Der Herr Der Drachen: Roman
sich nicht. Es stand nur da und beäugte ihn. Arak-ferish . Die Worte zischten durch seinen Geist. Und dann, mit einem letzten Schnappen seines Kiefers, kauerte sich der Drache erst nieder und sprang dann auf in die Luft, fing mit den Flügeln die Luft ein und zog davon in die Dunkelheit. Zitternd sah Tallis ihm hinterher.
Arak-ferish - es lag eine Botschaft in diesem letzten Ruf, die nur für ihn bestimmt gewesen war.
31
A zoths Griff um ihren Arm glich einem Stahlreif, und Shaan blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen, während er sie durch den Flur von Morfessas Haus zerrte. Sie versuchte zu schreien, aber es drang kein Laut aus ihrer Kehle. Er zog sie hinter sich die flache Treppe zum Innenhof hinunter. Der Brunnen plätscherte noch immer leise, aber der Platz war leer. Sie überquerten zügig den schwach erleuchteten Ort, und Azoth ließ den Blick schweifen, als könne er mühelos die tiefen Schatten in den Ecken durchdringen.
Und vielleicht konnte er das ja tatsächlich. War er wirklich Azoth? Er wird dich holen , hörte sie wieder Nuathins gezischtes Flüstern. Sie wandten sich nach links, den Säulengang entlang, vorbei an zwei Türen, um vor der dritten haltzumachen. Hinter ihnen ertönten Schreie und das Geräusch von Stiefeln auf den Bodenfliesen. Shaan wollte um Hilfe rufen, aber sie brachte kein Wort heraus. Azoth lächelte zu ihr hinunter, öffnete ohne Eile die Tür und zog sie ins Zimmer. Und während sie sich noch mit Händen und Füßen wehrte, sah sie die Schatten von rennenden Männern an der Wand des Flures.
»Stehen bleiben«, brüllte eine Stimme, aber Azoth schenkte ihr keine Beachtung. Er lief quer durch den mondbeschienenen Raum und stieß eine Flügeltür auf. Dahinter erstreckte sich der gepflasterte Boden bis in die Dunkelheit des Gartens hinein.
»Stehen bleiben!« Rorc stürmte mit aus der Scheide gezogenem Schwert ins Zimmer, gefolgt von Balkis und einem hageren, älteren Mann.
Azoth zog Shaan an sich, der Griff um ihren Arm verstärkte sich, und er lachte. »Ihr könnt mich nicht aufhalten.«
Rorc näherte sich ihm, das Schwert zum Stoß bereit. »Lass sie gehen.«
»Das kann ich nicht tun. Außerdem beanspruche ich nur, was ohnehin mein ist.«
Shaan strampelte in Azoths Griff und warf Balkis einen verzweifelten Blick zu, als dieser an die Seite des Kommandanten trat. Auch sein Schwert war aus der Scheide gezogen, und er biss die Zähne zusammen, als er ihren Blick auffing. Er sah aus, als ziehe er es ernstlich in Erwägung, sie beide anzugreifen. Shaans Augen sahen ihn flehend an, und sie schüttelte den Kopf. Azoth würde ihn töten.
»Du kannst nicht entkommen.« Rorc trat einen Schritt näher. »Meine Jäger werden dich finden.«
»Rorc!« Der alte Mann unterbrach ihn mit scharfer Stimme. »Seid vorsichtig.«
Und er kam näher, die hellen, tränenden Augen unverwandt auf Azoth geheftet.
Rorc zögerte, und Azoths Blick huschte zu dem Alten. Auf seinem Gesicht erschien ein bedrohlicher Ausdruck. »Ich kann dich spüren, alter Mann … Verführer«, zischte er. »Sei nicht töricht.«
Seine Hand schloss sich fester um Shaans Handgelenk, und sie zuckte zusammen, als ihre zerbrechlichen Knochen knirschten. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Balkis auf sie zukam, das Gesicht wutverzerrt. Sie versuchte, ihn mit einem Schrei aufzuhalten, aber glühend heißer Schmerz durchzuckte sie, und sie brachte keinen Laut heraus. So gut es ging, kämpfte sie darum, der brennenden Kälte zu widerstehen, die von Azoths Griff ausging. Er zerrte wieder an ihr. Innerlich schrie sie gequält auf, als sie hörte, wie der alte Mann vor Schmerz stöhnte, und sie sah ihn auf die Knie sinken. Balkis rief etwas, und er und der Kommandant griffen gleichzeitig an.
Azoth zerrte nun noch heftiger an ihr und sog alle ihre Energie aus ihr auf. Der Boden unter ihren Füßen gab nach, die Geräusche verstummten, und die drohende Schwärze rückte näher, während sie entmutigt versuchte, ihm zu widerstehen. Azoth streckte eine
Hand aus, und die beiden Männer flogen, wie von einem Hieb getroffen, rückwärts gegen die Wand. Klirrend fielen ihre Schwerter zu Boden. Shaan sackte zusammen, ihr Geist war wie betäubt, und der Schmerz füllte sie ganz aus. Waren sie gerettet? Lebten sie noch? Azoth hob Shaan hoch und warf sie sich über die Schulter, und mit verquollenen Augen sah sie alle drei Männer auf dem Boden liegen, während Azoth sie aus dem Haus trug.
Eine Zeit lang bekam sie nichts
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