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Der Held und die Feuergöttin

Der Held und die Feuergöttin

Titel: Der Held und die Feuergöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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nicht weiter als zehn Schritte. Schrei sofort, falls du etwas hörst oder siehst.«
    Nur zögernd ließ der Schmächtige ihn los. Mythor legte ihn sanft ab und nickte ihm noch einmal aufmunternd zu. Dann machte er kehrt und ging zum Riß zurück, um das Seil einzuholen. Er sah sich gründlich um, bevor er sich bückte und den Stab aufhob, die zusammengebundenen Stricke ein paarmal auf und nieder schwang, bis sie sich von der Felsnadel auf der anderen Seite lösten. Einmal vermeinte er, tief unter sich ein Paar glühender Augen zu sehen und von irgendwoher Flügelschlag zu hören.
    Mythor legte das Seil zusammen und warf es sich über die Schulter. Oniak atmete auf, als er zu ihm zurückkehrte.
    »Kannst du gehen?«
    »Ich… ich werde es wohl müssen, Honga«, sagte der Grünhäutige, offensichtlich von starken Schmerzen geplagt.
    »Nur ein Stück, bis wir eine Höhle oder Nische im Fels finden, wo ich mich besser um dich kümmern kann«, murmelte Mythor. »Komm, ich stütze dich.«
    Oniak zögerte, ergriff dann die dargebotene Hand und ließ sich in die Höhe ziehen. Mythor faßte ihn unter und paßte seinen Schritt dem seinen an.
    »Honga, du hast mich schon wieder gerettet. Mein Leben ist nun doppelt in deiner Hand.«
    »So ein Unsinn!«
    »Aber ich kann es wiedergutmachen. Ich weiß jetzt, wo…«
    »Oniak, das kannst du mir gleich noch erzählen. Jetzt komm erst einmal wieder zu dir.«
    »Ich weiß, wo… wir rasten können, Honga. Eine große Nische. Wir kamen daran vorbei, als…«
    »Dann wart ihr schon weiter im Berg? Weiter als bis hierhin?«
    Mythors Interesse überwog für einen Moment seine Sorge um den kleinen Mann von jenseits der Barriere, von der er immer noch nicht wußte, was sie eigentlich war.
    »Ja«, flüsterte Oniak. »Ich sah… die Göttin, Honga!«
    »Ramoa?« Mythor blieb stehen. Ungläubig starrte er Oniak an.
    Der nickte heftig.
    »Ich sagte dir doch, daß ich… daß ich etwas gutmachen kann.«
    »Gleich.« Mythor mußte seine Neugier bezähmen, seine Erregung mit Gewalt unterdrücken. Wenn Oniak die Wahrheit sprach und nicht phantasierte, waren sie tatsächlich ein gewaltiges Stück voran gekommen. Aber er brauchte Ruhe, wollte er ihm nicht in den Armen sterben.
    »Wie weit bis zu dieser Nische?« fragte Mythor.
    »Nicht mehr… weit. Fünfzig Schritte…«
    Als Mythor das Loch im Fels sah, schwanden die Zweifel an Oniaks Worten. Er leuchtete mit der Klinge hinein und sah, daß sich dahinter wahrhaftig eine größere Nische befand. Und der Eingang war so klein, daß sich ein Mann nur mit Mühe hindurchzwängen konnte. Von innen schien sie gut zu verteidigen, falls Ramoa weitere Tukken schicken sollte.
    Mythor kletterte jedoch erst durch die Öffnung, nachdem er sich mit der leuchtenden Klinge davon überzeugt hatte, daß die Tukken nicht schon in der Nische auf ihn lauerten. Er mußte kriechen, zog die Beine nach und konnte schließlich bequem stehen. Oniak sah sich schon wieder ängstlich nach allen Seiten um, bevor Mythor ihn so vorsichtig wie eben möglich zu sich hereinzog.
    »So«, sagte er, als der Grünhäutige neben ihm an den Fels gelehnt saß.
    »Und nun laß deine Wunden sehen. Dann erzähle.«
     
     
    *
     
    Vor allem Oniaks Arme und Beine waren von langen Kratzwunden übersät, dunklen Strichen verkrusteten Blutes. Die Stoffetzen hatte er sich vom Saum des Sackkleids abgerissen, so daß es nun noch zerschlissener war. Dort, wo die Krallen der Tukken es aufgeschlitzt hatten, war es vom Blut gefärbt. Die Wunden jedoch schienen sich zum Glück ebenso wenig zu entzünden wie Mythors eigene. Oniak hatte weder Verstauchungen noch Knochenbrüche davongetragen. Sein momentaner Zustand war mehr dem zuzuschreiben, was er erlebt hatte.
    »Sie kamen, als du kaum gegangen warst«, begann der Schmächtige leise. Immer wieder sah er zur Felsöffnung hinüber und auf Mythors Klinge. »Ich weiß nicht mehr, wie viele, Honga. Ich wollte nach dir rufen, aber ich… ich konnte es nicht. Es ging auch alles viel zu schnell. Sie waren einfach da und zerrten mich von der Leiste. Ich… muß die Augen geschlossen haben, als ich plötzlich zwischen ihnen über dem Nichts schwebte. Als ich… wieder etwas sah, waren wir schon im Stollen.«
    »Oniak, wie gut kannst du in der Dunkelheit sehen?« fragte Mythor. Er wußte selbst nicht, wie er dazu kam. Irgendeine flüchtige Beobachtung vielleicht. Etwas, das ihm einmal aufgefallen war.
    Oniak schien überrascht.
    »Wie gut? Ich…«, er deutete auf

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