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Der Herodes-Killer

Der Herodes-Killer

Titel: Der Herodes-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Roberts
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leid, ich hätte Sie nicht darum bitten sollen. Ich hätte Sie nicht in diese Lage bringen sollen.» Flint öffnete die Tür. «Ich hoffe, alles geht gut», sagte er. «Die Geburt und so.»
    Er schlug die Tür hinter sich zu und ging weg. Plötzlich flog die Tür auf.
    «He, Kumpel», sagte der Fahrer. Flint drehte sich um. «Falls wir durchsucht werden, sagen Sie, dass Sie als blinder Passagier mitgefahren sind, okay?»
    Flint kehrte um und spürte dabei, wie der Geldbeutel des Fahrers in seiner Tasche drückte.
    «Ich gebe Ihnen fünfzehnhundert jetzt, und fünfzehnhundert, wenn Sie mich in Frankreich rauslassen.»

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    62
    In der Ermittlungszentrale in der Isaac Street vibrierte Rosens Handy, das auf seinem Schreibtisch lag. Erschöpft und vom Schock und der Anspannung benommen, sah er zu, wie es zweimal läutete.
    «David, das Handy, schnell, es ist wichtig!» Bellwood streckte ihm das Gerät hin.
    SARAHMOBIL. Der Name seiner Frau erschien im Display.
    Er nahm den Hörer des Schreibtischtelefons von Baxter entgegen, während alle Augen im Raum sich auf ihn richteten, und stieß einen Laut aus, der irgendwo zwischen einem einzelnen Lachen und einem Schrei der Erleichterung lag.
    SARAHMOBIL. Das Display flackerte vor seinen Augen wie ein Blitz.
    «Sarah, wo bist du?»
    Aber er hörte nichts als das gedämpfte Dröhnen eines mächtigen Motors und irgendwo in einiger Entfernung das Rauschen von Wasser.
    «Sarah?» Er spürte das Ausbleiben ihrer Stimme als einen scharfen, heftigen Schmerz mitten in seiner Brust. «Wer sind Sie?»
    «Ihr Festnetzanschluss ist besetzt.»
    «Flint …?»
    «Ist heute etwas Besonderes los, David?»
    «Wo ist meine Frau, Flint?»
    Schweigen.
    «Wo wird meine Frau festgehalten?»
    «Ich bin verwirrt und ein wenig enttäuscht, David. Werden Sie mich fragen, warum ich verwirrt und ein wenig enttäuscht bin?»
    «Warum?»
    «Warum was, David?»
    Rosen schluckte die Kröte. Flint würde die eine Frage, auf die er eine Antwort brauchte, nicht beantworten, aber solange er den Priester am Apparat hatte, bestand der Hauch einer Chance, dass er unabsichtlich etwas verraten würde. Rede mit ihm, bleib an ihm dran …
    «Warum sind Sie denn enttäuscht?»
    «Weil Sie gestern in der British Library waren und mich dort gesehen haben, mich aber nach all der Hilfe, die Sie von mir erhalten haben, nicht einmal gegrüßt haben. Sie waren nicht einmal so höflich, zu mir zu kommen und mir guten Tag zu sagen, und deshalb bin ich verwirrt und ein wenig enttäuscht. Ich hatte das Gefühl, dass Sie das wissen sollten. Das erscheint mir nur fair, oder?» Seine Boshaftigkeit verbarg sich hinter dem gepflegten, gebildeten Tonfall.
    «Das ist nicht die Hauptfrage», sagte Rosen. «So, wie ich es sehe.»
    «Und was ist dann die Hauptfrage?», erwiderte Flint. «So, wie Sie es sehen?»
    Rosen schwieg für einen Augenblick. Er lauschte angestrengt auf die Hintergrundgeräusche, da ihm klar war, dass diese aufschlussreicher sein würden als das, was der Anrufer sagte. Er hörte, wie mächtig der Motor klang und wie eindringlich das Wasser rauschte.
    So, dachte Rosen. Wie haben Sie es aus Dover herausgeschafft?
    Ein Erinnerungsschnipsel aus der Kindheit überfiel ihn, seine Reaktion als Sechsjähriger auf etwas, was er in der winzigen Küche der überfüllten Mietwohnung gesehen hatte, die er einmal sein Zuhause genannt hatte. Der Familienkater, ein Zwischending aus Streuner und regelmäßigem Besucher, hatte die Pfote vom Rücken einer benommenen Maus genommen und dem kleinen, lebendigen grauen Ball gestattet, fünf Schritte davonzurennen, bevor er träge die Pfote gehoben und das Tierchen wieder zurückgezogen hatte. Rosen erinnerte sich, dass er gedacht hatte: Tu einfach gar nichts, hör auf mitzuspielen, er vernichtet dich sowieso.
    «Father Flint, wir befanden uns in einer Bibliothek, einem Ort ruhigen Studiums, und Sie wirkten tief versunken. Es kam mir nicht richtig vor, Sie zu stören.»
    Er schrieb die Worte: «Informieren Sie die Hafenbehörde von Calais, Flint befindet sich wahrscheinlich auf einer Fähre, die den Hafen Dover verlassen hat.» Er schob Bellwood die Nachricht zu.
    Der Rhythmus des Motors veränderte sich, da die Wellen härter wurden.
    «Ein solcher Respekt vor Bildung und Erziehung», sagte Flint. «Aber Sie wissen selbst, dass das bei Ihnen verlorene Liebesmüh gewesen wäre. Wären Sie in eine gute Familie hineingeboren und zur besten Privatschule geschickt worden, wäre

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