Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Herr Der Drachen: Roman

Titel: Der Herr Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
Vom Netzwerk:
Armbrust entgegen und sah zu, wie Bren noch einmal die Handhabung erläuterte.
    »Auf Muthus.« Attar deutete mit dem Kopf hinter sie, und als sie sich umdrehten, sahen sie die Tiere im Schatten angepflockt. »Die können sehr schnell rennen. Und jetzt kommt!«
    Mit knirschenden Zähnen vermied Tallis, Marathin in die Augen zu blicken, als er das hintere Ende von Attars Sattel packte und rasch aufsprang.
    Attar reichte Tallis die Armbrust, und er legte einen Pfeil ein, ehe er sie im Sattelhalfter verstaute. Sein Herz hämmerte, und er klammerte sich an Marathin fest, als diese sich in die Luft schraubte. Der Wind pfiff in seinen Ohren, und seine Augen tränten, als der Drache immer weiter aufstieg und abdrehte. Unter ihnen hingen zwölf Männer in schwarzer Kleidung wie Schatten auf den Rücken der Muthus. Sie beugten sich tief über die langen Hälse der Tiere, während diese am Flussufer dahinjagten.
    Marathin stieg höher und mit einem Flappen ihrer Flügel ließen sie die Soldaten hinter sich zurück. Sie flogen nach Osten und folgten dem Lauf des Flusses, der im Mondschein silbrig glänzte. Am Himmel waren keine Wolken; und so schien der Mond hinab
und verwischte die Konturen der Landschaft zu einer farblosen Masse aus Licht und Schatten.
    Die Furcht wuchs in Tallis, während sie durch die Nacht schossen. Unter dem Pochen seines eigenen Herzens konnte Tallis das leise, brummende Vibrieren vom Drachen ausgehen hören. Es wärmte ihn wie Feuer. Marathin war begierig auf die Jagd, und die Angst grub ihre Krallen in Tallis’ Wirbelsäule, als er spürte, wie sich auch in ihm ein ähnlicher Blutdurst einstellte. Marathins ungezügelte Wildheit ging auf ihn über. Er fühlte jeden Schlag ihrer Flügel und jeden Atemzug.
    Kaum eine halbe Stunde war vergangen, als Bren etwas rief und nach unten deutete. Vor ihnen sah Tallis die dunkle Silhouette von zwei Gebäuden, und der Mond warf seinen silbernen Schein auf den kargen Boden. Es gab keinerlei Anzeichen von Licht oder Leben.
    Waren sie zu spät? Marathin spreizte die Flügel und ließ sich absinken, während Tallis spürte, wie ihm die Nackenhaare zu Berge standen und ihn ein kalter Schauer überfiel. »Marathin«, schrie er, und er war sich nicht sicher, ob er laut gerufen oder die Warnung nur in seinem Geist ausgestoßen hatte. Ein schriller Ruf ertönte; der Drache legte die Schwingen an und tauchte gerade noch rechtzeitig ab, als ein großer, schwarzer Schatten über sie hinwegschoss. Tallis wurde im Sattel zurückgeworfen, und das Geschirr spannte sich. Ein Schmerz stach ihm in den Kopf, und er versuchte verzweifelt, bei Bewusstsein zu bleiben, während die Schwärze an den Rändern seines Sichtfeldes nagte.
    »Festhalten.« Attars Worte wurden weggetragen, als Marathin plötzlich die Flügel wieder öffnete und scharf nach links auswich.
    Ein schwarzer Flügel mit Widerhaken fegte eine Handbreit neben Tallis’ Kopf vorbei, und die Kreatur kreischte auf, als sie bemerkte, dass sie ihn verfehlt hatte.
    Tallis spürte bittere Galle in seiner Kehle aufsteigen und merkte, wie ihm die Realität entglitt. Die Welt um ihn herum verdunkelte sich, und das Dröhnen wurde lauter. Er versuchte verzweifelt, dagegen anzukämpfen, und konzentrierte sich darauf, die Sattelstange
unter seinen Händen und die raue Haut des Drachen an seinen Beinen zu fühlen.
    »Schieß!«, schrie Attar, während er seine eigene Armbrust aus dem Sattelhalfter zog.
    Aber Tallis konnte sich nicht bewegen. Er hörte nichts als sein Herz und das unablässige Pulsieren des Drachen. Er sah, wie Bren und Jared in einem Halbkreis zu ihnen zurückgeflogen kamen. Das Mondlicht glänzte auf der Pfeilspitze in Jareds Armbrust. Die Szene hatte etwas Unwirkliches. Tallis hörte die anderen rufen, und der Wind toste in seinen Ohren, aber alles klang wie durch eine dicke Mauer hindurch. Das Biest griff erneut an.
    Tallis drehte sich in seinem Sattel um. Der andere Drache war nahe hinter ihnen, schoss aus der Dunkelheit hervor, das riesige Maul aufgerissen, die Augen glommen. Das Mondlicht brach sich auf den weißen Spitzen seiner Zähne.
    Tallis vergaß die Armbust und zog instinktiv sein Jagdmesser. Das Biest kam näher und kreischte noch einmal ohrenbetäubend; der lange Hals war auf sie zugereckt, als der Angreifer zustieß. Im allerletzten Moment drehte sich Marathin um, und sie rollten sich unter dem anderen Drachen hindurch. Die scharfen Klauenfüße verfehlten sie, anders als die Flügel. Die Widerhaken

Weitere Kostenlose Bücher