Der hellste Stern am Himmel
Allmächtiger. Fionn wusste nichts davon. »Conall, gib mir mal eben dein Telefon, meins ist oben.«
Mit zitternden Händen gab Conall ihr seinen BlackBerry, und Katie tippte eine knappe Nachricht für Fionn: »Du musst sofort nach Hause kommen. Es ist dringend.«
»Ich wollte mich auch umbringen«, sagte Maeve plötzlich.
Matt sah sie entsetzt an. »Warum hast du mir nichts davon gesagt?«
»Warum hast du mir nichts gesagt?«
Matt sah mit hängenden Schultern und trübem Blick zu ihr auf. »Oh Mann, was für ein Schlamassel«, sagte er unendlich erschöpft. »Du wolltest dich umbringen, ich habe es versucht. Wahrscheinlich ist es ein Wunder, dass wir so lange durchgehalten haben.«
»Es war …« Maeve unterbrach sich. »Mir fällt das richtige Wort nicht ein. Alptraum trifft es nicht, nicht annähernd.«
»Alpträume hören auch wieder auf.«
»Und dies hier ging einfach immer weiter. Früher als Kind habe ich über mein Leben nachgedacht und mich gefragt, was mir passieren würde, weil es immer hieß, irgendwann widerfährt jedem etwas Schlimmes. Und ich habe mir Sachen vorgestellt und versucht, mich darauf einzustellen. Aber so etwas ist mir nicht eingefallen. Ich habe nicht geglaubt, dass ich vergewaltigt werden könnte. Und ich habe nicht geglaubt, ich könnte mich so lang … so … dass es möglich wäre, sich so lang so schlecht zu fühlen.«
»Liebste …«
»Und es tut mir leid, Matt. Für dich war es sehr schwer, das ist mir klar. Du bist in meinen Problemen gefangen gewesen. Mit alldem hast du nicht gerechnet, als wir geheiratet haben.«
»Ich habe dich geliebt.«
»Aber es überstieg unsere Kräfte. Wir sind auch nur Menschen. Beide von uns mit Selbstmordgedanken, das ist kein gutes Zeichen.«
Er lächelte matt.
»Wie fühlst du dich jetzt?«, fragte Maeve. »Immer noch so, dass du nicht weitermachen kannst?«
»Nicht so wie bisher.«
»Ich auch nicht. Komm, du kannst mir beim Packen helfen.«
Im Schlafzimmer sammelte Matt die Schuhe zusammen, die im ganzen Zimmer verstreut lagen, und stellte sie in eine Reihe auf den Fußboden.
»Wahrscheinlich ist es besser, die Klamotten zuerst zu packen«, sagte er.
»Ist gut.« Sie zog eine von Matts Schubladen auf, nahm einen Arm voller Kleidung und warf sie in den Koffer. Plötzlich wurde sie von Erinnerungen überflutet. Es lag am Geruch, wurde ihr bewusst. Eine ganze Wolke war aus den Sachen aufgestiegen. Sie konnte ihre Flitterwochen riechen – Meersalz und Sandelholz und feuchte, gärende Luft –, als wären sie jetzt gerade dort. War es nicht unglaublich, dass solche Überreste drei Jahre lang so lebendig geblieben waren? Unten im Koffer lagen noch ein paar getrocknete Rosenblütenblätter, und sie nahm sie in die Hand.
»Erinnerst du dich?«
»Und ob.« Matts Augen blitzten auf. »Jeden Abend nach dem Essen, oder?« Wenn sie vom Abendessen in ihr Zimmer kamen, fanden sie ein großes rotes Herz aus Blütenblättern auf ihrer Bettdecke.
»Am Anfang fanden wir das romantisch.«
»Ach nein, ich fand es immer ein bisschen daneben.«
»Das stimmt nicht, Matt, du fandest es bezaubernd.«
»Na ja, ich glaube, ich fand es schön, dass jemand sich die Mühe gemacht hatte.«
»Aber dann haben wir uns nicht mehr so gefreut, weißt du noch? Wir fanden, dass die Herzen von Tag zu Tag kleiner wurden, und krummer.«
»Und dass wir Blütenblätter im Bett hatten –«
» – überall hatten wir Blütenblätter«, sagte sie.
»Wirklich über all«, wiederholte er.
»Und weißt du noch, als man uns Badewasser eingelassen hat?«
»Nein … ach ja! Stimmt. Da waren auch Blütenblätter drin!«
»Und die klebten dann an uns, wir haben sie nicht mehr abgekriegt.«
» – und sie waren schwarz vom Wasser, so dass wir aussahen, als hätten wir das Kaposisarkom.«
Und selbst das hatte sie nicht daran gehindert, sich gegenseitig sorgfältig abzutrocknen und zum hundertsten Mal miteinander zu schlafen. Eigentlich war es erstaunlich, wie oft sie in den zwei Wochen miteinander geschlafen hatten. Fast, als hätten sie geahnt, dass es plötzlich zu Ende sein könnte und sie es möglichst lange auskosten sollten.
»Damals waren wir so glücklich«, sagte Maeve. »Das stimmt doch, oder, wir waren glücklich? Ich bilde es mir nicht ein?«
»Ich habe mich für den glücklichsten Mann auf Erden gehalten. Das ist kein Witz. Du warst alles, was ich mir je gewünscht hatte … Nein, vielmehr warst du alles, was ich je wollte, ohne es zu wissen, und ich
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