Der Herodes-Killer
Feldman.
Er blickte zur anderen Seite des Raums und fragte: «Kommt Ihnen irgendwas lustig vor, Robert?»
«Ja», antwortete Harrison. «Die Kirche des Lebendigen Lichts.»
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40
Sobald er vor dem Hauptportal von St Mark’s hielt, wusste Rosen mit Sicherheit, dass etwas nicht stimmte. Ein eleganter, schwarzer BMW parkte schräg vor dem weit geöffneten Portal.
«Ein Besucher, ein wichtiger und unerwarteter Besucher», sagte Rosen beim Betreten des Gebäudes zu Bellwood und deutete auf den Wagen.
Als sie zu Zimmer elf gingen, Father Sebastian Flints asketischer Zelle, hörten sie Stimmen. Aufgeregte Stimmen.
Unmittelbar vor der geschlossenen Tür von Flints Zimmer standen drei Männer: Bruder Aidan, und hinter diesem ein hochgewachsener Mann mit grauem Bart sowie ein junger, schwarz gekleideter Priester.
«Schauen Sie, er ist da!» Aidan zeigte auf Rosen. «Er ist schon da!» Aidan machte den Eindruck, als befände er sich im Anfangsstadium eines Nervenzusammenbruchs.
«Nur ruhig, Aidan. Beruhigen Sie sich, Bruder.» Der hochgewachsene Mann hinter dem Mönch wirkte freundlich und bestimmt. Er legte Aidan die Hände auf die Schultern, aber Aidan schüttelte sie ab.
«Er ist weg!», sagte Aidan. «Falls Sie gekommen sind, um mit Father Sebastian zu sprechen, geht das nicht mehr, Rosen. Er ist verschwunden.»
«Wann haben Sie ihn denn zum letzten Mal gesehen?», fragte Rosen.
«Vor seinem Aufbruch nach London gestern Morgen.»
«Er ist gestern Nacht hierher zurückgekommen. Einer meiner Kollegen hat ihn vom Bahnhof hergefahren und gesehen, wie er das Kloster betreten hat.»
«Nun, ich habe ihn nicht gesehen, niemand hat ihn gesehen. Fragen Sie die anderen, wenn Sie wollen …»
«Aidan, seien Sie nicht so aggressiv zu diesem Polizeibeamten. Er macht nur seine Arbeit. Flint muss hier gewesen sein. Wer sonst hätte die Telefonleitung beschädigt, um die Kommunikation nach außen zu unterbinden?»
Aidan fuhr herum und blickte zu dem graubärtigen Mann auf.
«Ich möchte nicht ins Gefängnis zurück, nie, nie wieder, verstehen Sie?»
«Sie haben doch nichts Falsches getan, oder?», erwiderte der größere Mann.
«Wer sind Sie?», wandte sich Rosen an den Sprechenden.
«Ich bin Kardinal Francis McPhee», antwortete der Mann. Er hatte beide Hände auf Aidans Schultern gelegt und blickte ihm unverwandt in die Augen.
«Wenn Sie dieses Zimmer hier durchsuchen wollen, brauchen Sie einen Durchsuchungsbeschluss», stieß Aidan heraus.
«Nein, das brauchen sie nicht», entgegnete Kardinal McPhee. «Das hier sind die richtigen Leute. Wir werden ihnen helfen, und sie werden uns helfen. Aidan, der schwarze Peter liegt bei mir. Falls es hier ein Problem gibt, verspreche ich Ihnen, dass ich mir und nicht Sie sich darüber den Kopf zerbrechen muss.»
«Aidan», meinte Rosen. «Könnten Sie uns vielleicht dadurch unterstützen, indem Sie uns einen Kaffee kochen?»
«Großartige Idee. Was meinen Sie, Aidan? Eine kleine Pause.»
Kardinal McPhee fing Rosens Blick auf, während er Aidan wegführte. Sie und ich sprechen später miteinander. «Wenn es bis dahin irgendetwas gibt, womit wir Sie bei Ihren Ermittlungen unterstützen können, Detective Rosen …»
Rosen drückte Father Sebastian Flints Türklinke herunter.
Ein Schwall kalter Luft empfing sie in dem Zimmer. Das Fenster stand weit offen.
«Er hat mir erzählt, das Fenster lasse sich nicht öffnen, es sei nach dem Streichen festgeklebt», kommentierte Rosen.
Als er sich umschaute, konnte er keine weitere sichtbare Veränderung entdecken, außer einem Bild an der Wand über dem Bett. Es war das Bild, das Flint während Rosens Besuch in der Hand gehalten und dessen Anblick er ihm vorenthalten hatte.
«Dieses Bild ist mit seinen Fingerabdrücken übersät.»
Es war schwer, von der Tür aus Einzelheiten zu erkennen, aber im Zentrum saß Christus vor einem grünen Vorhang, eingerahmt von einem Mauerbogen.
Bellwood versuchte zu entziffern, was darunter stand.
«Es ist die Verspottung Christi von Fra Angelico.»
Es ist teils Hohn und teils Blasphemie. Flints Worte über die Capaneische Bibel klangen in Rosens Kopf nach.
«Fra Angelico war ein Dominikanermönch und in seiner Zeit einer der besten Maler religiöser Szenen», fuhr Bellwood fort.
«Woher wissen Sie das?», fragte Rosen.
«Das steht ganz klein auf dem unteren Rand des Bildes. Darf nicht weiterverkauft werden. Ein Geschenk der Sunday Times. »
«Ich erkläre das hier zum
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