Der Herodes-Killer
glatten, schwarzen Strähne, die dieselbe Farbe hatte wie das von DC Willis auf dem Dachboden des Nachbarhauses gefundene einzelne schwarze Haar.
«Pauls Haar hatte diese Farbe. Schauen Sie.» Sie zeigte auf das Haar und dann auf das Foto des kleinen Jungen.
«Warum hätte sie eine Strähne von Pauls Haar abschneiden und aufbewahren sollen?»
«Sie hat alle Kinder geliebt, aber besonders Paul, da er … so verletzlich war.»
«Verletzlich? Hatte er ein Lernproblem? Oder ein körperliches Handikap?»
«Er war kein hübsches Kind. Ich glaube, sie hat ihn mit großem Mitgefühl betrachtet, und aus diesem Mitgefühl wurde Liebe zu dem Sohn, den sie niemals selbst haben konnte. Sie dürfen nicht vergessen, dass sie ihn schon als Baby bekommen hat, und dass er ihr sieben Jahre später einfach weggenommen wurde. Wissen Sie, nach dem, was Gwen zugestoßen war, wurde sie merkwürdig, aber die Veränderung kam nicht über Nacht. Nach dem Auftauchen von Pauls leiblicher Mutter hat sich alles zum Schlechteren verändert. Ich war sechzehn, als Paul ihr weggenommen wurde, und ich bin kurz danach ausgezogen. Ich bin zu Besuch gekommen, aber … nach Gwen, nun, Sie wissen doch, was mit Gwen und den Pflegekindern geschehen ist, oder, Carol?»
«Ja, das weiß ich.»
«Ich glaube, dass das hier Pauls Haar ist. Er steckt doch nicht in Schwierigkeiten, oder?»
«Wir sind uns nicht sicher.»
«Ich hoffe inständig, dass nicht.»
«Falls er in Schwierigkeiten steckt, werden wir tun, was wir können, um ihm zu helfen», erklärte Rosen.
Bei diesen Worten dachte Rosen einerseits an die Maschinenpistolen der CO19 – der bewaffneten Einheit der Polizei – und andererseits an die Leute, die sich in Broadmoor im Süden und in Maghull im Norden um die psychisch gestörten Straftäter kümmerten.
«Was ist denn geschehen, als Paul von seiner leiblichen Mutter geholt wurde?»
«Seine echte Mutter ist an seinem siebten Geburtstag aufgetaucht. Sie war förmlich gekleidet, aber ihrem Gesicht sah man an, dass sie eine gequälte Frau war. Das lag an den Drogen. Sie war drogensüchtig gewesen, und jetzt trug sie ein riesiges Kreuz um den Hals. Sie kam in Begleitung eines Mannes mit Priesterkragen, der sich Pastor Jim nannte. Er versuchte, Isobel zu beruhigen. Pauls Mutter war ein Mitglied der Kirche des Lebendigen Lichts. Sie habe sich geändert, sagte sie. Sie habe das Licht gesehen und Jesus gefunden. Es klang gut, aber irgendetwas an der ganzen Sache fühlte sich einfach merkwürdig und grauenhaft an. Paul klammerte sich an Isobel fest und schrie: ‹Mum, lass nicht zu, dass sie mich mitnehmen!›»
«Wo war denn der Sozialarbeiter?», fragte Rosen.
«Der stand hinter dem Pfarrer und sagte: ‹Wir haben Sie benachrichtigt, Mrs. Swift, wir haben Sie informiert, dass das geschehen würde, aber Sie haben es nicht beachtet. Als erfahrene Pflegemutter wissen Sie, dass die leibliche Mutter dieses Recht hat.›»
«Was wissen Sie über Pauls Mutter?»
«Sie kam aus einer wohlhabenden Familie. Solange sie sich von den Drogen fernhielt, hat man sie finanziell unterstützt.»
«Wie hieß sie?»
«Kate, Kate Dwyer. Mehr weiß ich nicht. Ich habe in meinem Gedächtnis gesucht, habe versucht, mir Details in Erinnerung zu rufen, aber das ist ganz ehrlich alles, was mir einfällt.»
Susie blickte sich nach der Stelle um, wo früher das Bett gestanden hatte. Sie wirkte fix und fertig.
«Kann ich jetzt gehen?»
«Danke, Mrs. Armitage. Falls Ihnen noch etwas einfällt, rufen Sie bitte mich oder DS Bellwood an.»
Bellwood sagte: «Gehen wir raus und schnappen ein wenig frische Luft.»
Carol ergriff Susie am Ellbogen und ließ Rosen allein in Isobel Swifts Schlafzimmer zurück.
Rosen überlegte, welche Leute ihm zur Verfügung standen. Harrison hatte am wenigsten zu tun. Er brauchte ein paar Hintergrundinformationen zur Kirche des Lebendigen Lichts. Harrison konnte das übernehmen. Er griff in seine Jacketttasche, wo sein Handy hätte stecken sollen, und fluchte leise.
Rosen steckte das Medaillon wieder ein. Als er den Raum verließ, spürte er Isobel Swifts Schmerz über das weggenommene Kind und die klaffende Leere, die dem Diebstahl der Liebe folgte.
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39
Auf dem Rückweg zur Isaac Street fuhr Rosen vor einer grünen Ampel mit Vollgas an.
«Die DNA-Datenbank wird uns bestätigen, ob das Haar im Medaillon zu derselben Person gehört wie die Probe vom Dachboden oder nicht.» Er beschleunigte.
«Hoffentlich noch vor
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