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Der Herr Der Drachen: Roman

Titel: Der Herr Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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bereits versichert, dass sie keine Bedrohung ist, Rorc. Ich kenne sie schon, seit sie ein Kind war. Das alles ist nicht nötig.«
    »Ich werde ihr nicht wehtun.« Er ging zum Schreibtisch und griff nach seinem Weinglas. »Aber ich kann nicht zulassen, dass Leute ungehindert im Tempel herumspazieren. Obwohl ich beeindruckt bin, dass sie es an den Jägern vorbeigeschafft hat.« Er schien nachdenklich, und Tuon flehte beunruhigt: »Lass sie in Ruhe. Du brauchst sie nicht.«
    Er warf ihr über den Rand seines Glases einen Blick zu. »Warum denn nicht? War denn deine Übereinkunft mit den Glaubenstreuen so schlecht?«
    »Das ist was anderes.« Sie hielt seinem Blick stand. »Was mit mir passierte, war etwas anderes.«
    »Aber irgendetwas ist trotzdem an ihr«, unterbrach Morfessa die beiden.
    »Was meinst du?«, fragte Rorc.
    »Ich weiß nicht. Es ist nur so ein Gefühl, schätze ich. Seltsam, aber da war irgendetwas Vertrautes an ihr, als ob ich sie vorher schon einmal gesehen hätte.«

    Tuon gefiel diese Wendung des Gespräches gar nicht, ebenso wenig wie der Ausdruck auf Rorcs Gesicht. »Vielleicht erinnert sie dich einfach an jemanden«, sagte sie rasch. »Ihr dunkles Haar und die Tönung ihrer Haut scheinen zur Dracheninsel zu gehören. Sie hat mir mal erzählt, dass ihr Vater von dort stammen könnte.«
    »Vielleicht.« Morfessa sah nachdenklich aus. »Aber diese Augen … dieses dunkle Blau … eine solche Augenfarbe habe ich schon mal irgendwo gesehen …« Er schüttelte den Kopf und legte die Hände übereinander. »Nein. Es war etwas anderes. Es war jemand anders. Ich weiß es, aber ich kann mich nicht …« Er starrte gegen die Wand.
    »Ich bin mir sicher, es wird dir wieder einfallen«, sagte Rorc.
    »Hmmm, was?« Morfessa drehte sich zu ihm um. »Oh, nun ja.« Seine Augen blickten wieder ins Leere, und er tat einen raschen Atemzug. »Ach ja, du wolltest mit Tuon sprechen. Dann werde ich euch allein lassen.« Als er das Zimmer verließ, legte sich erneut ein abwesender Ausdruck über seine Züge.
    Kaum dass er gegangen war, wurde Tuon nervös. Die Stille im Raum schien greifbar zu werden. Sie fühlte sich plötzlich sehr verletzlich und ging zum Fenster hinüber.
    »Der alte Mann hat mich neugierig gemacht«, sagte Rorc leise.
    »Morfessa sagt über viele Leute weltentrückte, unverständliche Dinge. Machen sie dich alle neugierig?«, erwiderte sie kühl.
    »Nur jene, die mich interessieren.«
    Tuon drehte sich zu ihm um und sah ihn an. »Shaan ist eine einfache junge Frau ohne Familie, sonst nichts. Sie wäre für dich keineswegs interessant.«
    »So mancher würde über dich genau das Gleiche sagen.« Er sah sie über den Rand des Glases hinweg an. Ihr Herz machte einen verräterischen Sprung, und sie kämpfte, um einen kühlen Gesichtsausdruck zu bewahren.
    »Ich weiß, dass ich für dich nicht von Belang bin, wenn es über das hinausgeht, was ich dir liefern kann.«
    »Das habe ich nie gesagt.« Er stellte sein Glas ab, und seine grünen
Augen schauten so eindringlich in die ihren, dass sie sich plötzlich wie gebannt fühlte. Wohlweislich löste sie sich und ging zum Stuhl auf der anderen Seite des Schreibtisches, wo sie sich niederließ. »Was willst du über Shaan wissen?«
    »Alles.«
    Sie stieß die Luft aus; er würde sich nicht davon abbringen lassen. Er war wie ein Straßenköter, der einen Knochen gefunden hatte. Sie lehnte sich zurück. »Ich weiß nicht, wo sie geboren wurde, aber sie kam mit ihrer Mutter nach Salmut, als sie noch ein Säugling war. Ich glaube, sie stammen irgendwo weiter nördlich von der Küste her. Ihre Mutter war der Droge Crist verfallen und starb, als Shaan erst fünf Jahre alt war, sodass sie sich bis zu ihrem elften Lebensjahr mit den Straßenbanden durchgeschlagen hat.«
    »Dann war sie also eine Diebin?«
    »Ja.« Tuon sah zu ihm auf und hob eine Augenbraue. »Kann ich fortfahren?«
    Mit einem leichten Lächeln nickte er.
    »Torg hat sie in einer Zelle entdeckt; man hatte sie beim Stehlen erwischt. Er war auf der Suche nach einer weiteren Hilfskraft für sein Gasthaus, und so hat er die Wachen bestochen und sie ins Red Pepino gebracht. Sie arbeitete für ihn in der Küche, und inzwischen schenkt sie auch Bier aus. Vor einigen Jahren hat sie damit begonnen, in der Drachenanlage Arbeiten zu übernehmen, um sich einige Münzen zusätzlich zu verdienen, so einfach ist das.« Sie zuckte mit den Schultern. »Das ist alles.«
    »Und warum ist sie dir hierher

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