Der hellste Stern am Himmel
doch dann, wenn ich es genauer bedenke, ich weiß nicht recht … zweifellos sähe ich gut aus, bei den Genen, und die Empfängnis wäre auch kein Problem (Sex ist ja die Hauptsache zwischen
ihnen), aber Lydia muss noch eine Menge erleben. Sie ist nicht für mich bereit, und ich möchte gewollt sein.
Erst hat es den Anschein, als wolle sie mit Conall auf der anderen Seite des Raumes sprechen, aber sie holt sich nur etwas zu trinken. Da sie aber so nah beieinanderstehen, kann sie ihn nicht mehr ignorieren.
»He, Hathaway. Wie sieht’s aus? Heute in Freizeitkleidung?« Eine spöttische Bemerkung über seine Jeans.
»Hallo, Lydia«, sagt er gelassen. »Du siehst gut aus. Wie geht es deiner Mutter?«
»Nicht schlecht. Sie bekommt jetzt Medikamente. Nicht, dass sie wieder voll in Form ist, das ist vorbei, aber es wird nicht schlimmer.«
»Und Murdy und Ronnie? Machen sie ihren Teil?«
Lydia lacht. »Also, Murdys Frau macht viel. Und Ronnie hat eine Freundin hervorgezaubert, so ein armes Ding, Shannon, und die ist echt spitze bei der Hausarbeit. Das Wichtigste ist, dass Mum versorgt ist.«
»Was ist mit Raymond?«
»Der versteckt sich immer noch in Stuttgart. Ronnie wollte einen Trupp schicken und ihn kidnappen lassen, wie bei der SAS, damit er sieht, was los ist, aber …« Sie zuckt die Schultern. »Man kann nicht auf der ganzen Linie gewinnen.«
»Sehr weise. Du fährst also immer noch nach Boyne?«
»Ich fahre montags und donnerstags. Wir wechseln uns ab, es klappt ganz gut.«
»Und deine Mutter wohnt noch in ihrem Haus.«
»Genau, in ihrem Haus. Manchmal fragt sie nach dir. Ich sage ihr, dass ich dich gesehen habe.«
»Gut, gut. Und deinen Brüdern, sag ihnen viele Grüße von mir.«
»Die fragen auch nach dir. Das ist ihnen sehr zu Herzen gegangen, dass ich die Sache beendet habe. Mehr als dir.«
»Ach, Lydia …«
Gerade fällt mir etwas an Conall auf: Er ist nicht sehr glücklich. Im Gegenteil, ein hartnäckiger, anhaltender Schmerz plagt ihn, wie eine Ohrinfektion, nur dass das Herz betroffen ist … Dazu kommt: Conall wohnt nicht in der Star Street. Wenn ich ihn also nicht mit einer Frau, die dort wohnt, zusammenbringen kann, fällt er aus.
Ich gerate in Panik. Ich schwebe nach ganz oben, wo eine Frau namens Katie wohnt. Sie sitzt einem schönen Prinzen gegenüber. Der heißt Fionn. Ihre Knie berühren sich, ihre Köpfe sind ganz nah beieinander, und zwischen ihnen besteht eine starke Verbindung. Meinetwegen, für Conall kommt sie vielleicht nicht infrage, aber wenn es hart auf hart kommt, halte ich mich an sie und Fionn.
In dem Stockwerk darunter wohnen Lydia und Oleksander. Und die Wohnung darunter gehört einem verheirateten Paar, Andrej und Rosie. Sieht abscheulich aus in der Wohnung. Vollgestopft mit schweren Möbeln, die von heller, gelber Sauberkeit umspült sind.
Die Frau des Hauses, Rosie, ist klein und hübsch – und außerordentlich mächtig. Sie hat all das Gelbe verursacht und beabsichtigt, noch viel mehr davon herbeizuschaffen. Sogar die gelben Küchenvorhänge hat sie selbst gemacht. Und Andrej? Ehrlich gesagt weiß ich nichts über ihn, denn er hat sich mit Haut und Haar diesem Torpedo der Häuslichkeit ausgeliefert.
In einer Ecke hockt ein großer, eselähnlicher Hund in seinem Korb, er ist, wie die dunklen Möbel, eine Hinterlassenschaft der ehemaligen Bewohnerin, und wenn Rosie mit der neuen Einrichtung fertig ist, wird er als Einziges aus der früheren Zeit übrig bleiben. Wie Andrej ist auch der Hund voller Bewunderung für Rosie. Voller Bewunderung.
Andrej und Rosie gehen zu der Party unten, und ich folge ihnen.
Bevor Rosie an Matts und Maeves Tür klingelt, zeigt sie auf ihre Armbanduhr und sagt zu Andrej: »Wir bleiben eine Stunde und fünfzehn Minuten. Du kannst zwei Flaschen Bier trinken. Mehr, und du kriegst Ärger.«
Andrej nickt. Er ist sehr glücklich. Er mag feste Regeln. Dann streicht Rosie sich die ohnehin glatte Baumwollbluse glatt – bügeln kann sie ausgezeichnet – und setzt ein süßes Lächeln auf, bevor sie klopft.
Mein Gedanke: Nein, sie nicht. Sie ist viel zu freudlos. Andrej wäre eine Möglichkeit, wenn ich ihn aus den Fängen dieses Ausbunds von Züchtigkeit befreien könnte, aber da sehe ich keine Chance.
Maeve macht die Tür auf, Rosie überreicht ein Körbchen mit einem rot-weiß karierten Deckchen, in dem selbst gebackene Muffins sind. Andrejs Herzschlag beschleunigt sich, er lässt seinen Blick über die Gästeschar schweifen und
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