Der Herodes-Killer
wird selbst ‹besessen›. Schließlich wird er gelyncht. Warum? Hat der Retter sich in eine Geißel der Menschen verwandelt? Ich habe heute mit einem kenianischen Polizeibeamten gesprochen, ein gewisser Sergeant Kimurer. Er sagte, er kenne vertrauenswürdige Augenzeugen, die Flint beim Betreten und Verlassen eines Hauses gesehen hätten. Eine Mutter und ihr Kind wurden abgeschlachtet, während Flint in diesem Haus war. Kimurer berichtet, insgesamt habe es zwölf Opfer gegeben. Die katholische Kirche hat Flint rasch aus Kenia fortgeschafft, bevor das jemand auch nur gemerkt hat. Falls Kimurer recht hat, ist Flint ein Serienmörder. Das habe ich erst vor ein paar Stunden herausgefunden, unmittelbar bevor ich mich mit ihm in Charing Cross getroffen habe.»
Die Tür von Baxters Büro ging auf, und Baxter kam in die Ermittlungszentrale.
«Okay, Leute, das reicht jetzt erst mal.»
«David!», rief Baxter auf dem Rückweg in sein Büro. Rosen folgte ihm.
«Schließen Sie die Tür.»
Rosen machte die Tür zu. «Ja?»
«Wohin sind Sie mitten am Nachmittag verschwunden?»
«Ein Termin im Krankenhaus.»
«Was ist mit Ihnen los?»
«Eine Menge.»
«Was für einen medizinischen Grund können Sie dafür angeben, dass Sie am Tag, an dem eine Leiche entdeckt wird, einfach davonmarschieren?»
«Gar keinen. Es war nicht mein Termin. Sondern Sarahs.»
«Sind es wieder ihre Nerven?»
«Nein, ihre Nerven sind in Ordnung, und zwar seit langem. Ich habe Ihnen, glaube ich, schon bei mehr als einer Gelegenheit erklärt, dass psychische Krankheiten nichts Bleibendes sein müssen.»
Rosen bedauerte es, Sarahs Namen in Baxters Gegenwart erwähnen zu müssen, von einem Gespräch über ihre frühere Krankheit ganz zu schweigen. Es kam ihm vor wie Verrat, zu dem er gezwungen wurde.
«Was haben Sie sonst noch getan, wenn Sie nicht anderweitig beschäftigt waren?»
«Ich bin einer Spur gefolgt.»
«Und was für eine Spur war das?»
«In der British Library.» Rosen erwog, Baxter von Father Sebastian Flint zu erzählen, und verwarf den Gedanken sofort wieder.
«Was war in der British Library los, dass Sie dort Beamte einsetzen mussten?» Ein dunkles Rot stieg von Baxters Hals nach oben. «Und was ist mit diesen ganzen verdammten Ausflügen nach Kent?»
«Robert hat wirklich gute Arbeit geleistet. Er war bei Kent gar nicht an den Ermittlungen beteiligt.»
«Wenigstens hat DC Harrison im Gegensatz zu Ihnen genug Kommunikationstalent, um seinen Vorgesetzten auf dem Laufenden zu halten.»
«Glauben Sie an Gott, Inspector Baxter? An den Teufel?»
Baxter schaute, als hätte er gerade in einen glänzend roten Apfel gebissen, der durch und durch faul war.
«Beim Herodes-Killer könnte – könnte – es sich um einen Nachahmungstäter handeln. Sein Modus Operandi scheint von einem florentinischen Satanisten aus dem dreizehnten Jahrhundert inspiriert.»
«Alessio Capaneus.»
«Wieder Robert», meinte Rosen.
«Wissen Sie was, David, ich wollte es nur aus Ihrem eigenen Mund hören, weil ich einfach nicht glauben kann, wie Sie die Zeit der Beamten in Ihrem Team verschwenden. Ich habe genug von Ihnen gehört. Ich werde Sie auch nichts mehr fragen. Ich kann noch ein paar Tage warten, denn Dienstagvormittag können Sie das alles beim ersten Treffen im Rahmen der Kollegenkontrolle erklären. Sie wird um neun Uhr in diesem Büro hier stattfinden. Jeder, der an diesen Ermittlungen auf irgendeiner Ebene beteiligt ist oder war, ist eingeladen worden und hat den dringenden Rat erhalten teilzunehmen. Die Leute aus Islington können Sie nach dem Wo und Warum fragen, denn ich habe es offen gesagt satt, weiter den Versuch zu machen, mit Ihnen zu reden.»
Rosen schloss Baxters Tür hinter sich und blickte sich in der Ermittlungszentrale um.
Gold und Feldman starrten auf die Aufnahmen der Überwachungskameras. Bellwood telefonierte.
Corrigan kam durch die Haupttür herein.
«Kollegenkontrolle am Dienstag», sagte Rosen.
«Ein Haufen Scheiße am Mittwoch», meinte Corrigan.
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37
Am Morgen kam mit dem kalten Tageslicht auch endlich die Akte von Gwen Swifts ungelöstem altem Fall. Baxters Tür war fest verschlossen, und den ganzen Vormittag über war nichts von ihm zu sehen gewesen.
Flints Wasserflasche war mit DHL zur DNA-Datenbank geschickt und der Empfang um neun Uhr bestätigt worden. Sie hatten dringend darum gebeten, die Probe schnell zu bearbeiten.
Bellwood beobachtete Rosen dabei, wie er die Akte mit dem
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