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Der Herr der Augenringe

Der Herr der Augenringe

Titel: Der Herr der Augenringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dschey Ar Tollkuehn
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geheimnisvollerweise aus der Stadt und beklagte sich über eine Art Verschwörung und eine Menge bedrohlicher Notizen, die auf seinem Frühstückstablett zurückgelassen worden waren. Damals sah das verdächtig aus in Anbetracht des Todes seines Vaters, und Carotin wurde der Verräterei beschuldigt. Dann starben die übrigen Verwandten des Königs einer nach dem anderen auf seltsame Weise. Einige fand man mit Geschirrtüchern erwürgt, andere erlagen Nahrungsmittelvergiftungen. Einige wurden in Suppenkübeln ertrunken aufgefunden, und einer wurde von unbekannten Gegnern angegriffen und mit Schmorfleisch totgeschlagen. Mindestens drei scheinen sich rückwärts auf Salatgabeln geworfen zu haben, vielleicht in einer noblen Geste des Kummers über das vorzeitige Ende des Königs. Schließlich war nur noch einer in Minas Troney übrig, der entweder geeignet oder bereit war, die verfluchte Krone zu tragen, und die Herrschaft über Zwiedor konnte erlangen, wer wollte. Der Küchensklave Paraffin übernahm tapfer die Truchsessenwürde bis zu dem Tag, an dem ein direkter Nachkomme von Carotin zurückkehrt, seinen rechtmäßigen Thron zurückfordert, Zwiedors Feinde besiegt und das Postwesen wieder aufmöbelt.«
    Just da öffnete sich ein Sehschlitz in der Tür, und ein rundes und glänzendes Auge betrachtete sie.
    »W-w-was wollt ihr?«, fragte eine Stimme.
    »Wir sind Wanderer und hergekommen, um Minas Troney Beistand zu leisten. Ich bin Gutgolf Grauzähne.« Der Zauberer zog ein zerknülltes Stück Papier aus seiner Brieftasche und steckte es durch den Schlitz.
    »W-was ist das?«
    »Meine Visitenkarte«, erwiderte Gutgolf. Sie kam sofort in ein Dutzend Fetzen gerissen zurück.
    »Truchsess nicht zu Hause. Auf Urlaub. K-k-keine H-hausierer!« Der Sehschlitz schloss sich mit einem kleinen Knall.
    Aber Gutgolf ließ sich nicht so leicht hinters Licht führen, und die Boggies sahen seinen Augen an, dass er über diese Unverschämtheit wütend war. Seine Pupillen gingen kreuz und quer wie die Orangen eines Jongleurs. Er läutete wieder, lange und laut. Das Auge zwinkerte sie an, und ein Knoblauchduft drang aus dem Schlitz.
    »Ihr w-w-wieder? Sagte doch, er duscht gerade.« Und der Schlitz schloss sich.
    Gutgolf sagte nichts. Er langte in seine Mao-Jacke und zog eine schwarze Kugel heraus, von der Pepsi zuerst glaubte, es sei der mallomar mit einer Schnur daran. Gutgolf zündete sie mit seiner Zigarre an und warf die Kugel auf den Briefschlitz. Dann rannte er um die Ecke, und die Boggies folgten ihm. Es gab ein lautes Dröhnen, und als die Boggies um die Ecke spähten, war die Tür wie durch Hexerei verschwunden.
    Stolz durchschritten die drei das rauchende Portal. Sie sahen sich einem schäbig gekleideten alten Palastwächter gegenüber, der sich Ruß aus den schmerzenden Augen wischte.
    »Du kannst Benelux sagen, dass Gutgolf der Zauberer eine Audienz erwartet.«
    Der tatterige Krieger verbeugte sich grollend und führte sie durch die luftlosen Korridore.
    »D-d-dem T-truchsess w-wird d-das n-nicht g-gefallen«, krächzte der Alte. »I-i-ist s-seit Jahren nicht aus dem P-palast h-h-herausgekommen.«
    »Wird das Volk nicht aufsässig?«, fragte Pepsi.
    »I-ihre Sache«, brummte der Palastwächter.
    Er führte sie durch eine Wappenhalle, deren Pappbögen und Gipsgewölbe ihre Köpfe um einen ganzen Fuß überragten. Reich mimeografierte Wandbehänge schilderten anschaulich die legendären Taten früherer Könige. Pepsi gefiel besonders einer über einen längst toten König und eine Ziege, und sagte es. Gutgolf knallte ihm eine. Die Wände glitzerten vor eingelegten Gingerbier-Flaschen und Modeschmuck, und die blank geputzten Aluminiumwaffen warfen leuchtende Reflexe auf das handgelegte Linoleum zu ihren Füßen.
    Schließlich kamen sie in den Thronsaal mit seinem sagenhaften Reißnagelmosaik. Nach seinem Aussehen zu urteilen, diente der königliche Thronsaal gleichzeitig als königliche Dusche. Der Wächter verschwand, und an seiner Stelle erschien ein ebenso betagter Page in einer olivgrünen Livree. Er schlug auf einen Messinggong und schnarrte:
    »Verbeugt euch und macht euren Kratzfuß vor Benelux, dem Großtruchsess von Zwiedor, dem getreuen Regenten des verschwundenen Königs, der eines Tages zurückkommen wird, wie es heißt.«
    Der altersgraue Page verzog sich hinter einen Wandschirm, und in der Nähe flatterte ein Vorhang. Heraus rollte der verhutzelte Benelux auf einem abgenutzten Rollstuhl, der von zwei schnaufenden

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