Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Held und die Feuergöttin

Der Held und die Feuergöttin

Titel: Der Held und die Feuergöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
Vom Netzwerk:
in die Höhe. Das Stöhnen des Schmächtigen aber erstickte jeden Argwohn im Keim.
    Mythor sah, daß Oniak nun allein stehen und gehen konnte. Er steckte vorsichtig den Kopf durch die Öffnung und zwängte sich hindurch auf den Stollen hinaus, als er keine glühenden Augen sah. Oniak konnte ihm folgen, ohne daß er ihm dabei zu helfen brauchte. Er atmete tief durch, bevor er sich in Bewegung setzte. Mythor zögerte.
    Oniak blieb stehen, gerade noch in Sichtweite, und drehte sich zu ihm um.
    »Was ist, Honga? Hast du dir’s andersüberlegt?«
    »Nein. Oniak, wir beide sind nun ganz allein. Keine Tau können uns hören - und auch nicht jene, vor denen du fliehen mußtest. Willst du mir jetzt nicht sagen, wer sie waren? Und wo du herkommst?«
    Oniak sah ihn unsicher an. Er schien mit sich zu ringen.
    »Es ist wichtig für mich, zu wissen, was jenseits der Großen Barriere ist.«
    »Aber warum, Honga? Wenn du Ramoa getötet hast, wirst du zu den Tau zurückkehren und die Inseln nie verlassen!« Er schüttelte traurig den Kopf. »Ich kann es dir nicht sagen. Und vielleicht ist es besser für dich, wenn…«
    »Wenn was?«
    »Es gibt Dinge, die gehen nur einen selbst etwas an, Honga. Bitte stell mir keine Fragen mehr.«
    »Fürchtest du dich denn immer noch?«
    »Ja!«
    Es war sinnlos. Mythor biß die Zähne zusammen und nickte finster. Oniak ging voran, ohne von sich aus das Thema noch einmal aufzugreifen. Und auch Mythor sah ein, daß er seine Aufmerksamkeit jetzt nur noch auf eines richten sollte.
    Er ahnte nicht, daß es völlig überflüssig war, sich darüber Gedanken zu machen, wie er am besten unbemerkt an die Feuergöttin herankommen konnte, bevor sie ihre Magie gegen ihn einzusetzen vermochte. Wie »wirkungsvoll« die Fetische der Tau an seinem Stirnband, dem Arm- und Beinschutz und der Halskette waren, hatte er ja erleben dürfen.
    Es ging weiter in den Berg hinein. Und nun wurde es allmählich heißer und die Luft stickiger.
    Oniak führte ihn, jedenfalls mußte es für Mythor so aussehen. Was ihn wirklich ins Verderben zog, überstieg auch sein Vorstellungsvermögen, hätte es sich ihm schon jetzt offenbart.
     
     
    4.
     
    In einem hatte Oniak die Wahrheit gesagt, auch wenn er Ramoa nicht selbst gesehen hatte. Die Feuergöttin duldete kein lebendes Wesen neben sich in der Nähe des Tempels, und das nicht nur, weil sie allein dazu bestimmt worden war, im Berg zu wohnen und seine Kräfte durch ihre Magie zu lenken.
    Das konnte sie längst nicht mehr. Zwar besaß sie den Zauber, den Vulkan zu wecken, und machte davon Gebrauch, wenn es sich als nötig erwies. Doch andere Mächte lenkten die Glut.
    Nachdem Ramoa die Eindringlinge aus dem Schattenreich entdeckt hatte, versuchte sie, sie sich durch ihre Magie vom Leibe zu halten. Sie erkannte die schreckliche Bedrohung für ganz Tau-Tau und ließ den Berg Feuer und Asche speien, um die Tukken und andere Dämonenbrut zu vernichten. Doch es war schon zu spät, und entsetzt mußte die Göttin sehen, daß sich das Feuer gegen ihr eigenes Volk richtete. Die Eroberer aus der Schattenzone waren schon im Berg, und sie bedrängten sie. Schnell verloren sie ihre Scheu vor ihr, und immer wütender wurden ihre Angriffe, bis Ramoa nur noch mit ihrer geballten Kraft einen Schutzwall aus Glut und Magie um den Tempel herum aufbauen konnte.
    Doch auch ihre Magie begann zu versiegen. Ein Magmagraben umschloß nun den Tempel, und über ihm stiegen giftige Dämpfe in die Höhe, die selbst die Tukken nicht durchfliegen konnten. Wie lange sie diesen Wall noch aufrechterhalten konnte, das wußten allein die Götter. Auf der anderen Seite lauerten die Belagerer und warteten nur auf das Versiegen ihrer Kräfte.
    Ramoa verbrachte ihre Atempausen fast nur noch damit, von den Göttern Hilfe zu erflehen - sie, die man selbst eine Göttin nannte.
    Sie hatte sich nicht danach gesehnt, unter den Anwärterinnen auserwählt zu werden. Doch erst im Vulkan hatte sie das ganze Ausmaß des Frevels erkennen müssen, den die Tau begingen.
    Sie flehte um Hilfe, für sich selbst zuletzt. Im Zeichen des Blutnebels griffen die Dunklen Mächte nach den Inseln, vielleicht gar nach ganz Vanga. Und wenn sie sich erst einmal hier in der Dämmerzone ausgebreitet hatten, bot vielleicht auch die Große Barriere der Welt jenseits keinen Schutz mehr. Schon als junges Mädchen hatte Ramoa von Maneas Prophezeiungen gehört, daß bei Blutnebel eine Entscheidung über die Zukunft der Inseln gefällt werden sollte. Nun

Weitere Kostenlose Bücher