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Der Herodes-Killer

Der Herodes-Killer

Titel: Der Herodes-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Roberts
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beobachtet, wie das Tier sich über seine Finger zu der offenen Wunde an seiner Handwurzel schlängelte.
    Aus der Dunkelheit um den Felsen war ein tieferer Schatten zu seinem geschundenen Körper gekrochen. Des Sprechens unfähig hatte Flint auf dieses Dunkle gestarrt, das im letzten Moment, bevor er in Ohnmacht fiel, auf seine Haut geglitten war.
    In dem beinahe leeren Café im Hafen von Dover beobachtete Flint die wachsende Anspannung eines Lastwagenfahrers an der Kasse. Er griff in seinen Mantel und zog die leere Hand heraus. Er wühlte mit beiden Händen in seinen Taschen herum. Leer. Er versuchte es in den Hosentaschen, ebenfalls vergebens.
    «Verdammt. Mein Geldbeutel.»
    Flint trat zur Kasse. Die junge Frau hinter der Theke zog die Kaffeetasse zurück, die sie dem Fahrer gerade hatte servieren wollen.
    «Hier», sagte Flint und reichte der Frau eine Zweipfundmünze. Diese schob den Kaffee daraufhin wieder zu dem Fahrer zurück. Flint zeigte auf seinen Tisch in der Ecke, und der Fahrer setzte sich zu ihm.
    «Sind Sie sicher, dass Sie Ihren Geldbeutel nicht im Fahrerhaus Ihres Lastwagens vergessen haben?», fragte Flint.
    «Ja, vor fünf Minuten habe ich eine Zeitung gekauft. Danke für den hier.» Er trank seinen heißen Kaffee.
    «Soll ich Ihnen helfen, Ihren Geldbeutel zu suchen?»
    «Es waren nur fünf Pfund darin.»
    «Sie haben Ihr Handy?», fragte Flint.
    «Ja.»
    «Und Ihren Pass?»
    «Ja, ja.»
    «Sie müssen Ihren Kreditkartenanbieter anrufen und Ihre Kreditkarte sperren …»
    Der Fahrer lachte bitter und blickte an Flint vorbei. «Ich habe keine Kreditkarten. Nicht mehr.»
    «Keine Kreditkarten?»
    «Ich hatte mehrere, als ich noch verheiratet war.» Bei dieser Erinnerung blickte er wehmütig drein.
    «Ich denke, wir haben das Gleiche hinter uns», sagte Flint. Der Mann sah ihn an. Flint erklärte: «Meine Ex hat alle meine Karten voll ausgeschöpft, bevor sie mich sitzengelassen hat.»
    «Die Schlampe. Sie hieß nicht zufällig Lisa, oder?» Der Fahrer lachte über seinen eigenen Scherz, und Flint lachte mit, lauter als sein neuer Bekannter, aber vollkommen im Einklang mit ihm.
    Das öffnete Türen. Der Fahrer sagte: «Sie hat mich ausgenommen und dann für einen anderen Kerl abserviert. Zum Schluss war ich bankrott. Das Schlimmste daran ist, dass ich jetzt eine neue Frau in meinem Leben habe. Sie ist ein Engel, genau das Gegenteil von Lisa, sie ist schwanger, und wir kaufen für das Baby in Sozialläden ein.»
    «Das ist einfach furchtbar ungerecht», meinte Flint. Der Fahrer trank den Rest seines Kaffees schweigend, blickte dann zu Flint auf und lächelte.
    «Warum schauen Sie mich so an?»
    «Sie sind nicht der Einzige, der ein Problem hat, Kumpel», sagte Flint. «Wohin fahren Sie?»
    «Nach Frankreich.»
    «Und was haben Sie geladen?»
    «Selbstbaumöbel.»
    «Am besten, wir suchen mal den Geldbeutel.»
    «Es waren nur fünf Pfund darin, mehr nicht.»
    «Fünf Pfund sind fünf Pfund. Suchen wir danach.»

    Eine Viertelstunde später sagte Flint in der Fahrerkabine des Lastwagens: «Wenigstens haben wir es versucht.»
    «Ich habe eh nicht geglaubt, dass wir ihn finden.»
    Die Wasserflasche auf dem Armaturenbrett sah alt aus, als wäre sie im Verlauf mehrerer Monate Dutzende von Malen am Wasserhahn nachgefüllt worden. Der Fahrer ertappte Flint dabei, wie er sie betrachtete.
    «Was hatten Sie vorhin im Café gemeint?», fragte der Fahrer.
    «Da habe ich verschiedene Dinge gesagt.»
    «Sie haben so etwas gesagt wie, ich wäre nicht der Einzige, der ein Problem hat. Worauf wollten Sie hinaus?»
    «Ich suche jemanden, der mir einen Gefallen tut.» Flint griff in seinen Mantel und zog einen dicken, braunen Umschlag hervor, den er auf seinen Schoß legte. Er sah die Erregung in den Augen des Fahrers. «Ich kenne Ihren Namen nicht und Sie nicht meinen. Halten wir es einfach», sagte Flint. Er öffnete den Umschlag und brachte ein Bündel Geldscheine zum Vorschein. «Dreitausend in Fünfzigern. Verstecken Sie mich in Ihrem Lastwagen. Sobald wir in Paris sind, bin ich Geschichte, und Sie sind um drei Tausender reicher.»
    Flint hielt dem Fahrer ein paar Scheine hin, doch der wirkte hin und her gerissen.
    «Was, wenn ich durchsucht werde?»
    «Wann ist das zum letzten Mal passiert?»
    «Man kann nie wissen.»
    «Da haben Sie recht.»
    Langsam steckte Flint das Geld in den Umschlag zurück. Der Fahrer schaute gebannt zu, und seine Schultern sackten herunter, als die Geldscheine verschwanden.
    «Es tut mir

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