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Der Herodes-Killer

Der Herodes-Killer

Titel: Der Herodes-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Roberts
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gerade war, nun dem Festland näherte.
    «Dies hier ist die Tür zum Verlust. Stellen Sie sich in diese Tür, David, und bekommen Sie genau den Moment zu fassen, in dem Sie zum Bettchen zurückkehrten und im aus dem Flur hereinfallenden Licht nur noch Ihr regloses Kind sahen und überhaupt nichts mehr hörten. Haben Sie Hannah da auf den Arm genommen? Haben Sie sie geschüttelt? Haben Sie ihr befohlen, von den Toten zurückzukehren?»
    «Ich habe sie auf den Arm genommen. Ich habe sie nicht geschüttelt. Ich habe ihr nicht befohlen zurückzukehren. Ich habe Sarah gerufen, ihr gesagt, dass unser Kind tot ist und Hannah ihrer Mutter in die Arme gelegt … Ich habe den Krankenwagen und die Polizei gerufen …»
    «Was haben Sie bei Ihrem Verlust versäumt?»
    «Ich konnte mich nicht verabschieden, weil ich den Augenblick verpasst habe. Ich habe nicht Lebewohl gesagt. Ich war nicht da, um sie wenigstens im Arm zu halten, als sie in die Kälte und die Dunkelheit hinüberging.»
    «Und Ihre Frau, sie ist durchgedreht, nicht wahr? Aber Sie, David? Was haben Sie verloren?»
    «Damals … damals habe ich die Hoffnung verloren.»
    Das Telefon in seiner Hand rutschte von seinem Ohr weg. Er hielt den Atem an, um die Schluchzer zu unterdrücken, die in ihm aufstiegen, aber stumme Tränen strömten ihm übers Gesicht.
    Carol Bellwood trat vor und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Sie ergriff seine Hand und führte das Telefon an sein Ohr zurück.
    Rosen machte seinem Kummer mit einem tiefen, schluchzenden Ausatmen Luft.
    Bellwood trat zurück.
    Rosen hörte ein ganz schwaches Echo seiner eigenen Stimme, eine Rückkopplung der beiden Telefone. Der Motor des Schiffs lief nun langsamer, und die Bewegung der Wellen ließ nach. Er blickte auf Sarahs Namen auf dem Display des Telefons auf seinem Schreibtisch, beugte sich tief über die Sprechmuschel und fragte: «Wann haben Sie meiner Frau ihr Handy abgenommen, Flint? Wann?»
    «Sie hat noch ein paar Stunden.» Flints Stimme polterte in den Raum. «Aber nicht so viele wie die anderen, Sie haben also noch ein paar Stunden, um sie zu finden.»
    «Eine Adresse, Flint?»
    «Ich weiß nicht …»
    «Oh doch, das wissen Sie.»
    «Aber ich kenne jemanden, der Bescheid weiß.»
    «Wo ist Dwyer?»
    «Das ist nicht der Mann, nach dem Sie suchen sollten, wenn Sie zu Ihrer Frau wollen.»
    «Und wer ist es dann?»
    «Bruder Aidan.»
    «Bruder Aidan weiß, wo meine Frau ist?»
    «Schnappen Sie ihn sich, kleiner Bulle.»
    Flint legte auf. Bellwood nahm Rosen das Telefon ab und wählte die Nummer des Anrufers, aber Sarahs Handy war jetzt ausgeschaltet.
    «Die Polizei Kent, wir müssen sofort Beamte zum St Mark’s schicken», rief Rosen.
    Gold saß schon am Telefon. «Ich bin dran, Chef!»
    «Es ist eine todsichere Wette, dass er innerhalb der nächsten Stunde in Calais eine Fähre verlässt!»
    «Wir reden mit den Hafenbehörden von Calais und mit der Polizei vor Ort.»
    «Wir brauchen ein freies Telefon, um Bildmaterial zu empfangen, und ein weiteres Telefon für Gespräche.»
    Corrigan hielt sein Smartphone hoch. «Für die Videos habe ich hier das neueste iPhone, David.»
    «Und auf meinem Handy blockiere ich alle Anrufe, die nicht von der Polizei Kent stammen», meinte Bellwood.
    «Bruder Aidan?» Rosen sprach den Namen laut aus. «Was zum Teufel ist da los, Flint?» Er blickte sich um und sah die Normalität einer Ermittlungszentrale auf höchster Alarmstufe.
    «David … David …» Die Stimme schien von weit weg zu kommen, aber es war Bellwood, die ihn ansah und seine Aufmerksamkeit einforderte. Sie zeigte auf Gold. «In Kent sind jetzt drei Einsatzwagen auf dem Weg zum St Mark’s.»
    Rosen nickte, war aber felsenfest überzeugt, dass es, Einsatzwagen hin oder her, für Bruder Aidan schon zu spät war.

[zur Inhaltsübersicht]
    63
    Streifenbeamte der Polizei Kent übertrugen Live-Aufnahmen aus der Kapelle von St Mark’s auf das iPhone der Ermittlungszentrale in der Isaac Street.
    Rosen hielt Corrigans Smartphone in der Hand, schaute sich die Bilder an und hörte dem Kollegen vor Ort zu.
    «Zwei der Mönche sind gestorben, als sie aus der Kapelle zu fliehen versuchten.»
    DS Wilson von der Polizei Kent erläuterte Rosen das Geschehen. Zu sehen war, dass zwei ältere Männer neben der Tür lagen; die anderen waren zwischen der Tür und der Kommunionsschranke niedergemetzelt worden. «Die anderen, wie Sie sehen …»
    Vor der Kommunionsschranke war Bruder Aidan mit abgetrennter, zunächst

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