gewünschten Informationen zu sammeln. Sie war ihm ein Ärgernis, und nichts weiter. Rhodes, der nervös und tiefbekümmert auf das Tischtuch starrte, arbeitete sich an seinem nächsten Drink ab.
Sichtlich um Selbstbeherrschung bemüht, sagte Enron mit betonter Deutlichkeit zu keinem direkt: »Lasst mich bitte erklären, was ich und meine Herausgeber uns vorstellen.« Er holte tief Luft. Jetzt kam eine vorbereitete Ansprache, das war Carpenter klar. Jetzt redete der Mann offiziell und fürs Band. »Wir akzeptieren die von der Wissenschaft allgemein vertretene Position, dass die im Verlauf des Industriezeitalters auf der Erde angerichteten Umweltschäden irreversibel sind; dass die unkontrollierte Verbrennung fossiler Energieträger über die Periode von zwei-, dreihundert Jahren zu kohlendioxid- und Stickoxidemissionen führten, die weit über jeder Toleranzgrenze liegen; dass dies zu einer graduellen, letztlich signifikanten Erwärmung des Planeten führte; dass die veränderten Ozeantemperaturen und Druckverhältnisse, die aus dieser Erwärmung resultierten, im Meerwasser gebundenes Methan in die Atmosphäre freisetzten, was die allgemeine Erwärmung weiter steigerte; und dass das Anwachsen der sogenannten Treibhausgase in der Atmosphäre, neben der zusätzlichen massenhaften Endlagerung solcher Umweltgifte in terrestrischen Entsorgungsdepots und in Gestalt hypertrophen Pflanzenwuchses, der durch den Überschuss an CO 2 bewirkt wurde, dazu führten, dass alles zunächst einmal zwangsläufig noch schlimmer werden wird, ehe es besser werden kann, weil die während der Periode des globalen Umweltmissbrauchs eingelagerten giftigen Gase im Lauf der Zeit unweigerlich freigesetzt werden, ja dass dies durch Bodenleckage und sich zersetzende vegetabile Biomasse jetzt bereits der Fall ist. Ich denke, dies ist eine recht korrekte Schilderung der Lage.«
»Und das Ozon«, sagte Carpenter.
»Ja, natürlich. Das auch. Ich hätte nicht vergessen dürfen zu erwähnen, dass die Verwendung von chlorierten Fluorkohlenwasserstoffen und ähnlichen Substanzen während des 20. Jahrhunderts die Ozonschicht geschädigt und damit die Sonneneinstrahlung intensiviert hat, wodurch die globale Erwärmung noch weiter wuchs. Etcetera, etcetera. Doch ich denke, ich habe das Feld für unsere Diskussion ausreichend gut abgesteckt. Ich brauche wohl kaum noch weiter unsere vielen Probleme aufzuzählen – die … äh … vielen verschiedenen Feedbackmechanismen aufzuzählen, die dazu beitrugen, eine schlimme Situation noch zu verschlechtern, nicht wahr? Das sind ja alles alte Hüte für euch. Es steht außer Zweifel, dass wir einer sehr gefährlichen Periode entgegengehen.«
»Absolut wahr! Der Planet muss geschützt werden!«, tönte Jolanda Bermudez mit Traumstimme, als verkünde sie Nachrichten von der Venus.
»Ich stimme Jolanda absolut zu«, sagte Isabelle. »Wir müssen zur Vernunft kommen. Der ganze Planet ist in Gefahr! Es muss etwas geschehen, um ihn zu retten!«
Enron lächelte eisig. »Ich erlaube mir, anderer Ansicht zu sein. Nicht der Planet ist in Gefahr, Ms. Martine. Für den Planeten spielt es keine Rolle, nicht wahr, ob in der Wüste Sahara Regen fällt oder in den Agrarebenen in der Mitte Nordamerikas? Na und, die Sahara
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