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Der Herodes-Killer

Der Herodes-Killer

Titel: Der Herodes-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Roberts
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ungelösten Fall dem Verwaltungsbeamten, der sie zu seinem Schreibtisch brachte, aus der Hand nahm.
    «Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat», meinte der Beamte. «Die Akte war falsch eingeordnet, unter G statt unter S.»
    Dünn, wie die braune Kartonmappe war, begriff Rosen auf den ersten Blick, dass die Kriminalisten, die den Fall Anfang der 1970er Jahre untersucht hatten, sich in einer Wüste abgemüht hatten und Phantomen nachgejagt waren. Beim Öffnen überkam ihn Mitgefühl.
    Das Innere erzählte eine Geschichte tiefer Frustration. Es gab keine Ordnung. Der Letzte, der die Akte geöffnet hatte, musste die Unterlagen und Fotos voll Wut oder Verzweiflung einfach zurückgeworfen haben.
    Rosen sichtete den Inhalt. Drei fruchtlose Verhöre von Schuljungen, die das Pech hatten, klein, mager und dunkelhaarig zu sein, und eine Zeugenaussage eines Busfahrers mit der Beschreibung eines Jungen dieser Statur, der Gwen gefolgt oder vielleicht auch nur zufällig hinter ihr hergegangen war, als sie aus dem Bus stieg.
    Die Fotos von Gwen am Tatort waren schwarz-weiß und körnig. Es war kein blindwütiger Angriff gewesen. Blut war nicht zu sehen, und hätte es diesen Überfall auf dem einsamen Weg nicht gegeben, hätte man auch glauben können, sie schliefe. Rosen verweilte bei ihrem Gesicht und kehrte im Geist zur Leiche ihrer Mutter zurück und zu Gwens Foto in ihrem Schrein von einem Jugendzimmer. Dann wanderten seine Gedanken zu den Kindern in dem herzförmigen Medaillon auf der Frisierkommode, dem Foto eines Mädchens und eines kleinen Jungen.
    Die meisten Mordopfer kennen den Täter: Die Worte wirbelten ihm durch den Kopf wie auf einem Karussell. Er wandte seine Aufmerksamkeit dem Bericht des Gerichtsmediziners zu und überflog ihn bis zur Todesursache. Als er den mit unregelmäßigen Schreibmaschinenlettern getippten Befund las, schien sich die verschwommene und fleckige Schrift plötzlich von der Seite zu lösen und zu tanzen. Es kam ihm vor, als grübe sich ein Paar stählerner Vogelklauen in seinen Schädel. Unvermittelt sprang er auf, den Bericht mit beiden Händen umklammernd.
    Er blickte sich in der Ermittlungszentrale um. Sieben Mitglieder des Teams waren da. Baxters Bürotür war noch immer geschlossen. Harrison kam gerade vom Trinkbrunnen zurück. Bellwood arbeitete am Computer. Gold und Feldman saßen mit überanstrengten Augen vor ihren Laptops, andere kamen und gingen. Er setzte sich, nachdem er Harrisons Blick aufgefangen hatte, aber Harrison schaute weg. Rosen sah erneut auf den Bericht des Gerichtsmediziners und sagte: «Carol, haben Sie einen Augenblick Zeit?»
    Bellwood kam herbeigeschlendert. «Noch immer nichts Neues über Flints DNA?»
    Rosen zeigte auf die Akte auf seinem Schreibtisch. «Schauen Sie sich das einmal an», flüsterte er. «Schauen Sie sich das an, Carol, schauen Sie sich die Todesursache an, aber zeigen Sie keine Reaktion.»
    Harrison sah von seinem Laptop auf, blickte zu ihnen herüber und dann wieder auf seinen Bildschirm.
    Carol konzentrierte sich auf den Bericht des Gerichtsmediziners und las leise: «Gwen Swift ist an einer Herztamponade gestorben, nachdem sie mit einem dünnen, scharfen Metallstab, vielleicht einer Fahrradspeiche oder einem Teil eines Drahtkleiderbügels, in die Thoraxhöhle gestochen wurde.»
    «Genau wie Jenny Maguire, Alison Todd, Jane Wise, Sylvia Green und Julia Caton. Es gibt eine Verbindung von 1973 zu heute. Wen haben wir aus der Zeit von damals?» Seine Gedanken überschlugen sich, und er flüsterte im selben Augenblick «Susie Armitage», in dem Bellwood den Namen aussprach. Ein Bild schoss ihm durch den Kopf: Ein Mädchen und ein kleiner Junge, die zusammen mit einer Strähne schwarzen Haars in einem Medaillon steckten, das auf einer Frisierkommode in der Brantwood Road Nr. 24 lag.
    «Nehmen Sie Kontakt zu Susie auf. Sie muss sich das Medaillon von Mrs. Swifts Frisierkommode anschauen. Okay, Carol, bleiben Sie dort stehen. Sollte jemand hier entlangkommen, schirmen Sie den Bildschirm vor dessen Augen ab.»
    «Jemand namens Harrison?»
    «Egal wer.»
    Rosen loggte sich in den Police National Computer ein.
    Er gab den Namen Paul Dwyer ein.
    «Wie alt?»
    «Ende der 1960er Jahre war er sieben.»
    «Wählen wir einen großzügigen Zeitraum rund um Mitte vierzig.» Er gab «Alter vierzig bis fünfundfünfzig» ein.
    Vier Namen tauchten auf dem Bildschirm auf; drei der Männer waren verstorben, und einer befand sich seit den 1980er Jahren in der

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