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Der hellste Stern am Himmel

Der hellste Stern am Himmel

Titel: Der hellste Stern am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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friedlich, dass Katie in einen schlummerartigen Zustand verfiel, aus dem sie aufgeschreckt wurde, als Jemima zu sprechen begann.
    »Ich habe ein gutes und glückliches Leben gehabt«, sagte sie.
    »Mehr kann man sich nicht wünschen, oder?«, sagte Conall.
    »Der Tod ist nur traurig, wenn man sein Leben nicht voll gelebt hat.«
    Der Tod? Der Tod ? Katie und Conall wechselten Blicke.
    »Ich bin bereit.«
    Hieß das, sie wollte jetzt sterben?
    »Ja, meine Teuren.«
    Jetzt? Hier?
    »In den nächsten Minuten. Und ich möchte hier sein, in meiner Wohnung, und Sie beide an meiner Seite wissen.« Wieder wechselten Katie und Conall Blicke.
    Ja, wir sollten ihr ihren Willen lassen , sagte Conalls Blick.
    Das finde ich auch.
    Wir streichen das mit dem Krankenwagen und so.
    Lass uns das machen, was sie sich wünscht und …
    … Wir warten einfach ab, wie es weitergeht.
    Aber wie konnte es so schnell zu diesem Punkt kommen?
    »Für mich kommt es nicht schnell«, sagte Jemima. »Der Tod ist seit Wochen in diesem Haus.«

    In dem Moment wird mir klar, dass sie nichts falsch verstanden hat: Es war etwas gegenwärtig gewesen. Etwas außer mir, meine ich. Die Male, als ich mir selbst Angst gemacht habe – das war gar nicht ich. Das war unser Freund, der Schnitter Tod.
    So wird es häufig gemacht: Einer kommt, einer geht.

    In der freundlichen Stille ihrer Wohnung packten Maeve und Matt Matts Sachen in den Koffer. Seltsam – je länger sie packten, desto weniger wahrscheinlich schien es, dass Matt ausziehen würde.
    »Ich komme gleich zurück«, sagte er zu Maeve.
    »Wo willst du hin?«
    »Ich friere so.«
    »Wenn du dir auch die Pulsadern aufschneidest …«
    »Das mache ich nie wieder.«
    »Das will ich schwer hoffen.«
    »Ich weiß, es ist August, aber macht es dir etwas aus, wenn ich die Heizung anstelle?«
    Sie dachte darüber nach. »Wir können eine Weile ins Bett kriechen. Dann wird uns schnell warm.«
    Sie schoben den Koffer vom Bett, wobei die meisten Dinge, die sie eingepackt hatten, wieder herausfielen und auf dem Fußboden landeten, dann legten sie sich komplett angezogen aufs Bett, warfen die Bettdecke in die Luft und ließen sie auf sich heruntersegeln, bis sie sich sanft um sie legte. Maeve schlang ihre Beine um Matt und rieb ihm fest den Rücken, die Schultern und die Arme. »Wird dir warm?«
    »Ja.«
    »Gut.«

    »Ich habe eine Idee!«, sagte Matt plötzlich.
    »Was für eine Idee?«
    »Wir könnten uns ein Kätzchen zulegen. Oder einen jungen Hund.«
    »Einen Hund?«, sagte Maeve bedächtig. »Nein, der wäre nur eifersüchtig.«

    Lydia gab Oleksander ein kleines Bündel Briefe. »Sagen Sie mir, wo Sie wohnen, lassen Sie mir Ihre Adresse hier.«
    Er legte den Kopf zur Seite und sah sie herausfordernd an. »Damit Sie meine neue Schlafstelle besuchen können?«
    Lydia betrachtete ihn höflich, aber gereizt. Ich sehe Ihre Anmache , sagte ihr Blick. Und ich halte Ihrem Blick stand .
    »Damit ich Ihnen die Post nachsenden kann«, sagte sie. »Und Sie nicht mehr vorbeikommen müssen und mich stören, wenn ich Michael Palin sehen will.«
    Jetzt, jetzt! Kommt schon, macht schon! Hüpft ins Bett! Sex, möglichst viel Sex wünsche ich mir! Davon hängt mein Leben ab!
    Noch fünfzehn Minuten
    »Seid lieb zueinander«, murmelte Jemima und schloss die Augen.
    »Wen meinen Sie?«, fragte Conall. Er wollte sich nur vergewissern.
    »Sie beide. Sie und Katie.«

    »Aha.«
    Jemimas Atem wurde ruhiger, ihre Brust hob und senkte sich immer schwächer, bis nichts mehr zu sehen war. Conall fühlte sich – er wusste nicht recht, wie er sich fühlte, außer, dass er keine Angst mehr hatte, nicht wie vorhin, als Jemima ihnen erklärte, wie krank sie war. Er musste jetzt nicht telefonieren, musste auch nicht das, was nicht organisiert werden konnte, organisieren, er brauchte auch nicht wegzulaufen. Er war bereit, auf diesem bunt gemusterten Teppich sitzen zu bleiben, solange es dauerte, und die Hand der sterbenden Frau zu halten.
    Welch ein seltsamer Zufall, dass er zum zweiten Mal innerhalb von vierundzwanzig Stunden unmittelbar an der dünnen Scheidewand stand, die das Leben vom Tod trennt. Doch diesmal war es anders, denn diesmal fühlte es sich seltsam schön an.

    Oleksander beugt sich vor, um die Briefe entgegenzunehmen. Sein Gesicht ist so nah an Lydias, dass er sich kaum mehr bewegen müsste, um sie zu küssen.
    Ich kann nur sagen, die Luft ist erfüllt von Sex! Ein Kuss, und die Lust würde ihnen die Sinne rauben, so viel

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