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Der Herodes-Killer

Der Herodes-Killer

Titel: Der Herodes-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Roberts
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entschuldigte sich bei Phillip. Wie gedankenlos von ihr, überhaupt von Babys zu sprechen, und es tue ihr aufrichtig leid, wenn sie ihn verletzt habe. Aber wie gehe es ihm eigentlich? Das wolle sie wissen. Sie mache sich Gedanken um ihn, nicht wahr? Sie wisse, wer er sei und warum er so, nun, am Boden zerstört klinge. Ob er schon irgendetwas über Julia gehört habe? Von der Polizei? Oder sogar vom Entführer? Nun? Sie wisse gar nicht, wie er das aushalte. Ob sie einen Namen für das Baby gehabt hätten? Es war doch ein Junge, oder?
    Oder?
    Da hatte Phillip den einzigen klarsichtigen Moment gehabt, seit er entdeckt hatte, dass Julia entführt worden war.
    «Von welcher Zeitung kommen Sie?», fragte er.
    «Von der, die Sie lesen, wie mir Ihr Zeitungshändler sagte», antwortete sie. «Also kommen Sie schon, Phillip, ich möchte Ihnen helfen, ich …»
    An diesem Punkt hatte er das Handy ausgeschaltet und sich einen großen Whisky eingeschenkt.
    Als der Gerichtsmediziner Julias Leiche freigab, übernahm ihre Mutter die Organisation der Beerdigung, genau wie sie es bei ihrer Hochzeit gehalten hatte und wie sie es bei der Taufe ihres Kindes getan hätte.
    Er versuchte zu arbeiten, etwas, was er normalerweise gerne tat, er wollte die Installation einer Zentralheizung in St Johns Wood zu Ende bringen, aber er konnte nicht. Er ging ins Pub, einen Ort, den er normalerweise nicht besonders mochte.
    Er konnte trinken. Er konnte Geld in den Einarmigen Banditen werfen und fand dann einen sonderbaren Trost in den wirbelnden Symbolen. Die Entscheidung für «Nudge» oder «Hold» zu treffen, wozu der Automat ihn verführte, wurde zu einem angenehmen Ritual.
    Das Beste aber war, dass niemand mit ihm redete. Am Geldspielautomaten im Pub war es, als hätte er eine unsichtbare Wand um sich. Niemand konnte hinter diese Wand schauen, und nun hatte der Mann mit dem calvinistischen Arbeitsethos, der normalerweise bis auf den letzten Penny genau wusste, was er auf dem Konto hatte, keinerlei Problem damit, eine Münze nach der anderen in den Bauch des Einarmigen Banditen zu werfen.
    Er ging nur vom Geldautomaten weg, wenn die Wirkung des Alkohols nachließ und er sich an der Bar einen neuen Drink holen musste.
    «Tut mir leid», sagte die Barkeeperin, eine Blondine, noch ganz gut in Schuss, mit freundlichen Augen und einem Ehering am Finger, «ich darf Ihnen nichts mehr einschenken.»
    «Warum nicht?» Als er die Frage stellte, kam ihm das ein bisschen absurd vor, weil er die Antwort in seiner eigenen Stimme hörte. Er war betrunken, richtiggehend sturzbesoffen.
    «Gehen Sie heim», sagte die Barkeeperin. «Ich rufe Ihnen ein Taxi. Gehen Sie heim und schlafen Sie sich aus.»
    «Das kann ich nicht», gab er zurück. «Schlafen.»
    Auf einem Fernsehgerät über der Theke begannen die Sechs-Uhr-Nachrichten der BBC. Er versuchte, sich wegzudrehen, schaffte es aber nicht, und im Aufblicken sah er ein Gesicht, ein Foto, das wieder vom Bildschirm verschwand und den Aufnahmen einer Überwachungskamera aus einem großen Gebäude Platz machte. Den Kommentar konnte er beim Lärm in der Bar kaum hören.
    Er ging rückwärts, den Blick auf den Bildschirm geheftet, und brüllte ein Paar, gegen dessen Tisch er torkelte, wobei fast die Gläser umfielen, mit «Ruhe» an.
    «Okay, das reicht jetzt», sagte die Barkeeperin.
    Das Gesicht erschien wieder auf dem Bildschirm, hinter dem Kopf des Nachrichtensprechers. Phillip zeigte auf den Fernseher und versuchte angestrengt, den Nachrichtensprecher zu verstehen, der etwas in der Art sagte, die Polizei zeige zwei verschiedene Aufnahmen von Überwachungskameras, eine aus der British Library und eine, die am heutigen Tag vor einem Krankenhaus entstanden sei.
    Woher? Woher kannte er den Mann?
    Statt des Nachrichtensprechers erschienen nun Archivaufnahmen einer baumgesäumten Straße in einem Vorort Londons.
    «Das ist ja mein Haus», sagte Phillip. Der Mann, mit dem die Polizei reden wollte, hieß Paul Dwyer. «Nein, er heißt nicht Dwyer.» Die Polizei wollte auch mit einem Priester reden, einem Mann, dessen Gesicht ganz jung wirkte. Aber Phillip hatte keine Ahnung, wer der Priester war.
    «Er heißt Paul, aber nicht Dwyer. Ich habe bei ihm einen Auftrag durchgeführt.»
    Seine Gedanken kamen Phillip vollkommen sinnvoll vor, aber er war klar genug im Kopf, um zu wissen, dass seine Sprache nur noch ein betrunkenes Lallen war.
    Er holte sein Handy heraus und versuchte, es einzuschalten, merkte aber, dass er seine

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